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2. Der mystische Weg

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Entscheidend bei alledem ist, daß die Philosophische Theologie des Dionysios keine bloß theoretische Erkenntnisweise ist. Sie ist vielmehr ein Weg, den der Erkennende geht, wenn er „zu der höchsten göttlichen Höhe in rechter Ordnung und auf heilige Weise emporgehoben wird“ (E II 3, 4). Dieser Weg – „die göttlichen Mystagogien“ (M I 2) – vollzieht sich in Stufen, die allerdings von Dionysios nicht in voller Deutlichkeit herausgehoben sind; doch läßt sich das Wesentliche auch aus den zum Teil nicht ganz miteinander übereinstimmenden Äußerungen entnehmen.

Zu Beginn des mystischen Weges wird dem, der ihn betritt, gesagt: „Laß die sinnlichen Wahrnehmungen zurück“. Aber nicht, damit er sich nun – im platonischen Sinne – ganz ins Geistige zurückziehe. Er muß auch „die geistigen Tätigkeiten“ hinter sich lassen. So „alles wegnehmend und von allem losgelöst“ (M I 1), gehen die Erkennenden „in das wahrhaft mystische Dunkel der Erkenntnis“ (M I 3), in die „vollkommene Wortlosigkeit und Vernunftlosigkeit“ ein (M III). In dieser Haltung können sie, „das Unsagbare in besonnenem Schweigen verehrend“ (D I 3), zu Gott aufsteigen; denn „nicht erkennen“ bedeutet: „über die Vernunft hinaus erkennen“ (M I 3).

Dazu aber ist erforderlich, daß der Mensch gänzlich von sich selber ablasse, in einem „unaufhaltsamen und rein abgelösten Hinaustreten (ἐχστάσει) aus sich selber und aus allem“ (M I 1). Denn „das Göttliche ist nicht von uns her zu vernehmen, sondern von denen her, die selber als Ganze ganz aus sich selber hinaustreten“ (D VII 1). In dieser „Ekstasis“ wird der Mensch „zu dem überseienden Strahl der göttlichen Dunkelheit … hinaufgeführt“ (M I 1); hier wird „die über die Vernunft hinausgehende Einung“ mit dem Göttlichen möglich (D VII 3). Hier widerfährt dem Menschen „die Vergöttlichung“ als „Verähnlichung und Einung mit Gott, soweit möglich“ (E I 3); er wird „ganz mit dem Unsagbaren vereinigt“ (M III).

Hier nun, in dieser ekstatischen Einung, finden die „mystischen Schauungen“ statt. Aber sie sind von anderer Art als alles sonstige Sehen. Der Schauende erhebt sich „zu der Einung … ohne Erkenntnis … dessen, was über alles Sein und Erkennen ist “ (M I 1). Geeint mit „dem gänzlich Unerkennbaren“ (M I 3), kann er nur „durch Nichtblicken und Nichterkennen sehen und erkennen, was über Schau und Erkenntnis hinaus ist“. Aber eben dies ist „das wahrhafte Sehen und Erkennen“ (M II).

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