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ОглавлениеREGEL #51 //
LIVESTRONG-ARMBÄNDER SIND COCKRINGE FÜRS HANDGELENK
Natürlich verabscheuen auch wir den Krebs zutiefst, aber ist es nicht besser, einfach etwas Geld zu spenden, ohne diese Tatsache in den nächsten fünf Jahren bei jeder Gelegenheit öffentlich kundzutun? Ebenso gut könntest du dir die Zeile »Ich bin ein Wichtigtuer« auf die Stirn tätowieren lassen.
Seit dem Tag, an dem diese Regel verfasst wurde, ist viel geschehen. Dinge, die der sachkundige, passionierte Freund des Radsports bereits zuvor wusste oder zumindest ahnte. Dinge, die das breite Publikum der Leichtgläubigen und leicht Beeinflussbaren, die immer irgendetwas brauchen, an das sie ihre eigenen persönlichen Träume und Hoffnungen hängen können, nicht wusste und nicht wissen wollte. Dinge, die einige von ihnen sich noch immer weigern zu akzeptieren.
Diese armen Seelen – sie glaubten. Ständig wurde ihnen von ihrem Helden erzählt, dass tatsächlich Wunder geschehen. Und wie frisch überzeugte Scientology-Anhänger, ganz schwindlig und gehirngewaschen von einer Flut von Lügen, kauften sie ihm alles ab. Sie kauften die Geschichte, den Traum, die Hoffnung; und sie kauften das Merchandise. Der allgegenwärtigste dieser Werbeartikel war das kleine gelbe Armband aus Gummi. Wenn man eins dieser Teile ums Handgelenk trug, tat man der übrigen Menschheit damit zwei Dinge kund: a) Ich bin ein Radsportler, und b) ich glaube an Wunder. Dass diese Wunder nicht existieren, war für manche ein Schock, aber nicht für diejenigen, die sich der Mechanismen des Profiradsports bewusst waren und auch der Tatsache, dass der vermeintliche Messias kein Messias war.
Wir alle sind schon mal in irgendeiner Weise mit Krebs in Berührung gekommen. Viele Menschen werden im Laufe ihres Lebens von dieser grauenhaften Krankheit heimgesucht. Das ist die furchtbare, die hässliche Realität. Und da liegt der Hase im Pfeffer: dass eine schreckliche Realität als Marketinginstrument für die Imagepflege einer bestimmten Person herangezogen und missbraucht werden kann. Zwar hat besagte Person zweifellos einige gute Dinge getan, um das öffentliche Bewusstsein für das Schicksal von Krebspatienten zu verbessern, Fakt jedoch bleibt, dass all die dargebotenen Träume und Hoffnungen auf einem Fundament aus Irreführung und Korruption, Lug und Betrug fußten. Und das ist schlichtweg dreist und unanständig. Allen gegenüber.
Selbst wenn du den Glauben noch immer in dir trägst, gibt es bessere Möglichkeiten, gegen den Krebs zu kämpfen, und bessere Organisationen, mit denen man sich in diesem Kampf zusammentun kann. Niemand wird denken, dass du ein besserer Mensch bist, weil du einen gelben Cockring am Arm trägst. Niemand wird diese Tatsache zum Anlass nehmen, um dir zu sagen: »Hey, du kämpfst gegen Krebs, das ist großartig.« Du musst der Welt nicht marktschreierisch mitteilen, dass du ein guter Mensch bist und dich engagierst. Du kannst dieser gute Mensch auch sein, ohne dass andere es dir sagen.