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21 – Schlechte Nachricht in dunklen Geschäften

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Es musste in den frühen Morgenstunden sein, als er vom melodiösen Läuten seines auf dem Nachttisch liegenden Handys aufgeschreckt wurde. Im Unterbewusstsein hatte er zwar schon das mehrmalige Rufzeichen des Festnetzapparats im Wohnzimmer wahrgenommen, das erst verstummt war, als der Zeitpunkt der automatischen Weiterleitung des Anrufs auf das Handy gekommen war. Diese Vorwarnung hatte jedoch nicht ausgereicht, um ihn rechtzeitig und sanft aus dem Schlaf zu locken und ihm das jähe Erwachen beim Erklingen des Handys zu ersparen.

„Ja bitte!“

Seine Stimme klang nicht nur gequält und missgestimmt, sondern man konnte ihr auch unschwer seinen offenkundigen Wunsch entnehmen, den Anrufer auf die Uhrzeit und auf die Unverschämtheit eines Anrufes zu dieser Stunde aufmerksam zu machen. Er hatte sich erst zu vorgerückter Stunde, deutlich nach Mitternacht, zur Ruhe begeben können, da er auf einen vereinbarten Anruf hatte warten müssen. Nun war es zu allem Überfluss auch noch dieses unerwartete und unwillkommene Gespräch, das ihm die Erholung im Schlaf vergönnte.

„Ich bin´s noch mal, Meister“, meldete sich der Störer, „Sie wissen schon, Worrior.“

Im Bruchteil einer Sekunde war der Angerufene hellwach.

„Was ist los? Was ist passiert? Warum melden Sie sich noch einmal, und dann auch noch mitten in der Nacht?“

„Na ja“, kam es zögernd zurück. „Ich dachte, dass es gut sein würde, wenn ich Sie so schnell wie möglich informiere, dass es noch einmal Probleme gegeben hat, ganz unvorhersehbar.“

„Von welchen Problemen sprechen Sie? Ich möchte wissen, wie gesagt, was denn nun schon wieder passiert ist!“

„Immer mit der Ruhe, Meister!“, forderte der Anrufer, dem nicht verborgen geblieben war, dass er seinen Gesprächspartner in höchste Aufregung versetzt hatte.

„Was ist passiert?“, wiederholte der Angerufene energisch.

„Okay, wir mussten leider feststellen, dass jemand so unvorsichtig war, sich an unsere Fersen zu heften.“

„Sie sind verfolgt worden?“

Es war ein blankes Entsetzen, das in der Frage mitschwang.

„Von einem Verfolgen kann man wohl weniger sprechen, jedenfalls im eigentlichen Sinne. Nein, es hat jemand versucht, uns über das Internet zu identifizieren. Er ist den Spuren gefolgt, die wir mit unseren Daten dort hinterlassen haben.“

„Was hat er herausbekommen? Ich will, wie gesagt, wissen, ob er Erfolg gehabt hat! Und um wen handelt es sich überhaupt?“

„Es handelt sich um niemanden mehr, aber es handelte sich um einen, na sagen wir einfach, um einen jungen Mann.“

„Handelte? Sie haben auch ihn...?“

Der Angerufene sprach den Vorfall nicht aus, vor dem er Angst hatte.

„Ja, haben wir! Es ging nicht anders.“

„Wer war es? Wie heißt er?“

„Sie wissen doch, Meister, Namen sind Schall und Rauch! Bei unserem morgigen Treffen sehen wir weiter!“

„Aber wie ist es dazu gekommen, dass er im Internet auf Sie gestoßen ist? Es muss doch einen Anlass zur Suche für ihn gegeben haben. Und er muss doch auch Anhaltspunkte dafür gehabt haben, wo er suchen musste! Das kann doch, wie gesagt, nicht alles Zufall gewesen sein!“

„Mag sein, dass er Informationen hatte.“

„Dann muss er doch aber von jemandem eingeweiht worden sein! Ich frage mich, wie gesagt, wer das gewesen sein könnte, denn derjenige könnte eine Gefahr für uns bedeuten.“

„Das wird das erste getötete Täubchen gewesen sein, wer sonst? Und dieses Vöglein kann nun mal keine Beziehung mehr zwischen den beiden Fällen herstellen.“

„Und was ist mit der Tochter?“

„Würden Sie sich in deren Lage an einen Fremden wenden, der dann so nette Fotos von Ihnen zu Gesicht bekäme?“

„Na gut, können uns seine Erkenntnisse noch gefährlich werden, auch wenn er ...?“

„Er selbst kann niemandem mehr von seinen Erkenntnissen berichten. Darüber hinaus haben wir dafür gesorgt, dass es keine von ihm gesammelten Informationen gibt, die anderen in die Hände fallen könnten.“

„Was haben Sie damit gemacht?“

„Sie meinen, was wir getan haben, um dafür zu sorgen, dass seine Erkenntnisse nicht doch noch in falsche Hände geraten können?“

„Ja, genau!“

„Wir haben alles sorgfältig eingesammelt, was Daten enthalten konnte, und aus der Wohnung des jungen Mannes entfernt. Inzwischen ist bereits alles gelöscht, vernichtet und entsorgt.“

„Also gut! Wird die Kripo auf Grund anderer Auffälligkeiten eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen herstellen können?“

„Nein, wird sie nicht! Sie wird feststellen, dass zwei Fälle eines, sagen wir mal, plötzlichen gewaltsamen Ablebens ungewöhnlich sind, aber einen Zusammenhang wird niemand erkennen können. Der junge Mann hat ganz offensichtlich als Programmierer gearbeitet, was sein PC und die darauf gespeicherten Daten verraten. Seine Besucher hatten es in den Augen der Kripo ganz eindeutig auf seine Arbeit abgesehen, denn sie haben alles, und zwar nur dies, mitgenommen, was seine Daten enthalten konnte. In diesem Umfeld wird die Kripo nach den Tätern suchen.“

„Mir gefällt das alles nicht, trotz allem!“, erklärte der Angerufene. „Ich möchte noch wissen, ob ...“

Er konnte seinen Satz nicht zu Ende bringen, da ihm der andere dazwischenfuhr.

„Meister, es ist genug jetzt! Mir ist ohnehin schon zu viel von uns besprochen worden, hier am Telefon! Bleiben Sie ruhig und vergessen Sie den Vorfall!“

„Na gut“, willigte der Angerufene ein. „Dann bleibt es also bei unserem Treffen morgen um zehn Uhr“.

„Ja, bis morgen“, kam es zurück, bevor ein kurzes Klicken in der Leitung anzeigte, dass der Anrufer das Gespräch beendet hatte.

Im Bann des Augenblicks

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