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REGEL #25 //

DIE RÄDER AUF DEM DACH DEINES AUTOS SOLLTEN MEHR WERT SEIN ALS DAS AUTO

Oder zumindest sollten sie relativ kostspieliger sein. Einfach gesagt: Wenn du ein Supermarkt-Rad auf einen Rolls Royce lädst, steckst du in Schwierigkeiten, mein Freund. Vergiss nicht, was Sean Kelly gesagt hat.

Abgesehen von meinen rasierten Beinen, meiner Unbeholfenheit im Smalltalk und meiner ungewöhnlichen Erscheinung fiel ich in der Highschool durch den schrecklichen Zustand meines Autos auf. Es war ein Oldsmobile-Diesel als Kombi, Baujahr 1980, dessen Farbe der eines riesigen Kackhaufens ähnelte. Liebevoll nannte ich ihn »The Brownie«.

Ich bin kein Ingenieur, also kenne ich mich nicht im Detail mit so was aus, aber ich habe mir erzählen lassen, dass ein Dieselmotor auf einem anderen Funktionsprinzip beruht als ein gängiger Benzinmotor. Anstatt sich auf einen Zündfunken zu verlassen, setzt ein Diesel auf Glühkerzen und hochverdichtete Luft, um den Kraftstoff zum Entzünden zu bringen. Dieser Unterschied zwischen einem Benzin- und einem Dieselmotor wird am deutlichsten durch die Tatsache demonstriert, dass ein Benziner immer noch anspringt, wenn die Temperatur unter –10°C fällt, ein Diesel hingegen nicht.

Sobald er aber erst mal lief, war der Brownie anderen Autos nicht unähnlich. Auch meine Karre hatte mehrere Gänge fürs Vorwärtsfahren und einen Rückwärtsgang. Das Auto verfügte auch über ein Bremspedal, falls man das Ding wieder stoppen wollte, wenn man es geschafft hatte, es in Gang zu bringen. Ebenso besaß es auch ein Gaspedal, dessen Betätigung den Effekt hatte, dass das Vehikel eine enorme schwarze Abgaswolke ausstieß und sich quälend langsam dem Tempo annäherte, das man gemeinhin auf Highways zu fahren gewillt ist.

Der Brownie hatte ein gewisses Korrosionsproblem, verursacht durch das Salz, das unsere Verkehrsbehörden in rauen Mengen auf die Straßen schütteten, ganz gleich, ob diese vereist waren oder nicht. Die braune Farbe war eher ein Vorteil, da sich der Lack so nur unwesentlich von den Rostflecken unterschied. Solange man genügend weit weg stand und es von der richtigen Seite aus betrachtete, sah das Auto fast makellos aus. Dies rechtfertigte meine Entscheidung, auf jegliche Instandhaltungsbemühungen zu verzichten, obwohl mein Vater darauf beharrte, dass ich zumindest gewisse Vorsichtsmaßnahmen unternahm, wie einen Ölwechsel und eine gelegentliche Wäsche.

Nachdem sich der Brownie ein paar Jahre in meiner Obhut befand, hatte sich der Rostfleck über seiner Windschutzscheibe so weit ausgedehnt, dass er erhebliche Mengen Wasser durchließ. Das hätte mich nicht groß gestört, wäre da nicht die Tatsache, dass das Wasser nirgendwo hinfließen konnte, außer in die Fahrgastzelle. Die naheliegende Lösung war, die Front des Autos mit Gaffertape abzudichten, was sehr gut funktionierte, außer dass dieser Akt als solcher eine offensichtliche Form von Instandhaltung darstellte und somit gegen meinen obersten Vorsatz verstieß, dem Brownie keinerlei aktive Wartung zu gönnen.

Ich liebte dieses Auto. Es kutschierte mich zu einigen der großartigsten Erlebnisse meiner Jugend. Regelmäßig lud ich meine Fahrräder auf oder in den Brownie (je nachdem, wie viele Leute dabei waren) und fuhr in die Berge oder in den Wald, um unzählige Stunden damit zu verbringen, was ich am meisten liebte: Radfahren.

In Holland gibt es die Redensart, dass eine Sache entweder über die Länge oder über die Breite kommt. Das soll besagen, dass es sich mit den Möglichkeiten, die man hat, jeweils wie mit einem Rechteck von vorgegebenem Flächeninhalt verhält. Wenn man eine Seite länger macht, wird die andere Seite automatisch kürzer. Auf den konkreten Fall bezogen heißt das: Du kannst einen Geldbetrag immer nur einmal ausgeben, entweder für dein Fahrrad oder für dein Auto. Für den Velominatus ist dies eine sehr einfache Entscheidung: Wir investieren nur so viel Geld in unser Auto, dass es uns zu unserer nächsten Ausfahrt mit dem Rad bringt.


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