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Zwei Tage später schaute dann die Bäuerin vom Großmayer-Hof bei der Bachsteinerin vorbei, vorgeblich, um ihr Beileid zu bekunden, aber in Wahrheit war das nicht die einzige Absicht die sie hatte.

Der Großmayer- und der Bachsteiner-Hof waren die größten Höfe der Umgebung und die Großmayerin hatte schon immer davon geträumt, dass vielleicht eines Tages ihre Tochter Rosl den Toni zum Mann nehmen könnte, so dass dereinst beide Höfe zu einem einem noch größeren vereint würden.

Die Großmayerin war Witwe, seit Ihr Mann vom Heuwagen gestürzt und tödlich verunglückt war. Daher war ihr ganz besonders daran gelegen, wieder einen Mann auf den Hof zu bekommen.

Eine Zeitlang hatte es tatsächlich danach ausgesehen, als würden sich die beiden jungen Leute etwas näher kommen. Doch es war nicht so gelaufen, wie die Großmayerin sich das gedacht hatte.

Irgendwie war die Angelegenheit einfach nicht vorangekommen, woran immer das auch gelegen haben mochte.

Aber die Großmayerin war eine hartnäckige Frau, die ihre Ziele sehr wohl mit viel Kraft und Ausdauer zu verfolgen wusste. Und ihren großen Traum von der Vereinigung der zwei Höfe hatte sie keineswegs aufgegeben!

Mei, manchmal muss man den jungen Leuten eben etwas bei ihrem Glück nachhelfen!, so war ihre Devise.

"Grüß dich Großmayerin!", wurde sie freundlich von der Bachsteinerin empfangen, die noch schwarz trug, wegen des Trauerfalls in der Familie.

"Grüß dich!", erwiderte die Bachsteinerin nicht ganz so begeistert wie ihr Gegenüber.

Schließlich kannte sie die Geschwätzigkeit der anderen und wusste, dass es lang dauern konnte, ehe die Großmayerin wieder ging. Und die Arbeit tat sich ja schließlich nicht von allein!

Die Bachsteinerin bat ihren Besuch in die Stube. Dann kam ihr Gespräch von einer Sache auf die andere, bis die Großmayerin schließlich an dem Punkt angelangt war, der ihr wirklich am Herzen lag.

"Mei", sagte sie. "Ich muss dir etwas über deinen Herrn Sohn, den Toni sagen, was dir net gefallen wird, Bachsteinerin!", begann sie, sich der Aufmerksamkeit der anderen gewiss.

Die Bachsteinerin zog die Augenbrauen in die Höhe Der Toni war ihr ein guter Sohn, der eigentlich nie schlecht von sich reden gemacht hatte.

"So?", fragte sie.

"Mei, ich bin ja nur durch Zufall auf die Sach' gestoßen und hätt' ja auch gar nix gesagt, wenn..."

Die Bachsteinerin wurde jetzt zunehmend ungeduldig.

"Nun red' schon!", forderte sie.

"Also gut", erklärte die Großmayer-Witwe. "Aber du sollst hinterher net sagen, dass ich mich in Sachen einmisch', die mich nix angehen, hast gehört?"

"Sicher werd' ich das net sagen!", erwiderte die Bachsteinerin und spitzte daraufhin die Ohren wie ein Luchs.

Die Großmayerin verstand es ja, ein großes Brimborium um alles zu machen! Aber vielleicht hatte sie diesmal ja wirklich etwas Wichtiges zu sagen!

"Also", begann die Großmayerin und beugte sich etwas nach vorn. Ihr Tonfall wurde vertraulich. "Ich war vor ein paar Tagen auf dem Weg zum Sägemüller und kam bei eurem alten Heustadel vorbei. Du weißt, der, der net mehr in Gebrauch ist..."

"Ja, ich kenn die Stelle", nickte die Bachsteinerin. "Nun red' net lang um den heißen Brei herum! Was ist passiert?"

"Ich hab deinen Sohn gesehen, Bachsteinerin."

Diese zuckte die Achseln.

"Na, und?", meinte sie leichthin. "Ist das so ungewöhnlich? Schließlich gehört uns der Stadel ja."

"Aber er war net allein dort! Und du errätst es nie, mit wem er sich da droben getroffen hat!"

Die Bachsteinerin hob die Augenbrauen.

