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LIEUTENANT KELLY MCLEAN leitete die Razzia. Bei diesen Fischzügen blieben immer wieder ein paar Männer hängen, die entweder keine Aufenthaltsbewilligung und somit auch keine Arbeitsgenehmigung hatten oder sich ihren Job mit gefälschten Papieren ergaunerten.

Obwohl auch diese Arbeit getan werden musste, weil es in den Staaten eben Gesetze gab, an die man sich halten musste, fühlte sich Kelly McLean nicht wohl dabei, denn damit war nicht die wahre Wurzel des Übels zu fassen.

Als McLean aus dem Dienst-Chevrolet stieg, ließ er seinen Blick über das Gelände des Sägewerks schweifen. Er sah Juan Cortez. Der Mexikaner starrte entsetzt zu ihnen herüber.

„Ich fresse einen Besen, wenn der nicht Dreck am Stecken hat“, sagte McLean zu dem Sergeant, der neben ihm stand.

Juan federte in diesem Augenblick vom Gabelstapler und suchte das Weite.

„Moment, Freundchen“, brummte Kelly McLean. „So leicht werden wir es dir nicht machen! Sergeant, Sie kümmern sich inzwischen hier um alles.“

„Okay, Lieutenant.“

„Bin gleich wieder zurück. Mit dem Mexikaner.“

„Bin gespannt, was der uns vorjammern wird, Sir.“ Kelly McLean legte einen Blitzstart hin. Er war vor Jahren einer der besten Sprinter in der Polizeistaffel gewesen. Und er hatte in Punkto Laufen immer noch eine ganze Menge zu bieten.

Während des Rennens zog er seinen Dienstrevolver aus dem Gürtelholster. Er erreichte innerhalb weniger Augenblicke den Gabelstapler, hetzte an diesem vorbei und in die schmale, schattige Gasse hinein, die von den hohen Bretterstapeln gebildet wurde.

Stimmen, Schritte, Rufe, Befehle. Die ausschwärmenden Cops holten sich die Arbeiter von den entlegensten Winkeln des Areals. Kelly McLean erreichte eine „Querstraße“.

Dort rannte Juan Cortez. Der Lieutenant hob die Waffe. „Halt! Polizei!“, schrie er.

Doch der Mexikaner dachte nicht daran stehenzubleiben. Er schlug blitzschnell einen Haken. Kelly McLean gab einen Warnschuss ab. Aber auch damit konnte er den Fliehenden nicht beeindrucken.

Atemlos jagte Juan Cortez um die Ecke eines Lattenblocks. Der Lieutenant versuchte, ihn mit einem Schuss neben den rechten Fuß einzuschüchtern. Krachend entlud sich die Dienstwaffe.

Die Kugel bohrte sich neben Cortez’ Absatz in den Boden und riss die Erde auf. Der Mexikaner schnellte sich entsetzt nach vorn und war im nächsten Moment nicht mehr zu sehen.

„Verdammt!“, knurrte Lieutenant McLean. Normalerweise genügte schon der Warnschuss, um einen Mexikaner auf der Stelle festzunageln, doch dieser Bursche schien über bessere Nerven zu verfügen als viele seiner Landsleute.

Kelly McLean nahm die Verfolgung wieder auf.

Er war bestrebt, seinen Dienst so gewissenhaft wie möglich zu versehen. Deshalb kam es für ihn nicht in Frage, ein Auge zuzudrücken und den Mann laufenzulassen.

Ein Beamter hat seine Vorschriften, und an die muss er sich halten, ob sie ihm passen oder nicht.

Juan Cortez überkletterte meterlanges Rundholz. McLean blieb ihm auf den Fersen. Er holte sogar auf. Der Lieutenant turnte über eine Vielzahl von Stämmen, sprang herunter, federte den Sprung ab, blickte sich hastig um, konnte den Mexikaner nicht sehen, entschied sich für eine Richtung und lief weiter.

Sekunden später sah der Lieutenant den Mexikaner wieder.

Der Junge stand verstört vor ihm. Juan Cortez hielt eine Eisenstange in der Hand. Blut klebte an ihr. Und neben ihm lag ein uniformierter Polizist.

Der Mann war offensichtlich tot, war erschlagen worden!

Kelly McLean hatte Mühe, sich zu beherrschen. Eine unbändige Wut wallte in ihm auf. Er presste die Kiefer fest zusammen und richtete seine Dienstwaffe zornig auf Juan.

„Du verdammter Idiot!“, stieß der Lieutenant heiser hervor. „Warum hast du das getan? Warum hast du diesen Cop erschlagen?“

Der Mexikaner sagte kein Wort. Verstört blickte er auf die Eisenstange, und er schüttelte immerzu den Kopf.

Vier besondere Krimis Januar 2019

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