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Es war ein heißer Tag, den der Pfarrer Andreas Sterninger sich für seinen Aufstieg zu dem einsamen Berghof ausgesucht hatte. Der Geistliche war recht beleibt und hätte auch bei günstigerem Wetter seine liebe Not gehabt, die steilen Hänge hinter sich zu bringen.

Immer öfter machte er Pause und wischte sich dann den Schweiß von der Stirn.

Mei! Was muss der Riedlinger auch so weit droben wohnen, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf.

Aber die Tatsache, dass der Jakob Riedlinger hier oben ganz einsam und für sich wohnte, das hatte seinen guten Grund! Und um diesen Grund vielleicht aus der Welt zu schaffen, war der Pfarrer den weiten Weg aus dem Dorf hier her, auf die Hochalm gekommen.

Der Riedlinger-Jakob hatte nämlich in jungen Jahren sein Geld als Bergführer verdient.

Als dann der jüngste Sohn des Bachsteiner-Bauern mit einigen Freunden auf eine Bergtour gegangen und nicht zurückgekehrt war, hatte Jakob Riedlinger die Suchmannschaft angeführt. Der Bachsteiner-Sohn war mit seinen Freunden in ein heftiges Unwetter geraten und der Bergführer hatte mit seiner Mannschaft alle Mühe gehabt, sich an die Spur der in Bergnot geratenen zu heften.

Eine halbe Nacht lang hatten sie damals gesucht, dann war das Wetter immer schlimmer geworden, so dass auch für die Suchmannschaft Lebensgefahr bestanden hatte. Jedenfalls war das die Einschätzung des Riedlingers gewesen - und er hatte ja nun weit und breit die größte Erfahrung von allen in diesen Dingen gehabt. Schließlich war es nicht das erste Mal gewesen, dass er in Bergnot geratenen aus ihrer misslichen Lage half. Nie hatte er dabei ein Risiko für sich selbst gescheut.

Doch er kannte auch seine Grenzen und wusste, wann es sinnlos oder töricht war weiterzumachen.

Und das war seiner Ansicht nach in jener Stunde der Fall gewesen. Daher befahl er der Suchmannschaft die Rückkehr.

Später, als man den jüngsten Sohn des Bachsteiners dann schließlich zusammen mit seinen zwei Freunden von Felsbrocken erschlagen auffand, wurden dem Riedlinger dann bittere Vorwürfe gemacht.

Er sei feige gewesen, so hatte der alte Bachsteiner-Bauer in seinem Schmerz getönt. Nur deshalb hätte er die Suche vorzeitig und ohne Not abgebrochen! Früher sei der Bergführer schließlich auch bei schlimmerem Wetter hinausgegangen, ohne Bedenken dabei zu haben.

Und als der Riedlinger dann einige Monate später die Sepha Maithaler heiratete, auf die zuvor auch der Bachsteiner-Sohn ein Auge geworfen hatte, da war für viele im Tal klar: Jakob hatte die in Bergnot geratenen nicht retten wollen, weil er damit einen lästigen Nebenbuhler hatte loswerden können!

Schlimme Zeiten waren dann für den Riedlinger-Jakob angebrochen, denn das Schicksal hatte es nicht gut mit ihm und seiner jungen Frau gemeint.

Die Leute aus dem Tal mieden ihn, weil sie den Worten des Bachsteiners glaubten.

Und nachdem dann dem Riedlinger die Frau kurz nach der Geburt seiner Tochter wegstarb, gab er verbittert sein Gewerbe als Bergführer auf und bewirtschaftete nur noch den kleinen Einsiedler-Hof, den er von seinen Eltern geerbt hatte.

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

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