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Bing Larreck hatte früher selbst im Ring gestanden. Schwergewicht. Sein rechter Punch war damals in die Boxgeschichte eingegangen. Die größten Namen hatte er mühelos auf die Bretter gelegt. Viele seiner Gegner mussten sich nach dem Fight ins Sanatorium begeben, um da ihre Fassade renovieren zu lassen. Bing Larreck, das war ein Name, den man damals beinahe ehrfürchtig ausgesprochen hatte. Bing Larreck, das war ein Qualitätszeichen. Und das war es auch heute noch. Aus seiner Boxschule kamen hervorragende Fighter hervor. Dafür hatte der nunmehr fünfzigjährige Mann einen ganz besonderen Blick. Er wusste, welchen Jungen er aus dem reichhaltigen Boxerreservoir herausheben und gesondert trainieren musste. Die jungen Kerle kamen scharenweise zu Bing Larreck, denn sie dachten, hier eine ganz große Nummer werden zu können. Und manche von ihnen schafften das auch tatsächlich. Wie Robert Vicker zum Beispiel.

Bing Larreck. Er nannte sich selbst den „Champ-Maker“, und damit hatte er gar nicht so unrecht. Wenn er einen Boxer förderte, dann verdiente dieser es, und dann kam der Mann innerhalb kürzester Zeit groß heraus – und somit zum angenehmen Geldverdienen.

Bing Larreck. Ein Mann mit schweren Tränensäcken, unzähligen Cutnarben rund um die Augen, Blumenkohlohren und der unvermeidlichen eingeschlagenen Nase, durch die er nicht genug Luft bekam, weshalb er die meiste Zeit durch den Mund atmete.

Bount saß Larreck in dessen Boxschulbüro gegenüber. Der Mann hockte hinter einem kleinen Schreibtisch. Seine Schultern waren beinahe ebenso breit wie das Möbel. Es gab kein Fenster. Die Luft war abgestanden. Rauch hing oben an der Decke. An den Wänden hingen Veranstaltungsplakate. Dazwischen gab es Fotografien, die Larreck im Kreise seiner diversen Schützlinge zeigten.

Larreck schaute mit einer Trauermiene auf seine mächtigen Pranken. Sie sprachen gerade von Robert Vicker. Der Junge war Larrecks bestes Pferd im Stall gewesen.

„Er hat mir sehr viel Freude gemacht“, sagte Larreck mit belegter Stimme. Vickers Tod ging ihm sichtlich nahe. „Hat genauso beherzt gefightet, wie ich das früher getan habe, wissen Sie, Mr. Reiniger. So etwas lässt mein Herz heute noch höher schlagen. Wenn ich sehe, wie ein Mann in seinen Gegner hineingeht. Ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn er nicht zimperlich ist. Wenn er die geringste Chance blitzschnell zu nutzen versteht. Bobby Vicker hatte ein hervorragendes Auge. Er erkannte jeden Fehler des Gegners sofort. Und – wumm – schon schlug er zu. Noch in diesem Jahr wollten wir ihn nach Zaire bringen. Dorthin, wo Muhammed Ali geboxt hat, wenn Sie sich erinnern. Wir hatten vor, in den nächsten sechs Monaten eine großangelegte Publicity-Kampagne zu starten, damit auch die Leute, die sich nicht so sehr für den Boxsport interessieren, mit dem Namen Robert Vicker etwas anfangen können. Wir wollten den Kampf aus Zaire über Satelliten in die ganze Welt übertragen lassen ... Aus der Traum. Ich kann’s verschmerzen. Mir tut nur der Junge leid. Ein so schreckliches Ende hat er nicht verdient.“

„Ganz meine Meinung“, sagte Bount Reiniger ernst.

„Wer hat Sie engagiert? Dürfen Sie mir das sagen?“

„Warum nicht? Seine Schwester hat mich gebeten, Roberts Mörder zu finden.“

Bing Larreck massierte sein Kinn. „Und Sie kommen zu mir, weil Sie denken, dass ich Ihnen eventuell helfen könnte, nicht wahr?“

„So ist es, Mr. Larreck.“

Das Schwergewicht atmete geräuschvoll ein. „Ich bin untröstlich. Hier in meiner Boxschule werden Sie die Lösung des Falles nicht finden, das kann ich Ihnen versichern.“

„Sie haben sicher darüber nachgedacht, weshalb es Vicker erwischt haben könnte, hab ich recht?“

