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Erstes bis viertes Bändchen
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Plauderei eines Dichters mit einem Hunde

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Als Jean Robert allein war, nahm er die Kerze und näherte sie den Wänden des Speisezimmers, indeß Roland sich mit einem Seufzer der Zufriedenheit auf einen Teppich legte. der quer vor der Thüre ausgebreitet war, durch die der Junge Mann und das Mädchen sich entfernt hatten, was sein gewöhnliches Lager zu sein schien.

Eine Zeit lang mochte Jean Robert das Licht immerhin an die Wand halten, er sah nichts; seine Augen schauten gewisser Maßen im Innern, seine Erinnerungen zogen zwischen ihm und dem, was er vor sich hatte, durch.

Was seine Augen sahen, das war in diesem verlorenen Quartier oben auf der düsteren Treppe das schöne Mädchen, das sich mit seiner Kerze in der Hand herabneigte; es waren diese langen Haare mit den goldenen Reflexen, es waren diese herrlichen blauen Augen, die ein Wiederschein des Himmels, selbst wenn der Himmel nicht mehr da; das war diese durchsichtige Haut so fein wie ein Rosenblatt; das war diese unendliche Grazie, welche zuweilen beim Menschen oder beim Thiere ein übermäßig langer Hals verleiht: beim Thiere im Schwanen, im Menschen bei Raphael; es war dieser ganze geschmeidige Körper, auf dem. man fühlte dies, die fiebernde Hand der Krankheit oder die eisige Hand des Unglücks gelastet haben mußte; es war endlich diese Erscheinung dort Fragola, nicht minder wunderbar, als die von Salvator, wobei die eine die andere zu vervollständigen schien, um in den Augen des Dichters einen lebendigen und belebten Traum zu machen.

Alles dünkte ihm seltsam bis aus das carminrothe Fleckchen unter dem Auges das Salvator wahrscheinlich veranlaßt hatte, dem Mädchen den Namen Fragola zu geben, was wieder das reizende Diminutiv Fragoletta gab.

Sodann hatte der Name Regina, den das Mädchen ausgesprochen, im Dichter eine aristokratische Erinnerung zurückgerufen, weiche in keiner Beziehung zu den Geschöpfen von niedriger Lage stehen konnte, mit denen er für den Augenblick sein Leben verbunden, die aber nichtsdestoweniger in seinem Herzen die sonorsten Fasern der Jugend vibrieren gemacht.

allmählich aber wurde der Schleier, den er vor den Augen hatte, immer durchsichtiger, und er fing an durch einen Nebel die Bilder zu sehen, welche die Wand bedeckten.«

Die artistische Seite gewann die Oberhand über die mysteriöse, die Wirklichkeit über den Traum; der Dichter war vor einer der genausten Copien der dekorativen Malerei des Alterthums.

Die vier großen Theile der Wand enthielten Rahmen mit Gehäusen umgeben: jeder Rahmen stellte eine Landschaft die Säulen eines Peristyls oder die Fenster eines Zimmers gesehen vor.

Die Gehäuse stellten alle jene Phantasien vor, welche die archäologische Wissenschaft seitdem populär gemacht hat, so die Stunden des Tages und der Nacht, die Tänzer, die Grille zwei Schnecken, die an ihren Wagen gespannt, führend, die Tauben aus derselben Schaale trinkend u. s. w.

Das Ganze war mit vollkommenem Geschmack und einer Treue des Tons, die den Coloristen bezeichnete, copirt.

Das wäre ein neues Erstaunen für Jean Robert gewesen, hätte ihn etwas von Seiten seines neuen und seltsamen Freundes in Erstaunen setzen können.

Er stellte also nicht erstaunt, sondern nachdenkend, zuerst seinen Leuchter auf den Tisch, der einen Umfang von nur fünf bis sechs Fuß mitten im Zimmer bildete, und setzte sich sodann auf einen Stuhl.

Dann richteten sich seine Augen unbestimmt auf die verschiedenen Gegenstände des Speisezimmers, und sie verweilten am Ende auf dem Hunde.

Er erinnerte sich der Worte von Salvator: »Wenn Sie zu Ende sind, plaudern Sie mit Roland.«

Und er lächelte bei dieser Erinnerung.

Diese Worte, die einem Andern vielleicht ein schlechter Spaß geschienen hätten, erschienen ihm als eine ganz natürliche Empfehlung; sie hatten ihm eine Sympathie mehr zwischen ihm und seinem neuen Freunde geoffenbart.

