Читать книгу Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021 - A. F. Morland - Страница 41

Оглавление

8


Es war am Abend desselben Tages, als auch der Riedlinger in seiner Einsiedelei Besuch bekam.

Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er die Großmayer-Witwe vor seiner Tür stehen sah.

"Mei, was willst du denn hier, Großmayerin?", grantelte der Jakob Riedlinger und verzog das Gesicht. Bei sich dachte er: Der reinste Taubenschlag ist dieser einsame Berghof in letzter Zeit geworden! Erst der Herr Pfarrer - und jetzt die Großmayerin!

Das konnte doch unmöglich mit rechten Dingen zugehen!

"Jesses, ich bin auch schon freundlicher begrüßt worden!", beschwerte sich die Großmayerin, wobei sie die Hände in die Hüften stemmte.

Der Riedlinger zuckte nur mit den Schultern.

"Hat dich jemand gezwungen, hier her, auf diesen einsamen Berghof zu kommen?", fragte er dann mit leisem Spott in der Stimme.

"Na, das net! Aber ein bisserl Höflichkeit kostet auch nix!", war die gallige Erwiderung der Witwe.

Der Riedlinger machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Mich hat auch nie einer von euch Talbewohnern mit Samthandschuhen angefasst - von Höflichkeit einmal ganz zu schweigen!", grollte der ehemalige Bergführer finster.

Die Großmayerin seufzte.

Eine harte Nuss war das, die da zu knacken war! Das war ihr bereits nach wenigen Augenblicken klar gewesen.

Mei, wie kann man nur so bockbeinig sein!, ging es ihr durch den Kopf.

Aber die Großmayerin hatte ein Ziel, und das hieß, den Toni und die Franziska auseinanderzubringen. Und in dieser Sache konnte sie jeden Verbündeten gebrauchen. Da durfte sie nicht allzu zimperlich sein.

"Ich hab etwas Wichtiges mit dir zu besprechen, Riedlinger! Und du kannst mir glauben, dass ich mich sonst net auf den beschwerlichen Weg hier hinauf zu deinem Einsiedlerhof gemacht hätte! Und wegen deiner Gastlichkeit bin ich auch net gekommen!"

Der Riedlinger hob die Augenbrauen.

"Und worum geht es dann?"

Die Großmayerin drehte sich herum und ließ den Blick umherschweifen.

"Vielleicht sollten wir das net hier draußen besprechen! In die Stube könntest mich schon bitten, meinst net auch?"

Der Riedlinger zuckte die breiten Schultern, drehte sich herum und ging voran.

Die Tür ließ er von der Großmayerin schließen, was diese innerlich fast zum Kochen brachte.

Aber sie riss sich am Riemen.

Schließlich wollte sie ja noch etwas von dem grantigen Einsiedler. Da konnte sie sich jetzt nicht zu kleinlich geben.

Inzwischen bot Jakob Riedlinger der Witwe einen Stuhl an, setzte sich selbst ebenfalls und meinte dann: "Nun aber endlich heraus mit der Sprach'! Was willst du von mir, Großmayerin?"

Die Großmayerin lehnte sich zurück und sagte in gedämpftem Tonfall: "Zuerst will ich von dir wissen, wo deine Tochter ist."

"Die Franziska?", fragte der Riedlinger zurück.

"Ja. Wo ist sie jetzt?", hakte die Großmayerin unerbittlich nach.

Der Riedlinger legte die Stirn in Falten.

Er hatte nicht die geringste Ahnung, was diese Frau wohl von ihm wollte.

"Die Franziska? Mei, die kümmert sich gerad' um die Ziegen!", gab der Riedlinger schließlich wenig bereitwillig Auskunft.

"Gut so", erwiderte die Großmayerin. "Dann sind wir also ungestört!"

"Worum geht es?", fragte der Riedlinger gerade heraus. Er hatte keine Lust auf eine längere Unterhaltung.

"Es geht um deine Tochter, Riedlinger!"

"So?", fragte dieser, wobei er das Gesicht ein wenig verzog. "Was soll denn mit ihr sein? Meinen Ruf habt ihr dort unten im Tal bis in alle Ewigkeit ruiniert, aber mit dem von der Franziska werdet ihr das net schaffen! Dem Madl kann man nix - aber auch gar nix! - Schlechtes nachsagen!"

