Читать книгу Der Graf von Moret - Александр Дюма - Страница 19

Zweiter Teil
III.
In welchem Monseigneur Gaston, wie Carl IX., seine Kleine Rolle spielt

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Als man die Herzogin-Witwe, die Prinzeß Marie und Monseigneur Gaston durch dieselbe Tür sich entfernen gesellen hatte, nachdem sie von demselben Diener gerufen worden waren, fiel der Rest der Gesellschaft natürlich auf den Gedanken, es möchte sich etwas Außerordentliches zugetragen haben, und sei es aus Diskretion, sei es, dass die elfte Stunde bereits vorüber war, man zog sich zurück, nachdem man noch einige Momente gewartet hatte.

Auch Frau von Combalet hatte den Saal verlassen, als der Lakai, welcher die Frau vom Hause aus dem Salon rief, sich in dem dunklen Korridor ihr näherte und mit leiser Stimme zu ihr sagte:

»Die Frau Herzogin-Witwe wird Euch sehr verbunden sein, Madame, wenn Ihr das Hotel nicht verlässt, bevor sie noch einmal die Ehre gehabt hat, Euch zu sehen.«

Und zugleich öffnete er die Tür eines kleinen Boudoirs, wo sie allein und ungestört warten konnte.

Frau von Combal et hatte sich nicht getäuscht, als sie den Namen Vauthier aussprechen zu hören glaubte,

Vauthier war in der Tat an die Frau von Longueville abgesendet worden, um ihr zu sagen, dass die Königin-Mutter es nicht gern sehen würde. Wenn die zwei oder drei besuche, die Gaston bereits der Prinzeß Marie gemacht, sich regelmäßig und häufig wiederholten.

Die Herzogin von Longueville hatte ihre Nichte zu sich kommen lassen, um ihr Mitteilungen über diese Botschaft der Königin-Mutter zu machen.

Die Prinzeß Marie, ein freimütiger und loyaler Charakter, machte sofort den Vorschlag, den Prinzen holen zu lassen und von ihm eine Erklärung zu verlangen. Vauthier wollte sich zurückziehen, aber die Herzogin und die Prinzeß Verlangten, dass er bleibe und in Gegenwart des Prinzen die Worte seiner Botschaft wiederhole.

Man hat gesehen, dass auch der Prinz dieser Aufforderung Folge leistete und den Salon verließ.

Geführt durch den Lakaien, trat er in das Kabinett, wo er erwartet wurde.

Als er Vauthier gewahrte, überflog ein scheinbarer oder wirklicher Ausdruck des Erstaunens seine Züge und auf ihn zu schreitend fragte er ihn in hartem Tone:

»Was tut Ihr hier, Vauthier, und wer hat Euch hierher gesendet?«

Ohne Zweifel wusste Vauthier, dass von Seite der Königin-Mutter der Unwille über das sich anknüpfende Verhältnis zwischen Gaston und Marie bloß ein erheucheltes war, denn er hatte ja geholfen, den darauf bezüglichen Rat des Herzogs von Savoyen lesbar zu machen, aber er wusste nicht, in wie weit Gaston auf diesen herbeigezogenen Streit eingehen werde, der in den Augen Aller einen Zwiespalt zwischen Mutter und Sohn zu bewirten geeignet war.

»Monseigneur,« antwortete er daher, »ich bin nichts als der ergebene Diener der Königin, Eurer erhabenen Mutter, und in Folge dessen gezwungen, ihre Befehle auszuführen. Nun, ich kam aus ihren Befehl hierher, um die Frau Herzogin-Witwe von Longueville und die Prinzeß von Gonzaga zu bitten, sie mögen eine Liebe nicht ermutigen, die sowohl den Absichten meiner Herrin, als denen des Königs, zuwiderlaufen würde.«

»Ihr hört, Monseigneur; in einem auf diese Weise ausgesprochenen Wunsche liegt fast eine Anklage. Wir erwarten daher von Eurer Loyalität, Hoheit, dass Ihro Majestät, die Königin, sowohl über die Ursache Eurer Besuche, als über den Zweck derselben genügend aufgeklärt werde.«

