Читать книгу Gott der Philosophen - Wilhelm Weischedel - Страница 76

4. Das Wesen Gottes

Оглавление

Der platonische Charakter des Denkens des Augustinus macht sich auch in der Frage nach dem Wesen Gottes geltend. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, daß die wahre Wirklichkeit nicht die Welt des Sichtbaren und sinnlich Wahrnehmbaren ist, sondern die Ideenwelt. Die wahre Philosophie ist keine „Philosophie dieser Welt …, sondern einer anderen, intelligiblen“ (A III 19, 42). Augustinus nimmt in diesem Gedankenzusammenhang ausdrücklich auf Platons Lehre von den Ideen Bezug. Er versteht diese als „gewisse ursprüngliche Formen oder feste und unveränderliche Gründe (rationes) der Dinge …, ewig und immer auf die gleiche Weise sich verhaltend“; „durch Teilhabe an ihnen geschieht es, daß alles, was ist, ist, auf welche Weise auch immer“ (D 46, 2). In dieser Region bewegt sich auch „die wahre und göttliche Philosophie“, also das eigene christlich bestimmte Denken des Augustinus; dieses geht auf das, „was immer auf dieselbe Weise ist“ (E II); denn „von nichts wird zurecht gesagt, es sei, außer von Unsterblichem“ (S I 15, 29). Augustinus betont daher ausdrücklich, die platonische Deutung der Wirklichkeit sei mit dem christlichen Glauben vereinbar; „daß es eine andere Welt gibt, aufs weiteste entfernt von diesen (unseren) Augen …, zeigt Christus selbst hinlänglich an“ (O I 11, 32).

Nun versteht Augustinus – in der von Philon und den Neuplatonikern herkommenden Tradition – die Ideen so, daß sie „im Geiste selbst des Schöpfers“ enthalten sind (D 46, 2). Sind sie nun das eigentlich Seiende in allem Seienden, dann muß Gott selber, der Schöpfer der Ideen, als das Seiendste des Seienden verstanden werden. In diesem ontologischen Horizont bewegen sich denn auch die Aussagen, die Augustinus über das Wesen Gottes macht. Dieser ist der, „der schlechthin ist“ (CD VIII 6), „über dem nichts, außer dem nichts, ohne den nichts ist“; er ist „das eine, ewige, wahre Wesen (substantia)“ (S I 1, 4), „das höchste Sein (summa essentia)“ (V 14, 28, 75). Sofern „das Nichtsein auf keine Weise zu ihm gehören kann“ (D 21), ist er „das Sein selbst (idipsum esse)“ (Mo 14, 24). Weil sodann Sein im platonischen Sinne soviel bedeutet wie Immersein, kommt dem Sein Gottes in vorzüglichem Sinne die Unveränderlichkeit zu; Gott ist „das einzige unveränderliche Wesen oder Sein“ (T V 2, 3).

In betonter Weise – auch hier wieder in Anknüpfung an platonisches Denken, aber auch an neutestamentliche Aussagen – betrachtet Augustinus Gott unter dem Aspekt des Guten. Das entspricht dem Grundgedanken, unter dem er überhaupt die Wirklichkeit sieht: „Das, was geschaffen ist, bedarf … des höchsten Guten“ (V 14, 26, 76). Das gilt insbesondere für den Menschen. In diesem Zusammenhang bekommt der bekannte Satz aus dem Beginn der „Confessiones“ seine Bedeutung: „Du hast uns auf dich zu geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es in dir ruhe“ (C I 1, 1). Die für Augustinus entscheidende Bestimmung Gottes ist also, daß er „summe bonus“ (V 55, 113, 311), das „bonum omnis boni“, „das Gute selbst“ (T VIII 3, 4f.), „das höchste Gute (summum bonum)“ (S I 1, 6), „das unwandelbare Gute“ (C D XII 1) ist.

Gott der Philosophen

Подняться наверх