Читать книгу Sindbad - Wolf-Heinrich Hucho - Страница 19
Hobbies
ОглавлениеLebt man in einer Gemeinschaft, dann ist es nicht leicht, auch einmal für sich zu sein, niemanden um sich herum zu haben, zu sich selber zu finden, wie man heute sagen würde. Die beste Gelegenheit dazu bot die Lernstunde. Die stille Zeit ließ sich nutzen, um Briefe zu schreiben. Das lag mir weniger, dafür aber zeichnen und malen. Ich habe eine Vielzahl von Bildern angefertigt. Mehrfach habe ich den Hörnhof „gemalt“; die architektonische Harmonie dieses großen Bauernhauses hatte es mir angetan. Aber ich habe auch in der Natur gezeichnet. Das Haus Nordmark habe ich so oft porträtiert, dass ich es auswendig reproduzieren konnte. Das habe ich dann später auch getan, als ich die Karte von Föhr für meine Kinder gemalt habe, das Haus natürlich nur ganz klein. Die meisten meiner Bilder habe ich Herrn v. Gerhard abgegeben, der sie wohlwollend benotete und mich ermunterte, damit fortzufahren. Einige meiner „Werke“ besitze ich noch. Schaut man sie heute an, dann sieht man sogleich: ein Künstler steckte nicht dahinter – das habe ich mir auch nie einreden lassen – allenfalls ein Handwerker. Das ist mir schon damals klar geworden: an das Können von Franz Agthe, der dann Architekt wurde und von Volkmar Pferdmenges kam ich nicht heran. Letzterer hat dann wohl Angst vor der eigenen Courage bekommen und hat, anstatt Kunst zu studieren, Dessinateur gelernt. Als er in Rente ging, hat er zur Kunst zurück gefunden. Ich habe eine schöne zweiteilige Plastik aus Schieferplättchen von ihm erworben, die er auf einer eigenen Ausstellung in München gezeigt hat; „Humbus“ Reich (Originalton Papst: „Reich, du hast doch einen Kopf“) hat ihm dabei assistiert. Zu Volkmars Entsetzen habe ich seine Plastik in unserem Carport aufgehängt. Mit meiner Erklärung, dass ich keines unserer Bilder so oft betrachte, wie das seine, bei jedem Start meines Autos und bei jeder Rückkehr, oft mehrmals am Tag, konnte ich ihn nicht überzeugen.
Ganz habe ich das Zeichnen nicht lassen können: die Skizzen für die Föhrkarte habe ich sogar in einem Album binden lassen und meiner Schwester Christa geschenkt, die Föhr sehr liebte. Und immer wieder einmal träume ich auch jetzt noch davon, ganz für mich allein in Nordfriesland umherzuziehen und dort zu zeichnen, vielleicht sogar zu malen.
An der Pier: links, mit Hut, Vater, rechts Frau Schröter, Mutter von Wolfgang
Gern habe ich mich auch mit der Herstellung eines Radios beschäftigt, konnte einem dieses Gerät doch ein wenig von dem vermitteln, was sich „draußen“ tat. Ich begann mit einem Detektor. Und nachdem ich mich an eine große Antenne anschließen durfte, die einer der Großen vom Haus Nordmark über eine der Baracken bis an einen Baum gespannt hatte, hatte ich Empfang. Meist den AFN –„American Forces Network“ – der von Bremerhaven aus sendete, wo sich die Amis festgesetzt hatten, um über den Hafen ihre Truppen zu versorgen. Abends war der Empfang gut, Jazz und News, vor dem Einschlafen. Als nächstes baute ich ein kleines Radio, ein Audion, ganz einfach mit einer Röhre, ohne Verstärker. Die Beschaffung der Röhre erwies als schwierig; bares Geld war knapp. Und dieses Manko hat mich dann auch daran gehindert, mit den anderen Radiobastlern mitzuhalten, mit Michael Pabst v. Ohain („Pius“) und Karl Ernst Graf Grote („Carlö“, mit einer Vielzahl weiterer Spitznamen). Während diese bald dazu übergingen, Superhets zu bauen, blieb ich mit meinem Geradeausempfänger zurück. Aber, solange der den AFN hereinbrachte, gab ich mich damit zufrieden.
Da kommt mir ein anderes Werkstück in den Sinn: ich habe eine klassische Segelyacht mit Langem Kiel als kleines Modell gebaut. Den Riss des Rumpfes entwarf ich freihändig, ganz ohne Straken. Die Spanten sägte ich mit der Laubsäge aus. Schwierig war die Beplankung. Ich versuchte es mit Papier, aber glatt wurde die Oberfläche leider nie.