»Vauthier,« sagte der Herzog in jenem hochmütigen, barschen Tone, den er bei Gelegenheit anzunehmen wusste und den er eigentlich weit öfter annahm, als es die Gelegenheit rechtfertigte, »Ihr seid mit den wichtigen Ereignissen, die sich seit Beginn des Jahrhunderts an unserem Hofe zugetragen haben, zu sehr bekannt, um den Tag und das Jahr meiner Geburt nicht zu wissen.«

»Gott behüte mich vor einer solchen Unkenntnis, Monseigneur! Eure Hoheit wurden am 25. April des Jahres 1608 geboren.«

»Nun wohl, mein Herr, wir zählen heute den 13. Dezember des Jahres 1628, das will sagen, dass ich am heutigen Tage zwanzig Jahre, sieben Monate und neunzehn Tage alt bin. Ich bin also schon seit sieben Jahren, sieben Monaten und neunzehn Tagen der Vormundschaft der Weiber ledig; außerdem bin ich bereits ein erstes Mal wider meinen Willen verheiratet worden. Ich bin reich genug, um eine Frau zu bereichern, wenn sie arm wäre, vornehm genug, um sie zu adeln, wenn sie es nicht sein sollte, und da Staatsgründe mit einem jüngeren Sohne nicht leicht in Zusammenhang zu bringen sind, habe ich die Absicht, mich ein zweites Mal nach meinem Willen und nach meinem Geschmack zu vermählen.«

»Monseigneur,« sagten zugleich Frau von Longueville und ihre Nichte, »Ihr werdet schon aus Rücksicht für uns nicht verlangen, dass Herr Vauthier Ihrer Majestät, der Königin-Mutter, eine solche Antwort überbringe.«

»Herr Vauthier mag, wenn es ihm beliebt, sagen, ich habe gar nicht geantwortet und in diesem Falle werde ich, sobald ich in den Louvre zurückkehre, selbst meiner Mutter antworten.«

Und er machte gegen Vauthier eine verabschiedende Handbewegung; Vauthier neigte das Haupt und gehorchte.

»Monseigneur. . . .« begann Frau von Longueville —

Aber Gaston unterbrach sie.

»Madame, seit mehreren Monaten, oder besser gesagt, seitdem ich sie gesehen habe, liebe ich die Prinzeß Marie. Die Achtung, die ich sowohl vor ihr, als auch vor Euch, teure Herzogin, habe, hätten mich wahrscheinlich verhindert, mich vor der vollständigen Erreichung meines einundzwanzigsten Lebensjahres zu erklären, denn was die Prinzeß betrifft, so kann sie, da sie glücklicherweise kaum sechzehn Jahre zählt, noch warten; aber da von einer Seite das Übelwollen meiner Mutter mich von ihr zu entfernen trachtet, da anderseits die leidige Politik verlangt, dass Die, welche ich liebe, irgend einen kleinen italienischen Fürsten heiratet, so will ich sofort zu Ihrer Hoheit sprechen. Prinzeß Marie, meine roten Backen machen mich nicht zu jener Galanterie fähig, welche heutzutage Mode ist, das heißt, den Kranken zu spielen, blass auszusehen und stets zu einer Ohnmacht bereit zu sein: ober ich liebe Euch darum nicht minder; es ist daher an Euch, über mein Anerbieten nachzudenken, denn Ihr begreift es wohl, in diesem Falle ist das Anerbieten meines Herzens auch das meiner Hand. Wählt also zwischen dem Herzog von Rethellois und mir, zwischen Mantua und Paris, zwischen einem kleinen italienischen Fürsten und dem Bruder des Königs von Frankreich.«

»O, Monseigneur,« sagte Frau von Longueville, »wenn Ihr Herr Eurer Handlungen wäret, wie ein einfacher Edelmann, wenn Ihr nicht vom Könige – vom Kardinal, von der Königin, abhingt!«

»Vom Könige? Madame, es ist wahr, ich hänge vom Könige ab, aber es wird meine Sorge sein, von ihm die Erlaubnis für diese Heirat zu erhalten, und ich werde Allein daransetzen; was aber den Kardinal und die Königin betrifft, so sind sie es im Gegenteile, die bald von mir abhängen dürften.«

»Wie das, Monseigneur?« fragten zugleich die beiden Damen.

