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§ 22. Extreme Positionen im Streit zwischen Vernunft und Glauben 1. Siger von Brabant

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Unter die extremen Positionen rechnet auf der einen Seite der entschiedende Averroismus, wie ihn etwa Siger von Brabant vertritt. Bei ihm erhält die Vernunft eine fast völlig selbständige Bedeutung. Das geht so weit, daß er behaupten kann, „es gebe eine solche Erkenntnis, durch die wir den Ursprung (sc. Gott) seinem Wesen gemäß erkennen können“ 1. Kommt es zum Konflikt mit der geoffenbarten Wahrheit, so erhält zwar diese grundsätzlich den Vorrang, die Einsichten der Vernunft bleiben aber auf ihrem Felde gleichwohl wahr.2 Von diesem Gedanken her kommt Siger von Brabant in die Nähe der Behauptung einer doppelten Wahrheit, mag er diese These ausdrücklich ausgesprochen haben oder nicht. Siger wird aber vermutlich mitgemeint sein, wenn in dem Verdammungsdekret des Bischofs Tempier von 1277 als Ansicht gewisser Pariser Professoren ausdrücklich erwähnt wird, etwas „sei wahr der Philosophie gemäß, aber nicht dem katholischen Glauben gemäß, als ob es zwei entgegengesetzte Wahrheiten gäbe“ 3.

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