„Klar macht man sich so seine Gedanken, Mr. Reiniger.“

„Und? Was ist dabei herausgekommen?“

Bing Larreck strich sich nachdenklich über das schüttere Haar. „Der Grund muss irgendwo im privaten Bereich liegen. Möglich, dass er da mit jemandem Schwierigkeiten bekam.“

„Mit wem, wissen Sie nicht?“ Larreck legte mit einem treuherzigen Blick die Hände auf seine muskulöse Brust. „Denken Sie, das würde ich Ihnen vorenthalten, Mr. Reiniger?“

Bount versuchte es mit einer gezielten Schocktherapie. Er fragte leichthin: „Sagen Sie, Mr. Larreck, haben Sie schon mal die Namen Delmer Wood und Martin Becht gehört?“ Während dieser Frage ließ Bount Reiniger sein Gegenüber nicht aus den Augen. Keine Veränderung in Larrecks Gesicht. Kein Erschrecken. Kein Erstaunen. Nur Nachdenklichkeit.

„Delmer Wood? Martin Becht? Wer soll das sein?“

Jetzt feuerte Bount seine Kanone ab: „Die beiden haben Robert Vicker gekillt.“

Ein Ruck ging durch Larrecks schweren Körper. Er beugte sich mit großen Augen über den Schreibtisch und stieß aufgeregt hervor: „Das wissen Sie bereits?“

Bount hob mit einem kleinen Lächeln die Achseln. „Das war nicht schwer herauszufinden. Schwierig ist es, Wood und Becht auszuforschen. Niemand weiß, wo die beiden stecken. Und kein Mensch hat eine Ahnung, von wem die Killer angeheuert wurden.“

Larreck ächzte: „Ich leider am allerwenigsten.“

„Wer hat Bobby Vicker trainiert, Mr. Larreck?“

„Ted Sahett. Ein ausgezeichneter Betreuer.“

„Ob er mir weiterhelfen kann?“

„Ich würde ihn an Ihrer Stelle mal fragen.“

„Darf ich mich ein wenig in Ihrer Boxschule umsehen?“

„Aber natürlich. Ich wäre verrückt, wenn ich nein sagen würde.“ Larreck lachte abgehackt. „Sie sind ein cleverer Detektiv, Mr. Reiniger, und Sie würden sofort denken, der alte Larreck hat irgendetwas zu verbergen.“

„Haben Sie ...?“, fragte Bount Reiniger grinsend.

Larreck grinste zurück. „Natürlich habe auch ich etwas zu verbergen, Mr. Reiniger. Aber nicht vor Ihnen ...“

„Sondern?“

„Vorm Finanzamt.“

„Welcher Geschäftsmann hat das nicht“, sagte Bount.

„Eben“, nickte Larreck lachend. Er erhob sich und begleitete Bount in die Sporthalle. An allen Geräten wurde eifrig gearbeitet. Es roch intensiv nach Schweiß. Vor einem Spiegel stand ein mageres Hühnchen und kontrollierte die blitzschnell abgefeuerten Schläge. Neben ihm sprang einer unermüdlich über eine schwingende Schnur. Es wurden Gewichte gehoben, schattengeboxt, man pumpte Liegestütze.

„Fleißige Leute“, sagte Bount anerkennend.

Larreck ließ die Brauen nach oben schnappen. „Das ist bei mir oberstes Gebot. Ohne Fleiß kein Preis. Wer bei mir nicht richtig rangeht, fliegt. Zum Faulenzen sind die anderen Boxschulen da. Bei mir wird hart gearbeitet. Daher kommt ein Großteil meines Erfolgs im Boxgeschäft. Hinzu kommt mein fachmännischer Scharfblick. Ich erkenne schon heute den Champion von morgen. Sehen Sie zum Beispiel die beiden Jungs im Ring?“

Bount nickte. In der Mitte des großen Sportsaales gab es ein Seilgeviert. Ein Mann stand außerhalb. Das war der Trainer. Ted Sahett, sagte Larreck. Im Ring sparrten zwei gut gebaute junge Männer: Sam Orissa und John Garling. Sie trugen lederne Schutzhelme, umtänzelten einander unermüdlich, schlugen blitzschnelle, gekonnte Schlagkombinationen, lieferten einander einen Fight, der jedes Publikum von den Stühlen gerissen hätte. John Garling kannte die besseren Finten. Orissa hatte zu kämpfen, um nicht abzuschwimmen.

