Читать книгу Vier besondere Krimis Januar 2019 - A. F. Morland - Страница 26
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„ICH HABE ZEIT!“, SAGTE Captain Rogers zwei Stunden später zu Carmen Rodriguez. Toby zündete sich eine Zigarette an und ging in seinem Büro mit schweren Schritten auf und ab.
„Ich weiß doch nichts“, stieß Carmen verzweifelt hervor. „Warum glauben Sie mir nicht?“
„Wie viel Geld hat man Ihnen für den Mord an Bount Reiniger geboten?“
„Man hat mir kein Geld, sondern Pablos Leben dafür geboten. Das habe ich Ihnen schon ein Dutzend Mal gesagt.“
„Ich nehm’s Ihnen aber nicht ab. Denn Pablo ist bei uns so sicher wie in Abrahams Schoß.“
„Das sagen Sie. Aber ich bin davon überzeugt, dass diese Verbrecher alles können. Für die ist nichts unmöglich, Captain. Ob Sie das nun wahrhaben wollen oder nicht - es ist so.“
Es klopfte an der Tür. „Ja!“, rief Toby.
Die Tür öffnete sich, und der Kopf eines kleinen, übergewichtigen Mannes tauchte auf. Attorney Brown, Toby Rogers' unmittelbarer Vorgesetzter. Ein hervorragender Jurist, der etwas gegen Privatdetektive hatte. Insbesondere Bount Reiniger war ihm so gar nicht ans Herz gewachsen.
Toby wunderte sich, dass sich der Attorney um diese Zeit noch blicken ließ. „Sir“, sagte er erstaunt.
„Kann ich Sie sprechen, Captain?“ „Selbstverständlich“, sagte Toby. Er beorderte einen Sergeant in sein Office, der während seiner Abwesenheit auf Carmen aufpassen sollte.
Dann trat er zu Brown auf den Gang hinaus. „Es ist fast Mitternacht, Sir“, sagte Toby.
Der Attorney fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Ich weiß. Ich hatte in meinem Büro zu tun. Die Zeit verflog buchstäblich. Als ich zum ersten Mal auf die Uhr blickte, war es elf.“
„Was kann ich für Sie tun?“
„Wer ist das Mädchen?“
„Carmen Rodriguez. Sie hat einen Mordanschlag auf Bount Reiniger verübt.“
Obwohl Brown einiges gegen Bount Reiniger hatte, erschrak er, als er das hörte. Toby informierte den Attorney eingehender. Brown hörte zu, ohne den Captain zu unterbrechen.
Als Toby geendet hatte, erkundigte sich Attorney Brown: „Wie sieht es mit dem Mexikaner aus, der in Ihrer Gegenwart gestorben ist, Captain?“
„Wir wissen immer noch nicht, wer der Mann ist, Sir. Auch Kelly McLean konnte mir bislang nicht helfen.“ „Und die Mordwaffe? Das Messer ...“
„Der Griff war präpariert. Wir konnten daran keine Fingerabdrücke feststellen.“
„Reichlich mager, was Sie zu bieten haben, finden Sie nicht auch, Captain?“
„Ich wollte, es wäre anders. Vielleicht wäre es uns möglich, die Spur der Mörder mit Carmen Rodriguez’ Hilfe aufzunehmen, aber das Mädchen ist verschlossen wie eine Auster. Sie hat Angst.“
„Vielleicht sollten Sie sie ein wenig unter Druck setzen.“
Toby hob die Schultern. „Ich bin sicher, dass ich damit nichts erreichen würde, Sir. Sie wird nur dann reden, wenn ich sie davon überzeugen kann, dass sie hier bei uns nichts mehr zu befürchten hat.“
„Läuft die Fahndung nach dem Polizistenmörder immer noch? Wie ist doch gleich sein Name?“
„Juan Cortez, Sir.“
„Ja. Schon eine Spur von ihm?“
„Auch in dem Punkt kann ich Ihnen noch nichts Erfreuliches berichten, Sir. Aber früher oder später wird man den Mann aufstöbern. Er kann sich nicht ewig verstecken. Übrigens: Bount Reiniger ist davon überzeugt, dass Juan Cortez unschuldig ist.“
Attorney Brown rollte die Augen. Er seufzte. „Das sieht diesem Besserwisser wieder einmal ähnlich. Der Täter wurde sozusagen auf frischer Tat ertappt, doch Bount Reiniger stellt die Behauptung auf, der Mann war es nicht, obwohl sämtliche Fakten gegen Cortez sprechen. Wer soll den Mord denn begangen haben?“, wollte der Attorney weiter wissen.
„Ein Mann namens Antonio Garcia.“
„Haben Sie das überprüft?“
„Natürlich, Sir.“
„Und?“
„Garcia lebt seit drei Wochen nicht mehr.“
„Was sagt Reiniger dazu?“
„Nun, Sir, Sie kennen Bount Reiniger ...“
Attorney Brown winkte ab. „Das stimmt allerdings. Leider kenne ich ihn zur Genüge. Hören Sie, Captain, wir benötigen dringend einen Erfolg. Die Leute, denen ich verantwortlich bin, werden allmählich unzufrieden. Ich kann das nur an Sie und Ihre Abteilung weitergeben.“
„Meine Männer und ich werden uns Mühe geben, gegen die Menschenhändler einen spektakulären Schlag zu führen, Sir. Uns fehlt nur der entscheidende Tipp. Sobald wir den haben, geht’s rund, das verspreche ich Ihnen.“
„Na schön, dann will ich Sie nicht länger aufhalten, Captain. Bis morgen also.“
Toby nickte. „Bis morgen, Sir. Gute Nacht.“
Der Attorney ging zu den Fahrstühlen. Toby Rowland kehrte zu Carmen Rodriguez zurück. Er gab dem Sergeant ein Zeichen, worauf dieser den Raum verließ.
Toby kramte seine Zigaretten aus der Hosentasche und hielt dem Mädchen die Packung hin. Sie lehnte ab.
„Das war mein Chef“, sagte der Captain. „Er erwartet von mir wieder einmal, dass ich ein kleines Wunder vollbringe.“ Toby brannte sich ein Stäbchen an. „Sie wären mir eine große Hilfe, Miss Rodriguez. Wenn Sie etwas kooperativer wären, könnte ich meinen Chef zufriedenstellen und ihm die gesamte Menschenhändlerbande zum Geschenk machen. Helfen Sie mir, diese gewissenlosen Gangster unschädlich zu machen.“
„Das kann ich nicht“, behauptete Carmen.
Und dabei blieb sie.