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Das halbe Tal hatte den alten Bachsteiner gut gekannt und ihn zum Freund gehabt.

Daher war es auch eine sehr große Beerdigung, die für ihn ausgerichtet werden musste.

Betroffen hörten die Leute die warmen Worte des Pfarrers Sterninger, der das bewegte Leben des Gustav Bachsteiner noch einmal Revue passieren ließ.

Dann knarrte es auf einmal hinten in der Kirche. Die Tür ging auf und niemand anderes als der Jakob Riedlinger trat zusammen mit seiner Tochter ein.

Der Pfarrer stockte einen Moment.

Sein Blick blieb an dem stattlichen Mann haften, der für sich und seine Tochter einen Platz in der hintersten Reihe suchte und sich so unauffällig wie möglich hinsetzte.

Doch alles Bemühen, den Gottesdienst in seinem Ablauf nicht zu stören, half nichts. Ein Raunen ging durch die Gemeinde.

"Mei, der Riedlinger!"

"Hast ihn gesehen? Mit seiner Tochter, dem armen Ding!"

"Kruzifix, was der sich herausnimmt! Kein Gefühl für Anstand hat er! Damals net und an einem Tag wie diesem auch net!"

So murmelten die Leute.

Es war schwer zu überhören, dass sie das Auftauchen des Riedlingers missbilligten.

Nicht so der Pfarrer.

Der Andreas Sterninger war da nämlich aus einem anderen Holz geschnitzt.

Er nickte dem Riedlinger freundlich zu, so als wollte er sagen, dass es für eine Umkehr nie zu spät ist, und fuhr dann in seiner Predigt fort.

Später, als dann der Sarg in die Erde gesenkt wurde, hielt sich der Riedlinger mit seiner Tochter abseits.

"Mei, Vater, wie sie dich anschauen, diese Tal-Leute", wisperte das Madl wütend. "Als wärst gerad' du es gewesen, der ihn dahingerafft hätte - und net eine heimtückische Krankheit!"

Der Riedlinger legte dem Madl den Arm um die Schulter und flüsterte ihm beruhigend zu: "Etwas anderes hab ich net erwartet!"

"Es war ein Fehler, hier her zu kommen! Und ich weiß auch gar net, was plötzlich in dich gefahren ist, dass du unbedingt zu Beerdigung vom Bachsteiner wolltest - wo er dir doch am schlimmsten zugesetzt hat!"

Jakob Riedlinger zuckte leicht die Schultern.

"Ich hätt' zu ihm gehen sollen, als er noch lebte. Nach all den Jahren hätten wir uns vielleicht die Hand geben sollen... Aber, dass ich heut' hier bin, das hat nix mit dem Bachsteiner zu tun, sondern mit unserem Pfarrer, dem Sterninger! Ich wollte net, dass seine Bemühungen vergeblich geblieben sind und ihm meinen guten Willen zeigen, denn der hat das Herz auf dem rechten Fleck - net wie seine Herde aus schwarzen Schafen, die er vor sich her treibt, der gute Hirte!"

Dann begegneten die Augen der Franziska Riedlinger denen des Bachsteiner-Toni.

Einen Augenblick lang sahen sich die beiden jungen Leute schweigend an, dann nickte der junge Mann dem Madl freundlich zu und schenkte auch dem Riedlinger einen Gruß.

Der war viel zu verdutzt um diesen zu erwidern, und als er es tun wollte, da war der Toni schon nicht mehr in seiner Nähe.

"Mei...", murmelte er nur und blickte dabei zu seiner Tochter, die den Blick zur Seite wandte. Ihre Wangen waren gerötet.

"Wer war das?", fragte der Riedlinger dann, nach einer Pause.

"Der Enkel vom alten Bachsteiner", erwiderte die Franziska sogleich. "Vielleicht hast ihn schon einmal gesehen, als er noch ein kleiner Bub war. Toni heißt er..."

Der Riedlinger nickte leicht.

"Toni", murmelte er dann und machte eine Pause. "Ja", sagte er schließlich, "ich erinnere mich..."

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

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