»Mein Gott, das will ich mit zwei Worten erklären,« sagte Gaston, eine arglose Freimütigkeit affectirend; »da mein Bruder, Ludwig XIII., nach einer dreizehnjährigen Ehe keine Kinder hat, so wird er deren wahrscheinlich auch niemals bekommen. Ihr wisst übrigens, wie es um seine Gesundheit steht, und es kann wohl nicht fehlen, dass er mir eines Tages den Thron Frankreichs als Erbteil hinterlässt.«

»Ihr glaubt also, Monseigneur,« fragte Frau von Longueville, »dass der Tod Sr. Majestät nahe bevorstehend sei?«

Die Prinzeß Marie antwortete nicht, aber da ihr Herz, welches für Niemand schlug, dem Ehrgeiz gestattete, Einfluss auf ihre Gedanken zu üben, verlor sie kein Wort von dem. was Monsieur sagte.

»Bouvard betrachtet ihn als einen verlorenen Mann,« gab dieser auf die Frage der Herzogin zur Antwort, »und, wundert sich, dass er noch lebt; aber über diesen Punkt sind die Auguren mit ihm in Übereinstimmung,«

»Die Auguren?« fragte Frau von Longueville.

Marie verdoppelte ihre Aufmerksamkeit.

»Meine Mutter hat den ersten Astrologen Italiens, Fabroni, befragt und er sagte voraus, dass mein Bruder der Welt Valet sagen würde, bevor die Sonne im Jahre 1630 das Zeichen des Krebses durchlaufen habe; Fabroni gibt ihm also noch achtzehn Monate Zeit zum Leben. Dasselbe wurde mir und mehreren meiner Diener von einem Arzt, Namens Duval, gesagt. Dem Letzteren ist die Voraussagung schlecht bekommen, denn als der Kardinal vernahm, dass er dem Könige das Horoskop gestellt habe, ließ er ihn verhaften und zu den Galeeren verurteilen, in Anwendung eines altrömischen Gesetzes, welches verbietet, sich mit der Erforschung der ferneren Lebenszeit der Könige abzugeben. Meine Mutter, Madame, weiß dies Alles, meine Mutter erwartet, sowie die Königin und ich, den Tod ihres ältesten Sohnes; und um mich einst zu beeinflussen, wie sie jetzt meinen Bruder beeinflusst, will sie mich mit einer toscanischen Prinzessin verheiraten, die ihr für die Krone erkenntlich sein müsste. Aber es soll nicht so weit kommen, das schwöre ich zu Gott; ich liebe Euch, und im Falle Ihr nicht eine unüberwindliche Abneigung gegen mich habet, werdet Ihr meine Gattin.«

»Aber,« fragte die Herzogin, »haben Eure Hoheit keine Idee, wie der Kardinal über diese Heirat denken wird?«

»Beunruhigt Euch nicht des Kardinals wegen; wir werden ihn auf unserer Seite haben.«

»Und wie das?«

»In diesem Punkte,« sagte Gaston, »müsst Ihr mir ein wenig behilflich sein.«

»Auf welche Art?«

»Der Graf von Soissons hat seine Verbannung bereits herzlich satt; ist es nicht so?«

»Er verzweifelt darüber; aber es ist in diesem Punkte von Herrn von Richelieu nichts zu erlangen.«

»Gut; und wenn er seine Nichte heiraten würde?«,

»Frau von Combalet?«

Die beiden Damen blickten einander an.

»Der Kardinal wird, um sich mit dem königlichen Hause zu verbinden, Alles bewilligen, was man von ihm verlangt.«

Die beiden Damen sahen einander wieder an.

»Ist das, was Monseigneur da sagen, ernst gemeint?« fragte Frau von Longueville.

