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II. Anwendungsfälle der »lebensgefährdenden Behandlung«

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Trotz erheblicher Uneinigkeit im Grundsätzlichen besteht weitgehende Übereinstimmung über die für eine »lebensgefährdende Behandlung« kennzeichnenden Fallkonstellationen[15]. Hierher gehören etwa:

Stoßen des Kopfes gegen eine Hauswand oder auf das Straßenpflaster – BGHSt 22, 235 (237);
massiver Würgegriff am Hals, insbesondere Würgen bis zur Bewusstlosigkeit – BGH GA 1961, 241; StV 1993, 26 f; 2002, 482; NJW 2002, 3264 (3265); StV 2017, 532 (533);
wuchtige Schläge oder Tritte gegen den Kopf – BGH NStZ 2004, 618; NStZ-RR 2009, 15 f; 2012, 340; NStZ 2013, 345; OLG Köln NJW 1983, 2274; zu den nötigen Sachverhaltsfeststellungen vgl. BGH BeckRS 2015, 04816;
Herunterwerfen vom fahrenden Motorrad – BGH MDR 1957, 652 (bei Dallinger);
Abschütteln vom fahrenden Pkw – BGH, VRS 57 (1979), 277 (280);
Anfahren mit Kraftfahrzeug – BGH, VRS 14 (1958), 286 (288);
Stoßen des Kopfes gegen einen Holzpfahl – OLG Düsseldorf NJW 1989, 920;
Schläge gegen den Kopf eines Kleinkindes – RGSt 6, 396 f;
Stoßen eines Kindes in tiefes oder winterkaltes Wasser – LG Saarbrücken NStZ 1983, 414;
Hetzen eines scharfen Hundes – RGSt 8, 315 (317);
zur Bewusstlosigkeit/Gehirnerschütterung führender Schlag – RGSt 10, 1 (2); zu den nötigen Sachverhaltsfeststellungen vgl. BGH StV 2013, 439 (440);
heftige Schläge gegen den Körper mit wiederholtem Sturz auf das Straßenpflaster – BGHSt 19, 352;[16]
durch garantenpflichtwidriges Untätigbleiben, wenn das Opfer nach dessen freiverantwortlicher Selbstgefährdung (massive Essstörung) die Fähigkeit verloren hat, freiverantwortlich zu entscheiden – BGH NStZ 2017, 219 (222);
Verursachung eines Herzinfarkts durch Bedrohung mit (Schein-)Waffe – BGH NStZ 1986, 166.[17]

Nach BGH NZV 2006, 483 (484) liegt keine »lebensgefährdende Behandlung« vor, wenn das Opfer auf die Fahrbahn gestoßen, dadurch leicht verletzt und erst infolge seiner »Lage« der Gefahr einer lebensgefährlichen Verletzung durch Fahrzeuge ausgesetzt wird. Denn hier werde durch die »Art der Behandlung« unmittelbar keine Gefährdung geschaffen.[18] Demgegenüber bedeute die Infizierung eines Menschen mit dem Aids-Virus, auch durch ungeschützten Sexualverkehr, eine »lebensgefährdende Behandlung«.[19]

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