Jean Robert, ein naives Herz. zart und gut, glaubte in seinem Stolze nicht, Gott habe für die Menschen allein die Ausgabe einer Seele gemacht: wie die Dichter des Orients, wie die Brahminen Indiens, war er nahe daran, zu glauben, das Thier sei eingeschlafene oder bezauberte Seele, welche an den Ufern des Ganges den Zauber der Natur, bei den Occidentalen die Magie der großen Circe erdulde. Oft hätte er sich den Menschen in der Kindheit der Welt vorgestellt, den Menschen, dem in der Schöpfung die Thiere, seine untergeordnete Brüder, vorangegangen, und es hatte ihm dann geschienen, seien die Thiere, und sogar die Pflanzen, die untergeordneten Schwestern der Thiere, gewesen, welche der Menschheit als Führer und Lehrer gedient. Nach dem dankbaren Traume seinen Geistes waren es die Wesen die wir heute leiten, welche uns damals führten, welche unsere schwankende Vernunft mit ihrem schon befestigten Instincte lenkten, die uns riethen, sie diese Kleinen und diese Einfachen, die wir heute verachten! Und in der That, sagte der Dichter, wenn er um sich selbst sprach, der Boabab, der damit angefangen, daß er ein Baum gewesen, der ein Wald geworden, der Jahrhunderte wie eine Kette von großen Greisen, die sich an der Hand halten, hat vorüberziehen sehen; der Wandervogel der mit jedem Flügelschlage eine Meile macht, und der alle Länder gesehen; der Adler, der der Sonne ins Antlitz schaut, vor welcher wir die Blicke niederschlagen; der Nachtvogel mit den Gluthaugen, der in der Finsternis fliegt, wo wir straucheln; die großen Ochsen, welche unter den grünen Eichen oder den dunklen Fichten wiederkäuen und mit den Füßen auf eine zerstörte Civilisation in den weiten Campagnen von Rom mit ihren breiten, fahlen Horizonten treten; alle diese Thiere sollten nicht etwas Unbekanntes dem Menschen zu sagen haben, wenn es dem Menschen gelänge, ihre Sprache zu verstehen, und wenn er sie zu befragen sich herabließe?

Jean glaubte sich zu entsinnen, er habe in seiner Kindheit mit seiner seiner Hand die allgemeine Verbrüderung berührt, er war überzeugt, er habe eine Zeit lang das Bellen junger Hunde, den Gesang kleiner Vögel verstanden, und sogar den Wohlgeruch der Rosenknospen, die er zuweilen. in dem Augenblick wo sie sich erschlossen, die Zuckerstücke, die ihm seine Mutter gegeben, wollte essen lassen.

Sodann, wie er groß geworden, hatte es ihm geschienen, dieser fast menschliche Verstand, den er als Kind bei den Thieren und bei den Pflanzen gefunden, sei verschwunden und habe sich verwirrt, wie der Hanf, den die Poltergeister am Rocken des bretonischen Mädchens verwirren, das ihn, der vergeblichen Arbeit müde, in seiner Ungeduld ins Feuer wirft.

Was hat diese rührende Einigkeit gebrochen. die den Menschen mit dem Thiere und der Pflanze. d. h. mit dem Demüthigen und dem Einfachen verband?

Die Hoffart!

Das war der Unterschied zwischen der orientalen Welt und der occidentalen.

Indien, auf das der Europäer immer zurückkommen muß, so oft er seines streitsüchtigen Occidents müde, seine Seele wieder in den Urquelten zu stärken nötig hat; Indien, diese gemeinschaftliche Mutter den Menschengeschlechts; Indien, unsere majestätische Ahnfrau, wurde für sein zartes Mitleid dadurch belohnt. daß es fruchtbar blieb; sein Symbol ist die nährende Kuh. Kriege, Mißgeschicke, Knechtschaften gehen über dasselbe seit dreitausend Jahren hin, und seine unversiegbare Brust ist immer bereit, dreihundert Millionen Menschen, Eingeborene und Fremde, zu stillen.«

So ist es nicht mit unserer armen occidentalen Welt, mit unserer kargen griechischen und italienischen Civilisation gewesen. Die griechische Stadt. die römischen Stadt haben die Kunst vergöttlicht und die Natur ihrer Würde entsetzt; sie machten aus den Menschen Sklaven; sie nannten die Thiere Bestien; sie zwangen die Erde, auszugeben, ohne daß sie darauf bedacht waren, der Erde neue Kräfte zu verleihen. Einen Tage fand sich Athen eine Ruine, Rom eine Wüste; es waren herrliche Wege da, auf denen Niemand mehr reiste, Triumphbögen, welche bei Nacht die Schatten der Heere, geführt von den Schatten der Triumphatoren vorüberziehen sahen, und Meilen lange Aquäducte, die fortwährend das Wasser der Flüsse nach den stummen Städten führten, welche keine Einwohner mehr zu tränken hatten.

