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BOUNT REINIGER UND Wilkie Lenning betraten die Detektei. June March war nicht da. Ein Zettel lag auf ihrem Schreibtisch.

BIN IN DER NEUEN SACHE UNTERWEGS. HOFFE MIT GUTEN NEUIGKEITEN ZURÜCKZUKOMMEN. KÜSSCHEN June

„Für wen sind die Küsschen bestimmt?“, wollte Wilkie wissen. „Für dich oder für mich?“

„Natürlich für mich“, erwiderte Bount. „Welches Mädchen küsst schon gern einen Schmuddel wie dich?“

„Oh, da könnte ich eine Liste anführen, die länger ist als mein Arm.“

„Ich wusste nicht, dass du so kurze Ärmchen hast“, sagte Bount und grinste.

Das Telefon läutete. „Soll ich?“, fragte Wilkie.

Bount winkte ab. „Lass nur. Du hast für heute schon genug Schaden angerichtet.“ Reiniger griff sich den Hörer. „Detektei Reiniger. Büro für private Ermittlungen ...“ „Da haben wir die Bescherung!“, donnerte Toby Rowlands Organ aus dem Hörer. Bount verzog das Gesicht und hielt den Hörer zehn Zentimeter von seinem Ohr weg. Toby war trotzdem noch deutlich genug zu verstehen.

„Was hat dich denn so sehr auf hundert gebracht, Alter?“, wollte Bount Reiniger wissen.

„Euer Unschuldslamm, der Mexikaner! Er ist in ein Haus eingebrochen und hat ein Mädchen mit dem Revolver bedroht! Seid ihr immer noch der Meinung, er hätte mit dem Polizistenmord nichts zu tun?“

„Hat er dem Mädchen etwas angetan?“

„Das nicht, aber er hat ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Unerlaubter Aufenthalt in den USA. Mord an einem Polizeibeamten. Einbruch. Unerlaubter Waffenbesitz. Einschränkung der persönlichen Freiheit. Nötigung mit Waffengewalt ... und, und, und. Mann, gibt das ein Strafregister.“

„Wozu hat Juan Cortez das Mädchen genötigt?“, fragte Bount.

„Sie musste seine Wunde versorgen. Ich sage dir, der Knabe reitet sich immer tiefer ins Schlamassel hinein.

Wenn wir ihn nicht bald zu fassen kriegen, verübt er auch noch einen zweiten Mord. Und von da an macht es ihm garantiert nichts mehr aus, jeden niederzuschießen, der sich ihm in den Weg stellt. Bount, der Mann ist ein Amokläufer. Ich bin sicher, du möchtest etwas für ihn tun. Beteilige dich an der Jagd auf ihn. Damit hilfst du mit, einigen Menschen das Leben zu retten.“

Bount war es leid, Wilkies Behauptung zu wiederholen, Juan Cortez wäre kein Killer. Deshalb fragte er nur: „Wie heißt das Mädchen, das der Mexikaner bedroht hat und wo wohnt sie, Toby?“

Der Captain nannte Namen und Anschrift des Girls. „Was hast du vor?“, fragte er anschließend.

„Du hörst wieder von mir“, antwortete Bount und legte auf.

Er verließ mit Wilkie das Büro. Im Fahrstuhl informierte er seinen Mitarbeiter. Wenig später saßen sie in Bounts silbergrauem Flitzer und waren nach Mount St. Vincent unterwegs.

Amii Aggerman öffnete ihnen, und Bount zeigte ihr seine Detektivlizenz. „Hätten Sie einen Augenblick Zeit für uns, Miss Aggerman?“, erkundigte sich Bount Reiniger.

Das hübsche Mädchen nickte. „Bitte, treten Sie ein.“

Bount und Wilkie gingen mit Amii in den Livingroom. Sie erfuhren, dass die Polizei hier gewesen, aber gleich wieder abgefahren war, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Mexikaner inzwischen das Weite gesucht hatte.

Bount sah dem Mädchen an, dass sie froh war, den Mexikaner nicht „ans Messer“ geliefert zu haben. Sie erzählte, was sich zugetragen hatte.

„Er tat mir so leid. Ich musste ihm helfen. Ich konnte nicht anders“, berichtete sie.

