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Der Junge brauchte Hilfe, das stand für June March fest.

Was tun? Die Polizei alarmieren? Das wäre der verkehrte Weg gewesen, denn bis die Cops hier eintrafen, hätte der Junge keine Hilfe mehr gebraucht. Aus dieser Überlegung heraus beschloss June, die kritische Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sofort war dieses kribbelige Gefühl da, das immer zwischen ihren Schulterblättern auftauchte, wenn sie sich an eine Sache heranwagte, die unter Umständen um einige Nummern zu groß für sie war. Ihr Mut sprengte hin und wieder den Rahmen jeglicher Vernunft. Sehr zum Leidwesen von Bount Reiniger, der sie bereits mehr als einmal aus argen Klemmen herausboxen musste, in die sie sich mit ihrem ungestümen Draufgängertum, das sogar einem Mann zur Ehre gereicht hätte, hineinmanövriert hatte.

Nicht lange überlegen! Ran! Das war Junes Devise.

Mit einer schnellen Bewegung öffnete sie die Handtasche. Sie kramte einen Augenblick darin herum. Puderdose, Lippenstift, Scheckheft, Schlüssel – alles wurde tüchtig durcheinandergequirlt, das Unterste zuoberst gekehrt, dann lag das perlmuttbesetzte Pistölchen in Junes zierlicher Hand. Sie entsicherte die Waffe und betrat entschlossen die finstere Baustelle.

Schon nach wenigen Schritten blieb sie stehen, um zu lauschen. Sie hörte das Knirschen von Schuhen und lief hinterher, sorgsam darauf bedacht, so lautlos wie möglich vorwärtszukommen. Bount würde Augen machen, wenn sie ihm morgen von diesem Abenteuer berichtete. Natürlich würde er mit rügender Miene erwähnen – er vergaß dies niemals zu tun –, dass er es nicht gern sehe, wenn sie sich solche gefährlichen Eskapaden leistete. Aber, verflixt noch mal, sie machte das ja nicht zum Spaß.

Der Junge brauchte Hilfe. Zwei Killer waren hinter ihm her.

Ein trüber Halbmond strengte sich nicht sonderlich an, Licht zu spenden. Trotzdem sah June March verhältnismäßig gut. Mit angehaltenem Atem und völlig reglos lauschte sie wieder. Keine Schritte mehr. Stille. Für einen kurzen Augenblick herrschte auf dem düsteren Gelände eine fast unerträgliche Stille, die an Junes Nerven, die wie Klaviersaiten angespannt waren, zerrte.

Plötzlich scharfe Worte. Dem Klang nach scharf. Ihre Bedeutung konnte June wegen der großen Entfernung nicht verstehen. Das blonde Mädchen befürchtete das Schlimmste. Die Killer hatten ihr Opfer aufgestöbert. Höchste Alarmstufe. June rannte auf die Stimmen zu.

Da sah sie grelle Blitze. Dazu husteten die schallgedämpften Kanonen der Killer. Ein gurgelnder Schrei folgte. Junes Herz krampfte sich unwillkürlich zusammen. O Gott, sie kam zu spät. So schnell sie auch lief, sie würde für den Jungen nichts mehr tun können.

Tränen stiegen ihr in die Augen. Es war verrückt, sie kannte den Jungen überhaupt nicht. Trotzdem ging ihr das, was ihm auf dieser endlos weiten Baustelle passierte, furchtbar nahe. Ein junger Mensch. Vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, bestimmt nicht älter. Eben erst zum Mann geworden. Ein solcher Mensch durfte einfach noch nicht sterben.

June schlug einen Haken, lief um einen Bauholzstapel herum, während zwei heiße Tränen über ihre kalten Wangen liefen. Es war vor allem die Wut, die sie weinen ließ. Eine unbändige Wut über die lähmende Ohnmacht, der sie sich gegenüber sah.

Der Junge lag vor dem Bulldozzer auf dem zerwühlten Boden. Er musste sich darunter verkrochen haben, aber die geübten Jagdhunde hatten ihn aufgespürt, hatten ihn mit vorgehaltenen Revolvern gezwungen, unter dem Bulldozzer hervorzukriechen. Als er ihrem Befehl folge geleistet hatte, wurde er eiskalt abserviert.

Er blutete aus mehreren Wunden. Von seinen Mördern keine Spur. Die Baustelle hatte sie verschluckt.

Drei Mörder im Paket: Sammelband 3 Krimis

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