Und alle diese Ideen. weiche drei Civilisationen aufrührten und durch die elektrische Kette des Gedankens, die sie der modernen Welt offenbart, in ihrem Grabe die alte Welt beben machen, erwachten im Geiste des Dichters beim Anblick den Hundes und bei der Erinnerung an die Worte von Salvator: »Wenn Sie zu Ende sind, plaudern Sie mit Roland.«

Jean Robert war mit dem Anschauen und sogar mit dem Denken zu Ende; er rief also Roland, um mit ihm zu plaudern.

Als sein Name mit dem kurzen. entschiedenen Tone des Jägern ausgesprochen wurde, richtete Roland, der, die Schnauze zwischen seinen Pfoten ausgestreckt, schlief, oder vielmehr sich den Anschein gab, als schliefe er rasch den Kopf auf und schaute Jean Robert an.

Jean Robert sprach zum zweiten Male den Namen des Hundes und und schlug dabei mit seiner Hand auf seinen Schenkel.

Der Hund erhob sich auf seine Vorderpfoten und blieb auf die Weise der Sphinxe hocken

Jean Robert wiederholte zum dritten Male seinen Ruf.

Der Hund kam auf ihn zu, legte seinen Kopf auf die Kniee des Dichters und schaute ihn freundlich an.

»Armer Hund!« sagte Jean Robert mit liebkosendem Tone.

Roland ließ ein halb zärtlichen. halb klagendes Geknurre hören.«

»Ah! Ah!« sprach Jean Robert, »dein Herr Salvator hatte Recht: es scheint, wir werden und verstehen.«

Beim Namen Salvator ließ der Hund ein kleines Gebelle der Freundschaft vernehmen und schaute nach der Thüre.

»Ja,« sagte Jean Robert, »er ist dort im Zimmer neben an, mit Deiner Gebieterin Fragola, nicht wahr Roland?«

Roland ging an die Thüre. hielt seine Schnauze an den Zwischenraum, der zwischen dem Untertheil der Thüre und dem Boden bestand, athmete geräuschvoll, kam wieder zurück und legte, seine lebhaften, verständigen. fast menschlichen Augen schließend, seinen Kopf auf den Schooß des Dichters.«

»Sehen wir ein wenig, wer unser Vater und unsere Mutter sind, sagte Jean Robert . . . »Gib deine Pfote. wenns beliebt.«

Der Hund hob feine dicke Pfote auf und legte sie mit einer Leichtigkeit, welche unmöglich schien, in die aristokratische Hand von Jean Robert.

Jean Robert untersuchte die Zwischenräume der Zehen.«

»Ah!« sagte er, »ich vermuthete es . . . Sehen wir unser Alter.«

Und er that die mächtigen Lippen den Thieren auseinander und entblößte hierdurch eine doppelte Reihe furchtbarer, elfenbeinweißer Zähne, welche jedoch in den Tiefen des Rachens schon ein wenig angegriffen waren.

»Ah! Ah!« sagte Jean Robert. »wir sind nicht mehr von der ersten Jugend: wären wir eine Frau, so würden wir unser Alter seit zehn Jahren verbergen; wären wir ein Mann, so würden wir anfangen es zu verbergen.«

Der Hund blieb unempfindlich; es schien ihm völlig gleichgültig zu sein, daß Jean Robert sein Alter wußte. Als der Dichter dies sah, setzte er seine Untersuchung fort, in der Hoffnung, zu einem Detail zu gelangen, das auf eine wirksamere Art die Empfindlichkeit der Nerven von Roland reizen würde.

Diesen Detail bot sich bald dem Blicke von Jean Robert.

