Читать книгу Drei Mörder im Paket: Sammelband 3 Krimis - A. F. Morland - Страница 24
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ОглавлениеStevie Kenna beschrieb den Mann mit dem Siegelring so genau, dass Bount Reiniger der Meinung war, damit ließe sich etwas anfangen. Bount Reiniger setzte sich sofort in seinen Wagen und rauschte in Richtung Centre Street ab.
Toby Rogers hörte sich Reinigers Geschichte interessiert an. Es war bisher nicht sicher gewesen, ob June March den richtigen Mann an Hand der Fotos wiedererkannt hatte. Dadurch aber, dass Delmer Woods Freund sich in Robert Vickers Wohnung hatte blicken lassen, wurde aus dem bloßen Verdacht eine zementierte Tatsache. Delmer Wood war einer der beiden Mörder von Vicker. Und Killer Nummer zwei? Wahrscheinlich der Kumpel mit dem Siegelring?
Gemeinsam gingen die beiden in die Computerzentrale. Der Mann, der den Blechonkel bediente, hatte einen Papierbecher in der Hand und machte ein gesäuertes Gesicht.
„Was ist denn Ihnen über die Leber gelaufen?“, fragte der Captain.
„Diese verdammten Automaten“, sagte der Polizeibeamte. Mit gekräuselter Nase blickte er in den Becher. „Ich wollte heiße Schokolade haben ...“
Toby warf einen Blick auf den Becherinhalt. „Sieht aus wie Hühnerbrühe.“
„Ist aber Kaffee“, sagte der andere. „Und schmeckt wie russischer Tee. Dabei kommt man ganz schön ins Schleudern.“
Der Beamte stellte den Becher weg und gab dem Computer die von Bount genannten Facts ein. Das klügste Gehirn des gesamten New Yorker Polizeiapparats spuckte ein einziges Kärtchen aus. „Martin Becht“, las Toby Rogers. „Ein Vorstrafenregister, so lang wie’n Bein von Marlene Dietrich. Oder gibt’s längere?“
Toby besorgte sich Fotos von dem Burschen.
„Diesmal mache ich mich gleich selbst auf die Socken. Vielleicht habe ich mehr Glück als meine Männer“, meinte der Captain und schob Bount Reiniger aus seinem Büro.
„Was dagegen, wenn ich mitkomme?“
„Nur zu“, grinste Rogers. „Wenigstens lernst du mal was dazu.“
Sie nahmen Bounts 'Silberschwalbe'. Bedford Park, Webster Avenue 5038, lautete Martin Bechts Anschrift. Ein Haus aus der Gründerzeit. Risse im Gemäuer. Bröckelige Fassade. Dreckige Fenster. Mieter, die größtenteils so alt waren, dass sie auch aus der Gründerzeit stammen konnten. Der Hausmeister lugte vorsichtig hinter einem fadenscheinigen Vorhang hervor, der das Fenster an der Tür abdeckte. Der Mann hatte mehr Runzeln als ein Siebzigjähriger, obwohl er erst fünfzig war. Keine Zähne im Mund, eine schiefe Nase.
Captain Rogers zeigte ihm seinen Dienstausweis. Der Hausmeister machte deshalb aber noch lange nicht die Tür auf. Bekanntlich kann man heutzutage jeden Ausweis fälschen. Durch das Glas gestaltete sich die Unterhaltung ziemlich mühsam. Mit den Ohren schien Rogers' Gesprächspartner auch nicht gerade den glücklichsten Fang gemacht zu haben.
„Martin Becht!“, sagte der Captain mit schroffer Stimme. „Wohnt der hier?“
„Wer?“, fragte der Hausmeister.
„Becht!“
„Wie?“
„Becht!“
„Hören Sie, brüllen können Sie mit Ihrem Freund, nicht mit mir!“, begehrte der Hausmeister auf. „Ich habe ein Recht darauf, von Ihnen anständig behandelt zu werden. Ich bin kein Verbrecher, guter Mann.“ Toby kochte innerlich. Er trat einen Schritt zurück, schüttelte den Kopf und knurrte: „Den halt ich nicht aus, Bount. Rede du mit ihm.“
Es war wie bei Delmer Wood. Ja, Martin Becht hatte mal hier gewohnt. Im zweiten Stock. In der Wohnung, die jetzt von dieser halbseidenen Fotografin belegt war. Seit zwei Monaten etwa. Das kam mit Delmer Wood hin. Vielleicht hatten Wood und Becht eine gemeinsame Bleibe gefunden. Irgendwo in New York. Liebe Güte, New York kann verdammt groß sein, wenn man zwei Typen wie Becht und Wood finden will.
Bount brachte den Freund in die Centre Street zurück und fuhr dann nach Hause. Während er unterwegs war, überlegte er sich die ganze Sache noch einmal gründlich. Wenn er weiter hinter Becht und Wood herrannte, lief er leicht Gefahr, sich schon bald totzulaufen.
Aus diesem Grund wollte Bount Reiniger das Pferd von einer anderen Seite her aufzäumen.
Die andere Seite, das war Robert Vicker. Den Boxer gab es zwar nicht mehr, aber er hatte gelebt, und alles, was ihn umgeben hatte, das existierte noch, und genau da hinein wollte Bount Reiniger nun seinen Stachel setzen – in Robert Vickers Leben.
June March legte den Hörer in die Gabel. „Jetzt wissen wir’s“, sagte sie.
„Du weißt es“, verbesserte Bount seine Sekretärin. ,,Ich habe vorläufig noch keine Ahnung. Aber ich hoffe, dass sich das in den nächsten Minuten ändern wird.“
„Es ist so, wie du gesagt hast: Robert Vicker ging aus der Boxschule von Bing Larreck hervor.“
„Ansehen kostet nichts“, sagte Bount und machte auf den Hacken kehrt. „He, Chef. Darf ich mitkommen?“
„In eine Boxschule?“
„Warum nicht? Da wimmelt’s nur so von Männern.“
June klimperte mit den Wimpern. „Oh, ich mag Männer.“
Bount zog die Brauen zusammen und meinte grimmig: „Du möchtest wohl wieder mal was erleben. Zu Bing Larreck gehe ich allein, wenn’s recht ist. Du hast dich in diesem Fall ohnedies schon zu weit vorgewagt.“
„Ich?“, fragte June verwundert. „Wann denn?“
„Schon vergessen, dass du auf der Baustelle Kopf und Kragen riskiert hast?“
„Ich finde, das ist ein bisschen reichlich übertrieben, Bount. Ich war bewaffnet.“
Bount nickte. „Ich kenne deine Waffe. Sie kracht zwar ganz hübsch, aber das ist auch schon beinahe alles, was sie kann.“
„Was Größeres bringe ich leider in meinen Handtaschen nicht unter.“
„Siehst du, deshalb solltest du dort, wo größere Kanonen zum Einsatz gebracht werden müssen, lieber passen. Ende der Diskussion.
„Ich dachte, ich hätte in dieser Firma ein Mitspracherecht.“
Bount grinste. „Hast du auch. Aber nicht in allen Dingen. Es gibt Fälle, da entscheide ich schon lieber allein. Mach’s gut, meine Liebe. Und behalte mich während meiner Abwesenheit in guter Erinnerung.“
June rümpfte die Nase. „Wird mir schwerfallen, nachdem du dich so unmöglich aufgeführt hast.“ Bount lachte darüber und verließ die Detektei.