„Orissa“, sagte Larreck. Er verzog kurz das Gesicht. „Ein guter Freund von Robert. Eine Zeit lang hatte es den Anschein, als würde Sam unseren Bobby überrumpeln. Doch dann blieb er mitten in der schönsten Entwicklung stecken, während ihm Vicker einfach davonzog. Sie sehen es selbst. Sam ist ein ausgezeichneter Techniker. Aber er hat seine Mängel. Die wird er nicht mehr los. Deshalb werden wir nun auch Garling den Vorzug geben. Solange Bobby da war, musste John immer die zweite Geige spielen. Jetzt werden wir ihn an Vickers Stelle setzen.“ Larreck zuckte die Achseln. „Das Leben geht weiter. Im Boxgeschäft ist keine Zeit für Sentimentalitäten. Wir haben Vicker verloren und sind in der glücklichen Lage, einen nahezu vollwertigen Ersatz für ihn in den Ring zu bringen. Das bisschen Kampferfahrung, das John noch fehlt, holt er sich bei den nächsten Fights, die wir für ihn arrangieren werden. Dann wird er in Vickers Fußstapfen treten, dessen bin ich ganz sicher. Mal sehen, wie er sich in den nächsten Monaten entwickelt. Vielleicht gehen wir mit ihm nach Zaire. Das hängt jetzt von ihm ab.“

John Garling, der neue Stern.

Der König ist tot. Es lebe der König. Grausame Welt, dachte Bount Reiniger. Er ging zu Ted Sahett hinüber. Larreck kehrte in sein Büro zurück.

Sahett rief pausenlos seine Anweisungen in den Ring. „Johnny Boy! Weg von seiner Linken! So ist es gut. Ja. Und jetzt in den Infight. Brillant ... Sam, komm raus. Und hoch mit der Rechten. Und links nachschlagen ...“

Bount stellte sich neben Sahett. Der Mann war klein und drahtig. Er trug einen grünen Trainingsanzug mit weißen Streifen an der Seite. Er hatte ein pfiffiges Fuchsgesicht mit klaren, kleinen Augen. „Wollen Sie was von mir, Mister?“

„Mein Name ist Reiniger. Bount Reiniger. Ich bin Privatdetektiv.“

„Was kann ich für Sie tun, Mr. Reiniger?“

„Ich möchte mit Ihnen über Robert sprechen.“

„Jetzt?“

„Wenn Sie’s einrichten können ...“ Sahett ließ die Boxer allein weiterfighten. Er wandte sich Bount voll zu. „Okay. Was wollen Sie wissen, Mr. Reiniger?“

„Alles.“

„’n bisschen viel.“

„Ich gebe mich natürlich auch mit weniger zufrieden“, sagte Bount schmunzelnd.

„Bobby war für alle hier ein Vorbild. Er hat nicht trainiert, sondern gerackert. Mann, hatte der ’nen Ehrgeiz. So etwas kommt nicht wieder, sag ich Ihnen, Mr. Reiniger. Geschuftet hat der Junge bis zum Umfallen. War verliebt in diesen Sport. Boxen war sein Lebensinhalt. Er hätte das Zeug in sich gehabt, mit seinen Fäusten Millionen zu machen.“ Sahett schüttelte mit harter Miene den Kopf. „Jammerschade um den Jungen. Wirklich jammerschade. Hat gelebt wie ein Asket. Keine Mädchen. Kein Alkohol. Gegessen hat er nur das, was ihm der Sportarzt empfahl. Hin und wieder hat er mal ein Spielchen gemacht.“ Sahett lachte gequält. „Sein einziges Laster, wenn Sie so wollen ...“

Jemand rief Sahetts Namen. Der Trainer wandte sich um. „Ja?“

„Telefon!“, rief der andere.

„Entschuldigen Sie mich einen Moment.“

„Aber natürlich“, sagte Bount.

Sahett rief in den Ring: „So, Jungs. Das reicht für heute. Ich war sehr zufrieden mit euch. Wir reden morgen über ein paar Details. Jetzt ab mit euch unter die Dusche.“

John Garling kam dieser Aufforderung sofort nach. Sam Orissa blieb keuchend im Ring stehen. Er holte den Zahnschutz aus dem Mund und nahm den Trainingshelm ab. Sam hatte schwarzes Kraushaar, große Ohren und schmutzig graue Augen, in denen ein Ausdruck lag, der Bount Reiniger stutzig machte. War es Misstrauen? Neugier? Furcht? Von allem ein bisschen?

Ehe sich Orissa ebenfalls dünnmachen konnte, winkte Bount ihn zu sich. Sahett war bereits zum Telefon unterwegs.

Bount Reiniger sagte dem Boxer, wie er hieß und weswegen er die Sportschule aufgesucht hatte. Orissas Gesicht nahm eine ungesunde Färbung an. Er schien sich ständig beobachtet zu fühlen. Vielleicht auch bedroht. Bount wusste es sofort: dieser Junge hatte Angst.