"Wer immer es auch sein mag", erwiderte sie dann ruhig, obwohl die Neugier an ihr nagte. "Ich vertraue meinem Sohn."

"Dann willst also alles dem Zufall überlassen!", rief die Großmayerin verständnislos aus. "Zum Beispiel, wer dereinst einmal hier auf dem Hof Bäuerin wird... Das kann man doch net einfach so treiben lassen!"

Die Bachsteinerin zuckte die Achseln. In dieser Sache schien sie die Meinung der Großmayerin nicht so recht zu teilen.

"In Herzensangelegenheiten kann man ohnehin schlecht raten", meinte die Bachsteinerin daher zurückhaltend. "Da muss sich schon jeder auf das eigene Gefühl verlassen! Und außerdem tun die jungen Leute am Ende ja doch, was sie wollen! Ganz gleich, was man ihnen geraten hat!"

Die Großmayerin atmete tief durch.

Mei, ich muss die Bachsteinerin schon auf meine Seite ziehen, wenn die Sach zwischen meiner Rosl und dem Toni noch eine Chance haben soll!, wurde es ihr klar.

"Ich glaube net, dass dir die Sach' noch immer so gleichgültig ist, wenn ich dir sag, dass es niemand anderes, als die Tochter vom Jakob Riedlinger war, mit der dein Bub sich getroffen hat!"

"Was?", entfuhr es der Bachsteinerin unwillkürlich. Einen Augenblick später hatte sie sich jedoch wieder unter Kontrolle und schluckte den Rest, der ihr noch auf der Zunge lag, glatt herunter.

"Siehst!", meinte die Großmayerin. "Hab ich doch recht gehabt, net wahr? Das ist dir dann doch net so gleichgültig! Mei, und mir auch net! Denn ich hab die Hoffnung noch keineswegs aufgegeben, dass aus der Rosl und dem Toni ein Paar wird."

Die Großmayerin redete noch eine ganze Weile auf die Bachsteinerin ein, doch diese hörte gar nicht mehr so recht zu.

Sie würde den Toni zur Rede stellen müssen, und zwar bald.

Vielleicht hatte die Großmayerin sich ja auch einfach nur verguckt oder alles gar nicht selbst gesehen, sondern nur vom Hörensagen erzählt.

Zuzutrauen wär's ihr!, dachte die Bachsteinerin.

Aber die Bäuerin wollte sichergehen.

"Tja", machte die Großmayerin schließlich. "Ich muss dann auch langsam weiter. Die Arbeit tut sich ja auch net von allein!"

"Du sagst es, Großmayerin!", erwiderte die Bachsteinerin seufzend, während sie ihren Gast dann zur Tür brachte.

"Wir werden uns in nächster Zeit bestimmt öfter sehen!", versprach die Großmayerin und die Bachsteinerin wusste nicht so recht, ob sie darüber erfreut sein sollte.

"Wir werden sehen", meinte sie.

"Es geht net nur um die Zukunft von zwei jungen Leuten!", sagte die Großmayerin dann mit tiefem Ernst in der Stimme. "Es geht genau so um die Zukunft zweier Höfe, verstehst mich?"

Die Großmayerin war ziemlich aufgebracht.

Die Bachsteiner-Bäuerin nickte.

"Freilich versteh' ich, was du meinst. Und deine Rosl ist ja auch ein blitzsauberes Dirndl. Meinetwegen könnten wir eher heut als morgen die Hochzeitsglocken läuten lassen, aber..."

Die Großmayerin hob misstrauisch die Augenbrauen.

"Aber was?", fragte sie zurück und stemmte die Arme in die Hüften.

"Aber man kann das Glück net erzwingen!", erwiderte die Bachsteinerin, weil es ihrer innersten Überzeugung entsprach.

Die Großmayerin sah der Bachsteinerin jetzt direkt in die Augen und seufzte dabei.

"Vielleicht kann man das Glück net herbeizwingen, aber man kann sehr wohl ein Unglück verhindern helfen! Denk darüber einmal nach, Bachsteinerin!"

Und diesen mit Worten wandte die Großmayerin sich zum Gehen.

Sie ging davon, ohne sich noch einmal umzudrehen, während die Bachsteinerin ihr nachdenklich nachsah.

Mei, vielleicht hast ausnahmsweise einmal recht, Großmayerin! ging es ihr dabei im Kopf herum.

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

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