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Als die Franziska Riedlinger von ihren Besorgungen im Dorf zurückkehrte, ging sie nicht auf direktem Weg heim zum Einsiedler-Hof ihres Vaters, sondern machte einen Bogen.

Auf diese Weise kam sie an einem abgelegenen alten Heustadel vorbei, dessen Wände längst löchrig und morsch waren. Es hatte sich nur noch niemand gefunden, der sich die Arbeit machen wollte, den baufälligen Stadel endlich abzureißen. Seinen eigentlichen Zweck erfüllte er jedenfalls schon lange nicht mehr.

Bei dem Stadel angekommen, blickte sich die Franziska nach allen Seiten um.

"Mei, ich wart' schon eine Ewigkeit auf dich!", sagte da plötzlich eine Männerstimme.

Hinter dem Stadel kam ein fescher junger Bursche hervor.

"Toni!", rief das Madl, lief zu dem jungen Mann hin und schlang sogleich die schlanken Arme um dessen kräftigen Nacken. "Mei, sei net böse, Toni! Es hat halt ein bisserl gedauert, bis ich mit meinen Besorgungen fertig wurde!", versuchte die Franziska ihr verspätetes Eintreffen zu entschuldigen.

"Eine halbe Stunde hast mich hier warten lassen!", gab der Toni zurück, aber seine Stimme klang schon nicht mehr so ärgerlich.

Toni war der Enkel des alten Bachsteiners, der jetzt krank zu Hause lag und auf den Tod wartete. Tonis Vater, der Bachsteiner-Loisl hatte vor etlichen Jahren bereits den Hof übernommen, seit es dem Alten zunehmend schlechter gegangen war.

Ein Lächeln ging über Tonis Gesicht, als er das Madl im Arm hielt.

"Mei, ich glaub, ich kann dir gar net wirklich böse sein, so gern wie ich dich hab!", meinte er und das Madl schmiegte sich an seine breite Schulter, während Toni zärtlich über das goldblonde Haar strich.

"Das weiß ich doch!", sagte das Madl indessen. Dann seufzte die Franziska laut hörbar, löste sich von dem geliebten Toni und sah dem jungen Mann direkt in die Augen. "Mei, wie lang wir uns jetzt schon hier heimlich beim alten Heustadel treffen! Ich finde, das müsst' jetzt bald anders werden! Diese Heimlichtuerei ist net mein Fall! Ich schäme mich jedenfalls net für dich, Toni!"

"Ich mich doch umgekehrt auch net für dich!", erwiderte der Toni fast ein wenig empört. "Madl, wie kannst nur so etwas denken!"

Die Franziska hob die zarten Augenbrauen.

"Naja, besonders eilig hast es ja net, unsere Absicht unter die Leute zu bringen, demnächst einmal gemeinsam mit mir vor den Altar zu treten! Net einmal deinen Eltern hast es dich zu sagen getraut!"

"Mei!", sagte der Bachsteiner-Toni daraufhin. "Hast du vielleicht schon das Einverständnis deines Vaters eingeholt?"

"Na, das net...", musste das Madl zugeben.

"Na also!", verteidigte sich der Toni. "Und ich glaub auch net, dass der alte Griesgram besonders begeistert wär', wenn seine Tochter ausgerechnet den Enkel des Mannes heiraten will, der ihm einst so schlimm zugesetzt hat!"

"Mei, er ist net von allein zu einem Griesgram und Einsiedler geworden!" verteidigte die Franziska vehement ihren Vater.

"Natürlich net", gab ihr der Toni recht und seufzte dann gut hörbar. "Kruzifix, Madl! Du hast recht! So kann es net weitergehen mit der Heimlichtuerei!"

"Dann werden wir es unseren Alten also jetzt bald sagen?", erkundigte sich die Franziska erfreut.

"An sich hätt' ich nix dagegen, heut' schon klare Verhältnisse zu machen...", murmelte der Toni dann.

Die Franziska legte daraufhin die Stirn in Falten.

"Und was spricht dann dagegen?", fragte sie, denn ihr war bewusst, dass da noch irgendein Pferdefuß kommen musste. "Du wirst es doch wohl auch ernst mit mir meinen, oder ist das zwischen uns zweien für dich nur so eine Spielerei?"

"Geh, Franziska!", rief der Toni Bachsteiner empört. Wie konnte sie nur auf solche Gedanken kommen! "Das mit uns, das ist ganz bestimmt net nur Spielerei! Mir ist es schon ernst."

"Und wo liegt dann der Haken?"

"Dem Großvater geht's im Moment so schlecht, Franziska! Deswegen sollten wir noch ein bisserl warten! Wenn ich ihm jetzt sagen tät, dass ich mit der Tochter des Riedlingers angebandelt hab' und sie eines Tages Bäuerin auf dem Bachsteiner-Hof werden soll, dann trifft ihn augenblicklich der Schlag! Und das will ich net verantworten!"

Das Madl überlegte einen Augenblick lang und nickte dann schließlich.

"Dafür hab ich ein bisserl Verständnis", erklärte die Franziska Riedlinger schweren Herzens. Aber sie vertraute ihrem Toni. "Doch sobald es deinem Großvater wieder besser geht, dann ist's aus mit der Heimlichtuerei, hast gehört?"

Der Bachsteiner-Toni nickte.

Dann, nach einer kurzen, etwas betretenen Pause brachte der junge Mann schließlich hervor: "Dem Großvater wird's nie wieder besser gehen, Franziska. Er liegt im Sterben!"

Das Madl schien betroffen.

"Mei, so schlecht steht's um ihn?"

Der Toni nickte.

Ein Schatten ging über sein sonst so strahlendes Gesicht und verdunkelte es für einige Augenblicke.

"Ja", bestätigte er dann mit gedämpfter Stimme. Er flüsterte fast und bedachte die Franziska mit einem ernsten Blick. "So schlimm steht es um ihn."

Ein Geräusch ließ die beiden Liebenden dann zusammenfahren.

Es knackte, dann folgte ein Rascheln...

"Mei, was war das?", flüsterte die Franziska.

"Ich weiß es net", murmelte Toni und legte den Arm um Franziskas Schultern. "Es schien dort, aus dem Unterholz des nahen Hochwalds zu kommen!"

"Eine Gams vielleicht?", fragte die Franziska.

Der Toni blickte hinüber zu den Büschen, aus deren Richtung das Geräusch gekommen war.

"Vielleicht", murmelte er dann, obwohl er irgendwie nicht so recht daran zu glauben vermochte.

Jedenfalls war jetzt nichts mehr zu hören.

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

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