Vermutlich Angst davor, dass man mit ihm das Gleiche machte, was man mit seinem Freund Robert Vicker getan hatte.

Folglich wusste Orissa etwas, das für Bount bestimmt von großem Interesse war. Schweiß perlte auf Orissas Stirn. Angst? Oder kam der Schweiß noch von der vorangegangenen Sparringsarbeit?

„Robert war Ihr Freund, nicht wahr?“, fragte Bount.

Sam senkte den Blick. „Ja“, antwortete er heiser.

„Wie ich hörte, hat er hin und wieder mal gespielt.“

„Richtig.“

„Mit Ihnen?“

Sam Orissa schüttelte heftig den Kopf. „Ich rühr keine Spielkarten an. Das gibt’s bei mir nicht, Mr. Reiniger. Ich hasse das Spiel. Mein Vater war ein Spieler. Sie können sich nicht vorstellen, was er seiner Familie damit angetan hat. Als seine Schulden so hoch geworden waren, dass er nicht mehr wusste, wie’s weitergehen sollte, hat er sich vor die Eisenbahn geworfen. Wer spielt, der riskiert alles.“

„Kommt immer darauf an, mit wem man spielt“, widersprach Bount.

„Mag sein.“

„Mit wem hat Robert gespielt?“

„Weiß ich nicht“, sagte Orissa. Aber seine Augen verrieten, dass er nicht die Wahrheit sprach.

„Hat Robert um hohe Beträge gespielt?“

„Weiß ich nicht“, sagte Orissa wieder. Aber er wusste es.

„Waren Sie oft mit ihm zusammen?“, fragte Bount unbeirrt weiter.

„Das war ganz verschieden.“ Orissa hob das rechte Bein und stellte den Fuß auf das untere Seil. Nervös brachte er es zum Wippen. Mit belegter Stimme sagte er: „Bobby war ein prima Kumpel. Für einen Freund ging der durchs Feuer.“

„Was man von Ihnen nicht gerade behaupten kann“, erwiderte Bount anzüglich.

Orissa zuckte zusammen, als hätte ihm Bount Reiniger eine Ohrfeige gegeben. „Wie meinen Sie das?“, fragte er scharf.

„Sie wissen mehr, als Sie mir zu sagen bereit sind“, behauptete Bount.

„Ist ja gar nicht wahr.“

„Sie sind ein verdammt schlechter Schauspieler, Sam.“

„Ich denke, wir haben miteinander nichts mehr zu besprechen, Mr. Reiniger!“, sagte Orissa schnell.

„Finden Sie, dass Flucht Ihr Problem lösen kann?“, fragte Bount eindringlich.

„Problem? Was für ein Problem denn?“ Orissas Augen flatterten nervös. Er schaute sich suchend um, als wäre es ihm nicht recht, mit diesem Detektiv so lange zusammen gesehen zu werden. Den Lederhelm, den er unter dem rechten Arm trug, drückte er kräftig zusammen.

„Wovor haben Sie Angst, Sam?“, fragte Bount so direkt, dass Orissa erneut zusammenzuckte.

Der Boxer lachte schrill auf. „Wovor sollte ich denn Angst haben? Es wird Zeit für mich, unter die Dusche zu gehen.“

„Okay. Lassen wir Ihre Probleme beiseite. Erzählen Sie mir noch was von Robert.“

„Da gibt es nichts mehr zu erzählen. Er war ein wunderbarer Fighter. Kaum einer war seinen Fäusten gewachsen. Er hat im letzten halben Jahr verdammt viel dazugelernt.“ Hier hakte Bount wieder ein. „Man hat ihn im vergangenen halben Jahr immer wieder in eine Favoritenrolle gedrängt.“

„Nicht gedrängt. Er war der Favorit“, verbesserte Orissa.

„Wieso hat er nicht jeden Kampf gewonnen, wenn er so haushoch favorisiert wurde?“ „Formschwankung“, antwortete Orissa lakonisch. Aber da war wieder jenes Signal in den Augen des Boxers, das Bount Reiniger nicht übersehen konnte. Hier lag ein weiterer Hund begraben. Aber auch dazu wollte Orissa keinen weiteren Kommentar abgeben.

„Was glauben Sie, weshalb Robert sterben musste, Sam?“

Orissa wischte sich mit einer schnellen Handbewegung den Schweiß von der Stirn. „Keinen blassen Schimmer, Mr. Reiniger.“

„Das nehme ich Ihnen nicht ab, Sam.“

„Hören Sie mal ...“, wollte Orissa aufbrausen.

