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JUNE MARCH WAR BIS acht Uhr im Büro geblieben. Es war eine Menge aufzuarbeiten gewesen. Anschließend hatte Bount mit ihr in Musis Bar & Grill gleich gegenüber zu Abend gegessen.

Danach hatte Bount für seine Mitarbeiterin ein Taxi bestellt, das sie nach Hause brachte.

Nun saß Bount in seinem Apartment und studierte die Tageszeitungen. Er war bis jetzt noch nicht dazu gekommen. Da es für ihn aber wichtig war, über viele Dinge informiert zu sein, las er jetzt noch schnell die Berichte.

Er langte im „New York Defender“ bei einem Artikel von Reginald Chan an, kam jedoch nicht dazu, ihn zu lesen, denn nebenan in seinem Arbeitszimmer läutete das Telefon.

Bount erhob sich und begab sich zum Apparat. „Reiniger“, meldete er sich einsilbig.

„Mister Reiniger ...“ Eine dünne, zitternde Mädchenstimme. Die Aussprache war gefärbt. Das Girl schien ziemlich aufgeregt zu sein.

Bount hörte, dass sie sehr schnell atmete.

„Mister Reiniger, hier spricht Carmen. Erinnern Sie sich an mich? Carmen Rodriguez.“

„Die Freundin von Pablo Ximbarro.“

„Ja.“

„Was kann ich für Sie tun, Carmen?“

„Ich weiß, es ist schon spät, und eigentlich dürfte ich Sie um diese Zeit nicht mehr belästigen ...“

„Unsinn, Carmen. Wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, dürfen Sie mich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen.“

„Sie haben Pablo einige Fragen gestellt. Fragen, auf die Ihnen Pablo keine Antworten gegeben hat. Aber ich könnte Ihnen sagen, was Sie wissen möchten, und ich würde es Ihnen sagen, denn ich habe keine Angst vor diesen Gangstern ...“

Das stimmte nicht. Carmen Rodriguez’ Stimme zitterte vor Angst. Bount konnte es deutlich hören. Aber sie redete sich wohl selbst ein, dass sie sich vor den Verbrechern nicht fürchtete.

„Sie wissen, wer diese dreckigen Geschäfte mit Menschen macht?“, fragte Bount Reiniger. Er klemmte den Hörer mit der Schulter fest und zündete sich eine Pall Mall an.

„Ich kann Ihnen sehr viel erzählen, Mister Reiniger. Aber nicht am Telefon. Darf ich noch zu Ihnen kommen? Vielleicht weiß ich auch, wo Sie Juan Cortez finden.“

„Ich könnte auch zu Ihnen kommen, Carmen.“

„Es wäre mir lieber, wenn wir bei Ihnen reden würden. Bei mir zu Hause haben die Wände möglicherweise Ohren.“

„Gut, ich erwarte Sie“, sagte Bount. „Wann werden Sie hier sein?“

„Ich kann es in fünfzehn Minuten schaffen.“

„Also bis dann“, sagte Bount und legte den Hörer in die Gabel. Er blies den Rauch zur Decke und starrte nachdenklich in den blauen Dunst. Würde er mit Carmens Hilfe einen Schritt vorwärts kommen?

Er fragte sich, was Mister Smith inzwischen gegen ihn in die Wege geleitet hatte. Vermutlich würde es nicht mehr lange dauern, bis die Luft um ihn herum bleihaltig zu werden begann.

Bount würde sich vorsehen müssen.

Doch wenn ihm Carmen Rodriguez einen brauchbaren Hinweis lieferte, konnte er womöglich schneller als dieser Smith zuschlagen. Und er konnte sich Juan Cortez vor der Polizei holen, was auch äußerst wichtig gewesen wäre.

Bount rauchte seine Zigarette fertig. Er drückte sie im Aschenbecher aus, machte in den Büroräumen Licht und wartete auf Carmen.

Fünfzehn Minuten nach ihrem Anruf öffnete sie die Tür und trat ein. Das dickliche Mädchen schien in den letzten Stunden um zehn Jahre älter geworden zu sein.

Sie sah bleich aus, wirkte ungesund. Sie war schrecklich nervös, und ihr Blick war unstet.

Sie trug eine große Basthandtasche mit Tragriemen. Daran schien sie sich festzuklammern. Carmen gab der Tür einen Stoß, und als diese ins Schloss fiel, zuckte das Mädchen wie unter einem Peitschenhieb zusammen.

Bount führte sie in sein Allerheiligstes. Er bot ihr Platz an und fragte, ob sie etwas trinken wolle.

„Haben Sie Tequilla?“

„Ja.“

„Könnte ich einen doppelten haben?“ „Selbstverständlich“, sagte Bount und begab sich zur Bar. Während er zwei Gläser füllte, bemerkte er: „Sie haben lange nachgedacht, ehe Sie sich mit mir in Verbindung setzten, Carmen.“

„Ich musste erst mit mir ins Reine kommen.“

„Sind Sie das?“

„Ich glaube schon“, sagte Carmen. „Ich werde Pablo nicht so bald wiedersehen. Man wird ihn nach Mexiko abschieben ...“

„Besitzen Sie eine Aufenthaltsbewilligung?“, fragte Bount.

„Ja. Sogar eine echte.“

Bount Reiniger brachte ihr den Tequilla. „Ihre Nerven sind ziemlich mitgenommen.“

Carmen Rodriguez nahm das Glas in ihre zitternde Hand. „Wundert Sie das? Die Aufregung mit der Polizei hat mich fertiggemacht. Ich dachte, Pablo und ich würden auf dem Balkon sterben. Sie haben sehr viel Mut bewiesen, als Sie zu uns hinaufkletterten.“

„Irgendjemand musste es tun. Pablo hätte sonst sein Leben eingebüßt.“

„Hätte man wirklich auf ihn geschossen?“, fragte Carmen gepresst.

„Man hätte das Feuer nur dann auf ihn eröffnet, wenn das Leben eines Menschen in Gefahr gewesen wäre.“

„Ich liebe Pablo. Ich liebe ihn mehr als mein Leben. Ich würde für ihn alles tun“, sagte Carmen. Sie leerte ihr Glas auf einen Zug.

Bount nippte an seinem Drink und stellte das Glas dann beiseite. „Erzählen Sie mir, was Sie über diese Menschenhändler wissen“, verlangte er.

Carmen Rodriguez nestelte an ihrer Handtasche herum. Mit zitternden Fingern öffnete sie den Verschluss. Bount sah ihr dabei zu.

Plötzlich zog sich seine Kopfhaut zusammen. Ihm stockte der Atem. Sein Herz übersprang einen Schlag!

Denn Carmen Rodriguez holte einen Colt Diamondback aus der Handtasche und richtete die Waffe blitzschnell auf ihn.

Vier besondere Krimis Januar 2019

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