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Schauspiel
ОглавлениеDer Konfirmandenunterricht war anspruchsvoll und band Valenzen, die eigentlich der Schule geschuldet waren. Aber noch etwas lenkte uns von der Schule ab: das Schauspiel. Horschtl war unermüdlich, kein Sing-Sang ohne einen Sketch: „Charlies Tante“, „Schön ist ein Zylinderhut“ oder „Der Papst beim Frisör“, das sind nur einige der Titel, die mir einfallen. Höhepunkt war, zumindest zu meiner Zeit, „Die Schwabenstreiche“. Ein veritables Theaterstück in fünf Aufzügen. Gert v. Pistohlkors, „Pieps“, spielte den Schwiegervater, „Pius“ den Bräutigam und Hilke Rouvel, ein besonders hübsches Mädchen, die Braut. Die Aufführung wurde mehrmals wiederholt; Spitze war die Vorstellung im Hamburger Kinderheim.
Schwabenstreiche, Aufführung im Hamburger Kinderheim Oben 2. v. links Minka Fries; ganz rechts Horschtl, oben mitte Frl. v. Aronet
Horschtl war zu ganz großer Form aufgelaufen; Minka Fries hatte die Kostüme entworfen und Fräulein v. Aronet, eine baltische Künstlerin, hatte das wunderschönes Plakat gemalt. Ich war der Spätzlschwab und musste ein Lied singen: „Jungfer Jettche, süßes Klettche, du mein allerliebster Schatz, gib deinem Spätzlschwab nen zuckersüßen Schmatz.“ Jungfer Jettche, gespielt von der Klassenkameradin Elisabeth Thiede. Ob sie mich wirklich geküsst hat? Wie konnte ich das nur vergessen!
Es wurden aber auch ernstere Stücke inszeniert: der „Jedermann“ mit Sven Findeisen in der Hauptrolle; er wurde später Pastor. Und „Egmont“, mit den Erziehern Esteban v. Girard, sehr authentisch als Herzog von Alba und v. Gontard als Egmont, der in breitestem Sächsisch „mei Kläärschen“ anhimmelte. Schließlich das Singspiel Bastian und Bastienne, in dem der Papst und unser Bio-Lehrer Gerste fantastisch, ja bühnenreif sangen.