Bount winkte ab. „Sie waren Roberts Freund, Mann. Sie haben Probleme, über die Sie mit mir nicht sprechen möchten. Sie wissen, was Robert das Leben gekostet hat. Finden Sie nicht, dass Sie es Ihrem Freund schuldig wären, dazu beizutragen, dass seine Killer vor Gericht kommen?“

Wieder dieser nervöse, furchtsame Blick in die Runde.

„Sam“, sagte Bount Reiniger eindringlich. Er hoffte, den Jungen doch noch weich zu bekommen. „Draußen steht mein Mercedes. Wenn Sie hier drinnen aus irgendeinem Grund nicht mit mir über die Sache reden wollen, dann setzen wir uns in meinen Wagen, und wir machen zusammen eine kleine Spazierfahrt.“

Orissa schluckte trocken, sagte aber nichts.

„Was halten Sie von meinem Vorschlag?“, fragte Bount.

„Nichts“, krächzte Sam.

„In meinem Wagen wären wir ungestört.“

Orissa straffte den Rücken. „Sie verschwenden Ihre Zeit, Mr. Reiniger.“

„Oh, ich habe genug davon“, gab Bount lächelnd zurück.

„Ich gehe jetzt duschen.“

„Sam!“, sagte Bount scharf, und seine Augen funkelten wütend. „Glauben Sie ja nicht, dass Sie so billig davonkommen. Es ist Ihre verdammte Pflicht ...“

„Leben Sie wohl, Reiniger!“, sagte Orissa eisig. Er wandte sich um und kletterte aus dem Ring. Augenblicke später verschwand er durch eine Tür, ohne sich noch einmal umzusehen. Bount seufzte. Hier war er richtig. Er hatte zwar nichts erfahren, aber sein Besuch hatte sich doch gelohnt. Irgendetwas war hier faul. Weitermachen. Nicht lockerlassen. Beharrlichkeit führt zum Ziel – ein altes chinesisches Sprichwort.

Sahett kam vom Telefonieren zurück, als Bount gerade gehen wollte. Der Trainer schien keine Angst zu haben. Vielleicht verstand er sie aber auch besser zu verbergen als Sam Orissa. Bount blieb mit dem Mann noch eine ganze Weile zusammen. Sahett verstand es hervorragend, viel zu reden und wenig zu sagen. Heiklen Themen wich er geschickt aus. Über alles andere wusste er viel belangloses Zeug zu erzählen. Schließlich meinte auch er – wie vor ihm schon Bing Larreck – „Hier bei uns werden Sie den Schlüssel zu diesem Geheimnis nicht finden, Mr. Reiniger.“

„Wo denn?“, fragte Bount Reiniger mit einem listigen Lächeln.

„Wenn ich das wüsste, würde ich es Ihnen sagen“, erwiderte Ted Sahett. Das klang zwar gut, entsprach aber sicherlich nicht der Wahrheit. Keiner in dieser Boxschule wollte den Mund zu weit aufmachen. Den Leuten steckte der Tod von Robert Vicker noch zu sehr in den Knochen. Sie schienen alle keine allzu große Lust zu verspüren, dem Jungen in die Leichenhalle zu folgen.

„Es war sehr nett, mit Ihnen zu plaudern“, sagte Bount zu dem Trainer, bevor er ging.

Sahett knurrte mit finsterer Miene: „Finden Sie die Killer, Mr. Reiniger. Verdammt, ich weiß, dass es nicht richtig ist, so zu reden, aber ich würde es begrüßen, wenn Sie die Kerle genauso abknallen würden, wie sie es mit Bobby getan haben.“

Bount verließ die Boxschule.

Delmer Wood und Martin Becht zu erschießen – das war keine Lösung. Die beiden waren lediglich Werkzeuge. Natürlich durften auch sie nicht ungeschoren davonkommen. Aber noch wichtiger war es, den Mann zu finden, der sich dieser Werkzeuge bedient hatte.

Bount erreichte seinen Mercedes.

Jemand hatte mit Kaugummi einen Zettel an der Windschutzscheibe befestigt.

Schmale Buchstaben waren in großer Eile auf das Papier geworfen worden.

Möchte mit Ihnen unter vier Augen sprechen. Kommen Sie um 21 Uhr zu mir. Orissa.

Bount schnippte den Kaugummi fort, faltete den Zettel zusammen, schob ihn in die Tasche und nickte. „Okay, Sam. Ich komme.“

Drei Mörder im Paket: Sammelband 3 Krimis

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