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Ferien
ОглавлениеIn den Ferien fuhren wir nach Hause; die Abreise war immer ein großes Ereignis und die Tage davor voller gespannter Unruhe. Alle waren mächtig aufgeregt, immer wieder wurde an der Pier die Internatsparole angestimmt: „Wyk ahoi, bleibt uns treu“. Nach der Überfahrt rein in die Kleinbahn Niebüll-Dagebüll. Von der sagte man, sie sei die zweitteuerste Bahn Deutschlands, gleich nach der Zugspitzbahn. Der Schaffner kam uns wie eine Witzfigur aus dem Simplicissimus vor, eine Uniform, die wir als gut preußisch einstuften, völlig humorlos. Um von einem Wagon zum nächsten zu gelangen, musste er bei voller Fahrt über die außen angebrachten Trittbretter turnen, was ihm unsere uneingeschränkte Bewunderung eintrug. In Niebüll dann in den D-Zug von Westerland nach Hamburg-Altona. Zum meinem Glück hielt er damals noch in Friedrichstadt, „Frie’stadt“, wie es ausgerufen wurde, wo mich mein Vater in Empfang nahm. Die Rückkehr auf die Insel verlief ähnlich turbulent: „Wyk hurra, wir sind da“. Man erzählte sich die Erlebnisse; große Urlaubsreisen in ferne Länder waren damals noch nicht der Brauch. Und ganz ehrlich: so sehr man sich vor den Ferien auf diese freute, so erleichtert war man, als sie endlich vorüber waren und man wieder mit seinen Leuten zusammen sein konnte. Besonders stark war dieses Gefühl, als wir in dem harten Winter 1946/47 drei Monate zuhause bleiben mussten, weil die Insel eingefroren war und nur mit Mühe übers Eis versorgt werden konnte.