"Mei, das will ich ja auch gar net!", rief die Großmayerin grob dazwischen.

"So?" machte der Riedlinger und kniff dabei die Augen ein wenig zusammen.

Die Großmayerin beugte sich daraufhin ein wenig vor und sagte: "Ich für mein Teil hab mich nie an dem dummen Gered' der Leute beteiligt! Und ich hab auch nie behauptet, dass du damals den Bachsteiner-Sohn net hast retten wollen, weil du feige gewesen wärst!"

"Ach, nein?", machte der Riedlinger skeptisch und verzog dabei das Gesicht.

Die Großmayerin ließ sich nicht reizen und blieb ruhig.

"Das hab ich nie glauben können! Jesses, und selbst wenn es so gewesen wär', dann hätten sie net so den Stab über dich brechen dürfen, Riedlinger!"

Der Riedlinger machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Was soll das Gered' über die Vergangenheit?", brummte er. "Das ist doch alles lang her!"

"Ich wollt's nur klarstellen", entgegnete die Großmayerin. "Und täusch' dich net: Vieles ist seit damals noch lebendig geblieben!"

"Nun pack's schon aus: Was ist mit der Franziska!", forderte der Riedlinger die Großmayerin zum Reden auf.

"Weißt, mit wem sie sich heimlich trifft, wenn sie zu Besorgungen ins Dorf geht? Mit dem Bachsteiner-Toni!"

Die Augenbrauen des Riedlingers schnellten hoch.

"Mit dem Bachsteiner, sagst? Kruzifix nochmal..." Der Riedlinger ließ die mächtige Faust auf den hölzernen Tisch knallen. "Ausgerechnet mit einem Bachsteiner?", murmelte er dann und schüttelte energisch den Kopf. "Das kann ich mir beim besten Willen net vorstellen, Großmayerin!"

"Da wirst wohl umdenken müssen, Riedlinger!"

Doch der ehemalige Bergführer wollte das nicht glauben.

"Na, das kann net sein, da musst du einem Gerücht aufgesessen sein!", war er fest überzeugt.

Die Großmayerin schüttelte entschieden den Kopf.

"Kein Gerücht, Riedlinger!", widersprach sie mit glasklarer Stimme. "Und ich weiß es auch net nur vom Hörensagen! Mit meinen eigenen Augen hab ich es gesehen!"

Der Riedlinger erhob sich, ging ein paar Schritte bis zum Fenster und blickte hinaus.

Die Großmayerin spürte, dass sie den ehemaligen Bergführer mit ihren Worten tief getroffen hatte. Mochte er auch davon reden, dass die Vergangenheit jetzt nicht mehr zählte. Die Wahrheit war eine andere...

In diesem Moment tat ihr der stattliche Riedlinger fast ein wenig Leid.

Aber sie hatte es ihm nicht ersparen können.

Um seinetwillen nicht, aber vor allem deshalb nicht, weil sie sich von ihm Unterstützung dabei erhoffte, den Toni und die Franziska wieder auseinander zu bringen.

Dann endlich wandte der Riedlinger sich herum und fragte: "Wie kommt es, dass du mir das erzählst, Großmayerin? Aus reiner Menschenfreundlichkeit wohl net, wenn ich recht vermute..."

"Die ist net der einzige Grund", berichtigte ihn die Großmayerin. "Der andere ist, dass ich möchte, dass meine Rosl und der Bachsteiner-Toni ein Paar werden..."

"...um die beiden größten Höfe der Umgegend zusammenzubringen!", schloss der Riedlinger sofort messerscharf.

Die Großmayerin zuckte die Achseln.

"Liebe ist eine Sach', aber Vernunft eine andere. Ich kann doch die Zukunft meines Hofes net einfach so dem Zufall überlassen! Da will ich schon ein Wörtl mitreden!"

Sie erhob sich und blickte dem Riedlinger geradewegs in die himmelblauen Augen. Dann sagte sie: "Ich hab's dir nun also gesagt! Was du damit anfängst, das ist net mehr meine Sach'!"

Der Riedlinger wollte etwas erwidern, doch hielt er inne, als plötzlich die Tür auf ging und die Franziska die Stube betrat.

Sieben Romane: Heimatroman Extra Großband Juli 2021

Подняться наверх