Читать книгу Vier besondere Krimis Januar 2019 - A. F. Morland - Страница 27
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MAN HATTE IHN AUSZUQUETSCHEN versucht wie eine Zitrone, doch Pablo Ximbarro hatte eisern geschwiegen. Nicht etwa deshalb, weil er die Menschenhändler decken wollte, sondern weil er vor diesen Verbrechern Angst hatte.
Diesen Teufeln stand eine Menge Geld zur Verfügung. Sie konnten Beamte bestechen. Dann war vielleicht schon in der nächsten Speise, die man Pablo vorsetzte, Gift ...
Er schauderte bei diesem Gedanken und überlegte, ob er in Hungerstreik treten solle.
Stundenlang hatten sie ihn vernommen. Sie hatten ihm gedroht, hatten Versprechungen gemacht, hatten Namen hören wollen, doch er hatte keine Namen genannt, obwohl er einige kannte.
Pablo Ximbarro konnte keinen Schlaf finden. Ruhelos ging er in seiner kleinen Zelle auf und ab. Seine Tage in Amerika waren gezählt. Bald würde er wieder in Mexiko sein.
Weit, weit weg von Carmen. Eine unüberwindbare Barriere würde zwischen ihnen sein: die Grenze!
Pablo hasste sein Leben. Warum musste es ihm so schlecht gehen? Was hatte er verbrochen, dass ihn das Schicksal so hart bestrafte?
Er rieb seine feuchten Handflächen an den Hosenbeinen trocken. Man hatte ihm den Gürtel, die Schnürsenkel und die Krawatte abgenommen.
Damit er keine Dummheit machte.
Er dachte an Juan Cortez, seinen Freund und Landsmann. Sie waren voller Zuversicht gewesen, dass sie ihr Schicksal irgendwie meistern würden. Sie hatten gedacht, tüchtig genug für Amerika zu sein.
Aber das Gesetz war gegen sie.
Was hatte Bount Reiniger gesagt? Die Polizei jagte Juan, weil sie der Meinung war, er habe einen Cop getötet. Juan ein Mörder. So etwas Verrücktes.
Pablo schüttelte den Kopf. Wie konnte die Polizei nur auf eine solche Schnapsidee kommen? Angeschossen sollte Juan worden sein. Vielleicht brauchte er tatsächlich einen Arzt.
Bount Reiniger hatte wissen wollen, wo sich Juan Cortez möglicherweise verstecken könnte. Pablo hatte es dem Detektiv nicht gesagt. Aber er kannte ein Versteck, in dem sich Juan schon einmal verborgen hatte. Damals, als er nach New York gekommen war.
Die Menschenhändler hatten ihn gesucht, aber nicht gefunden. Sie hätten ihn hart bestraft, wenn sie seiner habhaft geworden wären. Doch sie hatten den Ausreißer nirgendwo aufstöbern können.
Ob sich Juan noch einmal dorthin zurückgezogen hatte? Brauchte er die Hilfe eines Doktors? Bount Reiniger hatte nicht sagen können, wie schwer Juan verletzt war. Pablo fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
Wenn er Reiniger sagte, wo er Juan vermutete - handelte er da richtig? Reiniger hielt Juan für keinen Polizistenmörder. Reiniger würde Juan helfen.
Durfte er, Pablo, noch länger schweigen?
Pablo Ximbarro überlegte gründlich. Er wollte kein Wort über die Menschenhändler verlieren. Das war ihm zu gefährlich.
Aber er wollte Bount Reiniger verraten, wo sich Juan Cortez möglicherweise versteckt hatte. Nur Reiniger wollte er sein Wissen anvertrauen. Sonst niemandem. Entschlossen trat der Mexikaner an die Zellentür.
Er trommelte mit den Fäusten dagegen und fing laut zu schreien an. Seine Rufe hallten durch das stille nächtliche Gebäude.
Schritte näherten sich der Zellentür. Die quadratische Klappe wurde geöffnet. Das Gesicht eines Wächters erschien.
„Sag mal, tickst du nicht richtig, oder was ist los mit dir? Wie kannst du mitten in der Nacht so schreien, Ximbarro?“, fragte der Mann ärgerlich.
„Ich möchte mit Mister Bount Reiniger sprechen!“
„Ich werd’s mir merken.“
„Jetzt gleich!“
„Mensch, du hast sie ja nicht alle. Weißt du, wie spät es ist?“
„Es geht um Leben und Tod. Wenn Sie sich weigern ...“
„Mit euch verdammten Mexikanern hat man doch nichts wie Unannehmlichkeiten“, knurrte der Wächter. Er klappte das Türchen zu und eilte davon.
Pablo Ximbarro lehnte sich an die kalte Zellenwand, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.