»Man kann nicht mit größerem Ernste sprechen.«

»Ich würde in diesem Falle mit meiner Tochter reden, welche auf ihren Bruder großen Einfluss hat.«

»Sprecht mit ihr davon, Madame,«

Dann sich zur Prinzeß Marie wendend, sagte Gaston:

»Alles das aber, Prinzeß, ist nur ein vergeblicher und eitler Plan, wenn in diesem Complot Euer Herz nicht zum Mitschuldigen des meinen wird.«

»Eure Hoheit wissen, dass ich die Braut des Herzogs von Rethellois bin,« sagte die Prinzeß Marie; »ich kann für meine Person nichts gegen die Kette tun, die mich fesselt und am Reden verhindert; aber an dem Tage, wo diese Kette gebrochen und mein Wort frei sein wird, sollen Eure Hoheit sich über meine Antwort nicht zu beklagen haben.«

Die Prinzeß machte eine Verbeugung und schickte sich an, das Gemach zu verlassen, aber Gaston ergriff lebhaft ihre Hand und drückte einen feurigen Kuß daraus.

»Ihr habt mich zum glücklichsten der Menschen gemacht.« sagte er, »und ich wage es nun. nicht mehr an dem guten Ausgang eines Planes zu zweifeln, in den mein Lebensglück verwebt ist.«

Und wahrend die Prinzeß sich durch die eine Tür entfernte, stürmte der Prinz durch die andere hinaus, wie ein Mensch, der die frische Luft braucht, um in derselben seine Leidenschaft abzukühlen.

Frau von Longueville, welche sich erinnerte, dass sie Frau von Combalet hatte bitten lassen, auf sie zu warten, stieß eine dritte Tür auf, welche, da sie nur angelehnt war, dem ersten Drucke wich, und hätte beinahe einen Schreckensruf ausgestoßen, als sie sich Auge in Auge mit der Nichte des Kardinals befand, die der Diener unvorsichtiger Weise in ein Boudoir geführt hatte, welches an das Gemach stieß, in dem die Unterredung mit dem Herzog von Orleans stattfand.

»Madame,« sagte schnell gefasst die Herzogin, »da wir den Kardinal als unseren Freund und Beschützer kennen und nichts tun wollen, was ihm ein Geheimnis bleiben oder unangenehm sein könnte, habe ich Euch bitten lassen, das Ende einer Erklärung zwischen uns und der Königin-Mutter abzuwarten, einer Erklärung, welche durch die zwei Besuche hervorgerufen wurde, mit denen Se. Königliche Hoheit, Monsieur, uns beehrte.«

»Ich danke, liebe Herzogin,« sagte Frau von Combalet, »und bitte Euch, zu glauben, dass ich die zarte Aufmerksamkeit anerkenne, mit der Ihr mir die Tür dieses Kabinetts öffnen ließet, damit ich kein Wort von der statt gehabten Unterredung verliere.«

»Ihr habt auch,« fragte die Herzogin mit einigem Zögern, »jene Stelle des Gespräches gehört, welche Euch berührt? Was mich anbelangt, so würde ich, abgesehen von der Ehre, meine Nichte als Herzogin von Orleans, Schwägerin des Königs, vielleicht auch Königin, zu wissen, sehr glücklich sein, Euch in unsere Familie eintreten zu sehen, und ich werde in dieser Beziehung meinen ganzen Einfluss auf den Grafen von Soissons aufbieten, obgleich ich sehr zweifle, dass es dieses Einflusses bedürfen wird.«

»Ich danke, Frau Herzogin,« erwiderte Frau von Combalet; »ich weiß die Ehre, die es für mich sein würde, die Gattin eines Prinzen von Geblüt zu werden, in ihrem ganzen Umfange zu schätzen, allein ich tat, als ich mein Witwenkleid anlegte, zwei Gelübde: das eine, mich nie mehr zu verheiraten; das zweite, mich ganz meinem Oheim zu weihen; ich werde meine Gelübde halten, ohne etwas Anderes zu bedauern, als dass durch denselben der Plan Monsieurs scheitern muss.«

Und sie nahm mit ihrem gewinnendsten Lächeln von der ehrgeizigen Herzogin Abschied, welche es nicht begreifen konnte, dass irgend ein Gelübde schwer genug sein könne, um der Aussicht: Gräfin von Soissons zu werden, das Gleichgewicht zu halten.

Der Graf von Moret

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