Читать книгу Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021 - A. F. Morland - Страница 42

Оглавление

9


Um die Lippen der Franziska spielte ein freudiges Lächeln. Sie pfiff ein Liedchen vor sich hin und schien ausgesprochen guter Laune zu sein.

Als sie die Großmayerin sah, wirkte das Madl erstaunt.

"Wir haben Besuch?", fragte die Franziska.

Die Erwiderung der Großmayerin war kühl, nachdem sie das Madl einen Augenblick lang von oben bis unten gemustert hatte. "Ich wollte gerade gehen!", erklärte die Witwe und wandte sich in Richtung Tür.

Der Riedlinger ließ sie ohne eine eine Verabschiedung ziehen, während sein Blick starr auf die Franziska gerichtet war.

Die Großmayerin drängte sich indessen an dem Madl vorbei, warf noch einen Blick zurück und war dann durch die Tür verschwunden.

"Vater, was ist passiert? Du schaust so...", Die Franziska suchte nach dem rechten Wort und fand es schließlich. "...so missmutig drein!"

Der Riedlinger schnaufte einmal kräftig.

Dann sagte er: "Mei, wie ernst ist es denn zwischen dir und dem Bachsteiner-Toni?"

Die Franziska sah ihren Vater an, als wäre dieser ein leibhaftiges Gespenst. Im ersten Moment wusste sie gar nichts zu erwidern.

"Du brauchst es net abzustreiten oder sonstwie um den heißen Brei herumzureden!", knurrte der Riedlinger-Jakob ziemlich unwirsch und etwas heftiger, als er selbst es eigentlich beabsichtigt hatte. "Die Großmayerin hat euch zwei gesehen, wie ihr euch getroffen habt! Und schon auf dem Friedhof, als der alte Bachsteiner beerdigt wurde und uns dieser junge Mann über den Weg lief, hatte ich so eine Ahnung..."

Das Madl rieb verlegen die Handflächen aneinander.

Mei!, dachte die Franziska dann. Jetzt war der Augenblick gekommen, die Karten auf den Tisch zu legen. Mit der Heimlichtuerei war's nun endgültig vorbei!

So sagte das Madl dann: "Ja, Vater es ist wahr, das mit dem Toni und mir. Und ich kann dir sagen, es ist sehr ernst mit uns zweien. Wir wollen nämlich heiraten!"

"Das darf doch net wahr sein!", rief der Riedlinger aus und fasste sich dabei den Kopf. "Konntest du dir net einen anderen Burschen anlachen, als ausgerechnet einen Bachsteiner?"

"Er ist ein lieber Kerl! Und das allein ist für mich entscheidend - und net die Geschichten der Vergangenheit!"

In Franziskas hellblauen Augen blitzte es.

Der Riedlinger sah die Entschlossenheit, die aus den Zügen seiner Tochter sprach. Und insgeheim bewunderte er sie sogar ein wenig dafür.

Das Madl stemmte die schlanken Arme in die Hüften und empörte sich dann: "Und überhaupt! Was fällt dieser alten Schachtel, der Großmayerin, eigentlich ein, uns nachzuspionieren!"

"Das spielt doch jetzt keine Rolle!", erwiderte der Riedlinger. "Wann hätt'st es mir denn von allein gesagt, Madl?"

"Wir wollten noch ein bisserl damit warten, der Toni und ich!", verteidigte sich die Franziska.

Jakob Riedlinger hob den Kopf.

"So, warten wolltet ihr. Und wie lang, wenn ich fragen darf?"

"Na, dem Großvater vom Bachsteiner-Hof ging es doch so schlecht", entgegnete die Franziska. "Und da meinte der Toni..."

"Aha, der Toni war's also, der das alles geheimhalten wollte!", fuhr ihr Vater dazwischen. "Kruzifix nochmal, hab ich's mir doch gedacht!"

Das Madl schaute verdutzt drein.

"Geh, Vater! Was hast du dir gedacht?", fragte sie.

"Dass er es gar net ernst mit dir meint! Dass er nur mit dir spielt, der junge Bachsteiner! Er ist halt net besser, als seine ganze Sippschaft, die vermaledeite!"

Nun wurde es dem Madl aber doch zu bunt.

