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Gongen

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Die wichtigsten Signale – Aufstehen und Appelle – wurden vorangekündigt, indem der Große Dienst mehrmals mit einem Hammer auf eine Boje einschlug, die an einem dicken Ast des Baumes zwischen den Baracken baumelte. Jeder wusste dann, dass in wenigen Minuten ein Pfeifsignal ertönen würde, mit man sich ruckartig in Bewegung zu setzen hatte: aufstehen oder antreten zum Appell. Eines nachts geschah es, dass wir durch lautes Gongen geweckt wurden. Wer konnte das gewesen sein? Niemand war zu sehen. Nach einigen Tagen wiederholte sich das Spektakel; auch diesmal konnte kein Täter dingfest gemacht werden. Daraufhin bereiteten sich ein paar Bewohner der Baracke auf den nächsten „Angriff“ vor: Sie schliefen in Turnzeug und Turnschuhen am weit geöffneten Fenster.

Beim nächsten nächtlichen Gongen sprangen sie aus dem Fenster, eigentlich war das streng verboten, dem Getrappel hinterher – und sie fingen ein paar Mädchen aus Haus Heiden. Die wurden abgeführt und mit schwarzer Schuhcreme eingerieben; dann ließ man sie laufen. Von da an war Ruhe, aber nicht ganz. Ein paar Internatler luden die Boje auf unseren großen Handkarren, fuhren sie vor das Haus Heiden und weckten die Damen mitten in der Nacht mit lang anhaltendem Gongen. Als die Anwohner sich beschwerten, musste der Spaß eingestellt werden.

Diese Posse konnte jedoch das gute, entspannte Verhältnis zwischen beiden Häusern nicht beeinträchtigen. Darum wie Haus Heiden „funktionierte“, haben wir uns überhaupt nicht gekümmert, und ich bin, wenn ich mich recht erinnere, in den ganzen fünf Jahren nur ein einziges mal dort gewesen. Es ging dort wohl sehr viel gelassener zu, als bei uns: Laute Töne waren nicht die Sache von Fräulein Heiden.

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