„Hat er Sie wirklich mit einem Revolver bedroht?“, erkundigte sich Wilkie Lenning.

„Er bat mich, nicht die Polizei anzurufen. Als ich mich damit einverstanden erklärte, steckte er die Waffe weg.“

„Sie fühlten sich von ihm also nicht bedroht“, sagte Wilkie.

„Nein.“

„Dann hat er Sie wahrscheinlich auch nicht genötigt, seine Wunde zu versorgen“, sagte Wilkie mit einem kurzen Seitenblick auf Bount.

„Er hat mich darum gebeten. Er war sehr nett. Das machte es mir ja so besonders schwer ...“

„Machen Sie sich deswegen keine Vorwürfe“, sagte Bount. „Sie haben völlig richtig gehandelt. Haben Sie sich mit ihm unterhalten? Hat er Ihnen erzählt, weshalb die Polizei nach ihm fahndet?“

„Er soll einen Polizisten erschlagen haben. Aber ich halte ihn für unschuldig.“

„Wir auch“, sagte Bount.

„Hat er Ihnen erzählt, wer den Mord wirklich begangen hat?“, fragte Wilkie Lenning.

„Er sagte, ein Mann, der mit gefälschten Papieren handelte, wäre es gewesen.“

„Hat Juan den Mann beschrieben?“, erkundigte sich Bount Reiniger.

„Er sagte, er würde diesen Mann jederzeit wiedererkennen. Er sagte, der Mörder habe ein Gesicht wie ein Gorilla, eine knallrote Narbe auf der Stirn, und das linke Ohr fehle ihm.“

„Wenn wir den Kerl finden, ist Juan Cortez rehabilitiert“, sagte Wilkie.

„Man wird ihn trotzdem nach Mexiko zurückschicken“, meinte Amii Aggerman bedauernd.

„Vielleicht können wir es deichseln, dass ihm die Ausweisung erspart bleibt“, erwiderte Wilkie.

„Das würde mich für den Jungen freuen“, sagte Amii. „Ich denke, er hätte eine faire Chance in unserem Land verdient.“

„Mal sehen. Vielleicht können wir ihm dazu verhelfen“, sagte Bount. Er bedankte sich für die Auskunft und verließ dann mit Wilkie Lenning Amiis Haus.

Ihre nächste Station war Captain Rogers' Büro. „Habt ihr ihn schon?“, fragte Toby, als sie eintraten. „Wir werden ihn zu gegebener Zeit aus dem Hut zaubern“, sagte Bount trocken.

„Ihr wart bei Amii Aggerman, nicht wahr?“

„Ja, und wir sind hier, um einiges klarzustellen“, sagte Bount. „Das Mädchen fühlte sich in keiner Weise von Juan Cortez bedroht - und er hat sie gebeten, seine Wunde zu versorgen. Somit fallen zwei Tatbestände flach.“ Toby winkte ab. „Es bleiben immer noch genügend andere übrig.“ Der Captain schüttelte den Kopf. „Ich kann dich nicht verstehen, Bount. Du setzt dich für den Knaben mit einer Verbissenheit ein, die einer besseren Sache dienlich wäre.“

„Ich mag es eben nicht, wenn einem Unschuldigen der Kopf abgeschlagen wird.“

„Jetzt übertreibst du aber maßlos. Es wird kein Kopf rollen.“

„Aber ein Mann soll lebenslänglich ins Zuchthaus, obwohl er keinen Mord begangen hat. Er hat Amii Aggerman gesagt, wer es wirklich war.“

„Ich weiß. Ein Kerl mit ’nem Affengesicht soll es gewesen sein.“

„Mit einer knallroten Narbe auf der Stirn und nur einem Ohr. Das linke Ohr fehlt.“

„Ich habe Auftrag gegeben, den Computer mit diesen Angaben zu füttern, aber ich bin davon überzeugt, dass dabei nichts herauskommen wird. Ich tu’ das nur, um wirklich alles unternommen zu haben, um den wahren Copkiller der gerechten Strafe zuzuführen. Gebt euch keiner falschen Illusion hin. Den großen Unbekannten gibt es nicht.“

„Vielleicht doch“, sagte Bount.

Der Captain schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich glaube nicht an Wunder.“

Vier besondere Krimis Januar 2019

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