Roland hatte, wie gesagt, – abgesehen von etwas mehr Länge in seinem unter dem Bauche besondere leicht gekräuselten Haare, – die falbe Haut den Löwen; nur bemerkte Jean Robert an der Flanke der rechten Seite zwischen der ersten und fünften Rippe einen weißen Punkt von sieben bis acht Linien im Durchmesser.

»Ah! Ah!« fragte er, »was ist das, mein armer Roland?«

Und er drückte mit der Fingerspitze auf den weißen Punkt.«

Roland stieß einen Seufzer aus.

»Ei! eine Narbe!« sagte Robert.

Eh war Robert nicht unbekannt. daß die Wunden oder die Brandmahle das färbende Oel zerstören, das im Haargewebe kreist; er hatte in den Gestüten Rappen gesehen, denen man einen Stern dadurch auf die Stirne machte, daß man ein glühend heißes Instrument darauf drückte; er begriff, daß hier eine Wunde oder ein Brandmahl war.

Eher eine Wunde,als ein Brandmahl, da der Finger eine Narbe erkannte.

Er schaute nach der linken Flanke.

An der linken Flanke trug Roland, nur ein wenig tiefer, eine ähnliche Narbe.

Robert drückte mit dem Finger darauf, wie er es das erste Mal gethan hatte; der Hund stieß bei diesem zweiten Drucke einen schmerzlichen Seufzer aus, der dem jungen Beobachter durch die Narbe der Rippe erklärt wurde,

Auf der linken Seite war die Rippe gebrochen worden.

Ah! ah! mein schöner Roland,« sagte der Dichter, »es scheint wir haben, wie unser Homonyme, Krieg geführt.«

Roland hob den Kopf empor, öffnete halb das Maul und gab ein Gebelle von sich, das Jean Robert bin in die Tiefe der Adern schauern machte.

Diese Klage hatte einen so traurigen Charakter, daß Salvator aus dem Zimmer herauskam und Jean Robert fragte.

»Was ist denn Roland geschehen?«

»Nichts . . . Sie haben mich mit Roland plaudern heißen,« erwiderte lachend Jean Robert; »ich habe ihn nach seiner Geschichte gefragt. und er war eben im Zuge, sie mir zu erzählen.«

»Und was hat er Ihnen erzählt? Lassen Sie hören! Ich wäre begierig, die Wahrheit zu erfahren.«

»Warum soll er lügen?« versetzte Jean Robert; »es ist kein Mensch.«

»Ein Grund mehr, daß Sie mir Ihr Gespräch wiederholen,« erwiderte Salvator mit einer Dringlichkeit, die mit einer gewissen Unruhe gemischt zu sein schien.

»Nun, so vernehmen Sie Wort für Wort unsern Dialog. Ich fragte ihn, wessen Sohn er sei: er antwortete mir, er sei gekreuzt von einem St. Bernhardshunde und einem Neufundländer; ich fragte ihn nach seinem Alter. er antwortete mir, er sei zwischen neun und zehn Jahre alt; ich fragte ihn, woher der weiße Fleck rühre, den er an jeder seiner Flanken habe, und er antwortete mir, eh sei die Spur einer Kugel, welche in seine rechte Seite eingedrungen und an seiner linken Seite, ihm eine Rippe brechend, herausgekommen.«

»Ah! Ah!« versetzte Salvator. »Alles das ist völlig genau.«

»Desto besser! Das beweist, daß ich kein Ihrer Lectionen ganz unwürdiger Beobachter bin.«

»Das will ganz einfach besagen, daß Sie Jäger sind, daß Sie folglich an der Haut. welche Roland zwischen den Zehen der Pfoten hat und der Farbe seines Felles seine Verwandtschaft mit dem Schwimmhunde und dem Gebirgshunde erkannten; daß Sie seine Zähne anschauten und am Hundszahne, von dem die Marke verschwunden, und an dem etwas beschädigten Mahlzahne sahen, daß er nicht mehr markiert; daß Sie die zwei Flecken betasteten und hierbei an der Höhlung der Haut und der Erhabenheit des Knochens fühlten daß er eine Kugel bekommen, welche auf der rechten Seite eingedrungen aus der linken Seite herausgekommen war und eine Rippe gebrochen hatte. Ist das so?«

»Ich fühle mich gedemüthigt.«

»Und er hat Ihnen nichts Anderes gesagt?«

»Sie traten gerade in dein Augenblicke ein, als er mir erzählte, er habe seine Wunde nicht vergessen und bei Gelegenheit werde er sich wahrscheinlich desjenigen, welcher sie ihm gemacht, erinnern. Ich rechne nun auf Sie, daß Sie mir das Uebrige sagen.«