"Jetzt bist aber ungerecht geworden, Vater!", schalt die Franziska den Riedlinger. "Als die schlimme Sach' damals passierte, da war der Toni doch noch ein kleiner Bub, der noch in die Windeln gemacht hat! Der kann doch nun wirklich nix dafür, wie sich die anderen Bachsteiner dir gegenüber verhalten haben! Also, bei allem Respekt, aber das musst' schon einsehen!"

Jakob Riedlinger ballte ärgerlich die mächtigen Hände zu Fäusten.

"Mei, Jesses nochmal, das sag' ich ja auch gar net! Ich sag ja nur, dass er wahrscheinlich genau so ist wie die anderen aus seiner Sippe - und ich will dich vor einer schlimmen Enttäuschung bewahren!" Der Riedlinger merkte jetzt selbst, dass er etwas zu laut geworden war.

Er setzte sich an den rohen, hölzernen Tisch, schenkte sich einen Roten ein und nahm einen kräftigen Schluck auf den Schrecken, den ihm die Großmayerin mit ihrer Neuigkeit bereitet hatte.

Auch das Madl wurde jetzt etwas ruhiger.

Erst lief es noch ein wenig auf und ab, wobei es die Arme über der Brust gekreuzt hielt. Dann setzte die Franziska sich ebenfalls.

"Schau, Madl", sagte der Riedlinger dann in ruhigerem Tonfall, obwohl es in seinem Innern noch immer kräftig brodelte. "Mei, es ist doch net so, dass ich dir net dein Glück gönnen möcht'", versuchte er ihr dann zu erklären.

"Ach nein?", erwiderte sie spitz. "Was ist dann der Grund, dass du kein gutes Haar am Toni lässt?"

Der Riedlinger hob die Schultern.

"Ich glaube halt net, dass er der richtige für dich sein könnt'! Vertrau mir! Ich bin schließlich älter und erfahrener als du!"

"Und was gibt es letztlich gegen den Toni einzuwenden - außer, dass er nun einmal der Sohn des Bachsteiner-Bauern ist? Mei, aber dafür kann er ja wohl nix, Vater!"

Der Riedlinger seufzte und gab dann zurück: "Glaubst du denn allen Ernstes, Franziska, dass der Bachsteiner es zulässt, dass du zum Toni auf den Bachsteiner-Hof ziehst - und vielleicht gar eines Tages dort das Zepter als Bäuerin schwingst?"

"Warum net?", fragte die Franziska.

"Weil du meine Tochter bist, Madl! Deshalb! Und weil mir der Bachsteiner den Tod seines Bruders ebenso wenig verziehen hat, wie es der Alte getan hat, der jetzt unter der Erde liegt!" Dann entstand eine Pause. Vater und Tochter schwiegen eine ganze Weile lang. Der Riedlinger legte zögernd seine Hand auf den schlanken Arm des Madls und meinte dann, schon deutlich ruhiger: "Schau, ich will deinem Glück net im Wege stehen. Aber denk an meine Worte und lass dir alles noch einmal genau durch den Kopf gehen. Ich denke, das ist net zuviel verlangt!"

Die Franziska sah ihren Vater an.

"Mei, ich hab mir alles hundertmal durch den Kopf gehen lassen! Und ich hab mich entschieden!"

Der Riedlinger nickte.

"Im Wege stehen will ich dir net, wenn du glaubst, dein Glück gefunden zu haben!"

"Aber deinen Segen bekomm ich auch net!", sagte die Franziska traurig.

"Ja, Kruzifix nochmal, legst denn darauf überhaupt noch irgendeinen Wert, Franziska?", grollte der Riedlinger vor sich hin.

Das Madl sah seinen Vater ganz entgeistert an.

"Geh, Vater! Was denkst du denn!", stieß sie heftig hervor.

"Natürlich ist mir das wichtig! Wie kannst nur so etwas daherreden!"

Einen Moment lang schwiegen sie.

Der Riedlinger sah seine Tochter an, beugte sich etwas vor und strich ihr dann sanft über das Haar. "Doch", sagte er. "Den Segen bekommst du in jedem Fall... Auch wenn es mir net leichtfällt und ich dabei über meinen eigenen Schatten springen muss!"

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

Подняться наверх