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Sie aßen Chili con carne in der kleinen Imbissstube am Ende der 123rd Straße. Von hier hatte es June March nicht mehr weit nach Hause. Der Tisch, an dem sie mit Bount Reiniger saß, war nicht viel größer als eine Briefmarke. Aber Essen konnte man hier ausgezeichnet.

„Du hast mich nicht in die Boxschule mitgenommen“, sagte June. „Darf ich nun wenigstens zu Sam Orissa mitkommen?“

Bount schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Baby. Orissa hat ausdrücklich geschrieben, er möchte mich unter vier Augen sprechen.“

June hatte eine raffinierte Lösung parat: „Wenn du ein Auge zumachst, und ich auch – dann würde die Zahl stimmen, die Sam Orissa angenehm ist.“

Bount hob die Hand. „Gib dir keine Mühe. Orissa ist ein Angsthase. Er würde die Zähne nicht auseinandernehmen, wenn ich einen Betriebsausflug zu ihm machen würde. Du gehst besser nach Hause und pflegst dich schön. Hab ich da vorhin nicht ein Fältchen ums hübsche Auge liegen gesehen?“

„Ich bin doch erst vierundzwanzig!“, antwortete June entrüstet.

Bount nickte grinsend. „In dem Alter fängt’s an sagt die Werbung.“

„Scheusal!“

Reiniger lachte. „Du weißt, was ich gern höre.“ Er wurde ernst und sprach von Orissa. „Der Junge ist die Weichstelle, nach der ich gesucht habe.“

„Weißt du schon, wo er wohnt?“

Bount nickte. „Ich hab seine Adresse im Telefonbuch gefunden.“

„Warum tut er so geheimnisvoll?“

„Du hättest seine Augen sehen sollen. Er hatte Angst.“ Bount bestellte zwei Kaffee. Dann beugte er sich vor und fragte: „Willst du mal hören, was ich mir inzwischen zusammengereimt habe?“

„Aber nur, wenn es gut ist.“

„Was Besseres gibt’s gar nicht. Hör zu. Ich habe mir vor allem über Robert Vickers Formschwankungen Gedanken gemacht. Jeder Favorit kann einmal einen schwachen Tag haben, das ist unbestritten. Aber ich erinnere mich an einen Fight zwischen Robert Vicker und dem Box Methusalem Tony Cool. Cool war früher der Mann im Ring. Ein Chef. Hat alles mit seinen harten Fäusten niedergeknüppelt, was man vor ihn hinstellte. Aber auch er hatte die ewige Jugend nicht gepachtet. Er hätte längst aufhören müssen, aber er redete immer noch von einem grandiosen Comeback, auf das er sich vorbereite. Die Presse nannte ihn Opa. Man schrieb ihn allgemein ab. Keiner glaubte mehr an ihn, außer er selbst. Als er die Chance bekam, gegen Robert Vicker in den Ring zu steigen, nahm er begeistert an. Mit beiden Händen griff er zu. Sie machten mächtig Reklame für den Kampf, in den Tony Cool als krasser Außenseiter ging. Und was passierte?“

„Keine Ahnung.“

„Vicker spielte drei Runden mit Opa Cool. Er hätte den Burschen schon in der ersten Runde ausknocken können. Kein Mensch verstand, warum er es nicht getan hatte. Aus Mitleid? Ab der vierten kam Tony Cool plötzlich auf. Er machte Vicker arg zu schaffen. Da warf ein Heumacher den Opa auf den Boden. Alle dachten, der Kampf wäre endlich entschieden. Aber Cool kam noch einmal hoch. Wut verzerrte sein Gesicht. Man sagt, ein angeschlagener Gegner ist doppelt gefährlich. Tony Cool stellte unter Beweis, dass daran etwas Wahres ist. Sein Lucky Punch hob Robert Vicker fast aus den Schuhen. Der Junge fiel um und kam erst wieder auf die Beine, als der Ringrichter Opa Cool zum Sieger erklärt hatte.“

June nippte an ihrem Kaffee. „Deiner Meinung nach ging es bei diesem Kampf nicht reell zu, willst du das damit sagen, Bount?“

„Sehr richtig, Mädchen. Ich denke an Schiebung im Boxgeschäft. Robert Vicker hat Tony Cool in den ersten drei Runden gestreichelt. Er hat den Gegner geschont, was sonst ganz und gar nicht seine Art war. In anderen Kämpfen kam er wie ein wilder Bulle aus seiner Ecke heraus. Er schoss ein Schlagfeuerwerk auf seinen Gegner ab, dem man kaum mit den Augen folgen konnte.“

„Schiebung“, sagte June March nachdenklich. „Passt das denn zu dem Bild, das wir von Robert Vicker haben? Er war ein ehrgeiziger Junge. Mutig. Aufrichtig. Beherzt. Gibt sich so ein Mann zu einer solchen Gemeinheit her?“

„Es gibt viele Mittel und Wege, sich einen Jungen wie Robert Vicker gefügig zu machen. Prügel. Nötigung. Erpressung. Drohungen verschiedenster Art.“

„Und wozu das alles?“, fragte June gespannt.

„Das kann ich ganz einfach erklären“, erwiderte Bount Reiniger. „Stell dir vor, es gibt ein paar Leute, deren Leidenschaft es ist, zu wetten. Wenn diese Leute nun vor dem Kampf schon genau wissen, wer gewinnen und wer verlieren wird, gehen sie kein Risiko ein, wenn sie ihr ganzes Geld auf den vorher bestimmten Sieger setzen. Auf diese Weise kann man unwahrscheinlich hohe Gewinne erzielen, ohne auch nur eine Minute um sein Geld bangen zu müssen. Schiebung. Das würde Robert Vickers unerklärliche Formschwankungen erklären.“

June leerte ihre Tasse. „Es ist also irgendwelchen Gangstern gelungen, sich Robert Vicker gefügig zu machen.“

„Richtig“, sagte Bount.

„Anscheinend wollte Vicker ihr Spielchen jetzt aber nicht mehr mitmachen.“

„Meiner Meinung nach auch richtig“, sagte Bount. „Vermutlich hat er den Leuten, die ihn an der Kandare hatten, gesagt, er würde aussteigen.“

„Deshalb musste er sterben.“

„Du sagst es“, nickte Bount. „Und Sam Orissa wird mir das bestätigen.“

June griff nach ihrer Handtasche, während Bount Reiniger bezahlte. „Eigentlich müssten Bing Larreck und Ted Sahett über diese Dinge Bescheid wissen.“

„Davon“, erwiderte Bount Reiniger, „bin ich zu neunundneunzig Komma neun Prozent überzeugt.“

Drei Mörder im Paket: Sammelband 3 Krimis

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