»Es ist nur ein Unglück, – und ich gestehe in diesem Punkte meine tiefe Unkenntniß: daß ich nicht mehr weiß, als Sie.«

»Wahrhaftig?«

»Als ich eines Tags, vor vier bis fünf Jahren, in der Umgegend von Paris jagte . . . «

»Sie jagten?«

»Wilderte wollte ich sagen: ein Commissionär jagt nicht . . . Ich fand dieses arme Thier in einem Graben; es war ganz blutig, von einer Kugel durchbohrt verscheidend. Seine Schönheit erregte mein Mitleid; ich trug es an eine Quelle und wusch seine Wunde mit kaltem Wasser, in das ich ein paar Tropfen Branntwein gegossen; bei der Pflege, die ich ihm gab, schien es wiedergeboren zu werden. Es erfaßte mich die Lust,.mir dieses herrliche Thier anzueignen, an welchem, nach dem Zugstande, in dem ich es fand, seinem Herrn wenig zu liegen schien; ich brachte es auf den Wagen eines Gemüsegärtners und kehrte diesen Wagen folgend zurück. An dem selben Abend und sogleich nach meiner Ankunft, behandelte ich es wie ich, im Val-de-Grace, von Flintenschüssen getroffenen Menschen hatte behandeln sehen, und ich hatte das Glück, den Hund zu heilen; das ist Alles, was ich von Roland weiß . . . Ah! verzeihen Sie, ich irre mich: ich vergaß, daß Roland eine Dankbarkeit für mich hegt, welche Menschen beschämen würde, und daß er bereit ist, sich für mich und für die Leute, die ich liebe, tödten zu lassen: – nicht wahr, Roland?«

Bei diesem Aufrufe gab Roland einen Schrei freudiger Beistimmung von sich und legte seine zwei Vorderpfoten auf die Schulter seines Herrn, wie er es bei dessen Ankunft gethan hatte.

»Gut, gut,« sagte Salvator; »Du bist ein schöner, braver Hund, Roland, das weiß man . . . Nieder mit den Pfoten!«

Roland setzte seine Pfoten auf die Erde und legte sich wieder quer vor die Thüre. auf denselben Teppich, wo er lag als ihn Jean Robert zu sich rief.

»Und nun.‹ fragte Salvator, »wollen Sie kommen?«

»Gern; doch ich befürchte unbescheiden zu sein.«

»Warum?«

»Weil Ihre Gefährtin diesen Morgen einen Gang zu machen hat und vielleicht auf Ihre Begleitung rechnete.«

»Nein . . . Sie haben gehört, daß Sie mir antwortete, sie könne mir nicht sagen, wohin sie gehe.«

»Und Sie lassen so Ihre Geliebte an Orte gehen, die sie Ihnen nicht nennen kann?« fragte lachend der Dichter

»Wackerer Dichter, erfahren Sie, daß es keine Liebe da gibt, wo kein Vertrauen ist. Ich liebe Fragola von ganzem Herzen. und ich würde eher meine Mutter beargwöhnen, als daß ich einen Argwohn gegen sie hätte.«

»Gut; doch es ist vielleicht unvorsichtig, allein Morgens um sechs Uhr wegzugehen und mit einem Kutscher aus Paris hinauszufahren.«

»Ja. wenn sie nicht Roland bei sich hätte, doch mit Roland lasse ich sie die Reise um die Weit machen. Ohne zu befürchten, es könnte ihr ein Unglück widerfahren.«

»Dann ist es etwas Anderes.«

Während er sich sodann mit einer gewissen Coquetterie in seinen Mantel hüllte, sprach Jean Robert:

Sagen Sie . . . ich hörte Ihre Gefährtin, von einer ihrer Freundinnen redend, den Namen Regina nennen.«

»Das ist ein ungewöhnlicher Name . . . Ich habe die Tochter eines Marschalls von Frankreich dieses Namens gekannt.«

»Die Tochter des Marschalls von Lamothe-Houdan?« fragte Salvator.

»Ganz richtig.«

»Das ist die Freundin von Fragola . . . Kommen Sie!«

Jean Robert folgte, ohne ein Wort beizufügen, seinem Geheimnisvollen Gefährten.

Er ging von einem Erstaunen zum andern über.

Die Mohicaner von Paris

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