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John Garlings Nerven vibrierten. Orissa hatte mit ihm in der Garderobe über Bount Reiniger gesprochen. Er wusste über die Absichten des Detektivs Bescheid, und er zog für einen kurzen Moment in Erwägung, sich mit Reiniger in Verbindung zu setzen. Heimlich. Aber dann brachte der junge Boxer doch nicht genügend Mut auf, um die Idee zu verwirklichen. Er verwarf den Gedanken wieder.

Mit schnellen Schritten trabte er die Straße entlang. Er war so sehr in seine Gedanken versunken, dass er kaum mitbekam, wo er sich befand.

Hin und wieder stieß er mit einem Passanten zusammen. Er vergaß, sich zu entschuldigen, wurde beschimpft, hörte das jedoch nicht, ging bei Rot über die Straße, wurde beinahe von einem Lieferwagen angefahren, bekam auch das nicht mit.

Er hatte Sorgen.

Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er echte Sorgen. Robert lebte nicht mehr. Sie hatten ihn einfach über den Haufen geschossen. Ein Menschenleben war ihnen überhaupt nichts wert. Garling schauderte. Was mochte bloß in ihren Gehirnen vorgehen. Grausamkeiten und Brutalitäten, Gemeinheiten jeder Art waren für sie Mittel zum Zweck. Und wenn’s nicht anders klappte, dann schreckten sie sogar vor einem gemeinen Mord nicht zurück. Wie Roberts Beispiel deutlich zeigte.

O Gott, was waren das nur für schreckliche Bestien. Ohne ein Herz in der Brust. Ohne Gewissen. Eiskalte Maschinen. Profitorientiert. Alles hatte für sie einen bestimmten Preis. Hier Soll. Da Haben. Und wer keinen Gewinn mehr einbrachte, wurde einfach abgeschrieben. Wie Robert Vicker.

Garling schüttelte erschüttert den Kopf. Wieso durften solche Menschen frei herumlaufen? Warum legte ihnen denn keiner das schäbige Handwerk?

Der Boxer fand seinen Heimweg, ohne darauf zu achten. Jetzt stand er vor dem Haus, in dem er wohnte. Sein jungenhaftes Gesicht wurde hart. Er musste Robert Vickers Erbe antreten. Wie sehr hatte er sich danach gesehnt, eines Tages Roberts Platz einnehmen zu dürfen. Nun war es so weit. Und er war nicht glücklich, denn es war ganz anders gekommen, als er sich das vorgestellt hatte.

Roberts Erbe. Das war ein gottverdammter Fluch. Eine tödliche Sache unter Umständen. Garling bekam schon Bauchschmerzen, wenn er bloß daran dachte.

Im zweiten Stock schloss er die Wohnungstür auf. Die Fans, die Robert zugejubelt hatten, würden sich nun ihm zuwenden. Ihm, dem blonden Jungen mit den veilchenblauen, Augen, den weißen Zähnen, dem kantigen Kinn. Er war hübscher, als es Robert Vicker gewesen war. Man würde einen irren Kult mit ihm aufziehen. Die Mädchen würden T-Shirts tragen, auf die John Garlings Kopf gedruckt sein würde. Man würde Poster mit seinem Gesicht verkaufen. Er würde in vielen Schlafzimmern an der Wand hängen und könnte damit eine Menge Geld machen. Trotzdem war er nicht glücklich.

Nicht auf diese Weise.

Verflucht noch mal, Geld verdienen – ja. Boxen – ja. Erfolg haben – ja. Aber nicht auf diese Art.

Wütend warf Garling die Tür hinter sich zu. Es gab einen scharfen Knall, der sich durch die Räume der großen Wohnung fortpflanzte. John streifte die Slipper ab. Er massierte seine Augen. Herrgott noch mal, er musste aufhören, zu denken. Abschalten. Nicht mehr weiter grübeln. Es brachte nichts, machte ihn noch zorniger. Er brauchte jetzt vor allem Ruhe. Vielleicht würde sich die Angelegenheit von selbst erledigen. Manchmal steht man verzweifelt vor einem Knoten, den man nicht lösen kann. Und dann kommt die Zeit und löst den Knoten, ohne dass man etwas dazu tun muss. Die Zeit. Vielleicht arbeitete sie für John Garling. Er hoffte es inständigst, und er begrüßte es, dass sich dieser Bount Reiniger um den Tod von Robert kümmerte. Vielleicht brachte der Privatdetektiv den Stein ins Rollen, der jetzt so schwer auf seiner Brust lag.

Mit einer unwilligen Gebärde strich sich Garling das blonde Haar aus der Stirn.

Er schob die Slipper beiseite.

Plötzlich hatte der den Eindruck, ein Geräusch zu vernehmen, das nicht in diese Wohnung gehörte. Sofort war sein Misstrauen wach.

Auf Zehenspitzen schlich er den Flur entlang.

Die erste Tür, die er erreichte, führte in sein Arbeitszimmer. Er stieß sie blitzschnell auf. Entspannte sich gleich wieder. Der Raum war leer. Weiter. Zum Wohnzimmer. Garlings Herz schlug heftig gegen die Rippen. Kein Boxkampf beschleunigte seinen Puls so sehr wie diese Situation.

Er erreichte die Wohnzimmertür.

Sie stand halb offen. Garling trat mit einem großen Schritt ein. Mitten in der dunkelbraunen, samtenen Wohnlandschaft saß ein Mann und grinste. Er trug einen silbernen Siegelring an der rechten Hand. Die Gefahr, drohte jedoch nicht von ihm, sondern von seinem Komplizen, den Garling übersehen hatte. Der zweite Mann schnellte jetzt hinter der Tür hervor.

Garling hörte die Bewegung.

Er war bekannt für sein unwahrscheinliches Reaktionsvermögen, doch diesmal vermochte er diese Fähigkeit nicht wirkungsvoll genug in die Waagschale zu werfen. Der andere war um einen Sekundenbruchteil schneller. Das reichte fürs Zuschlagen.

Der Hieb traf Garling wie ein Dampfhammer. Selbst ein Ochse hätte diesen Treffer nicht stehend verkraftet ...

Drei Mörder im Paket: Sammelband 3 Krimis

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