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Erster Teil
IV.
Das Hotel Rambouillet
ОглавлениеWie wir schon erwähnt haben, war das Hotel Rambouillet zwischen der Kirche St. Thomas du Louvre, welche man zu Ende des zwölften Jahrhunderts zum Andenken an den heiligen Märtyrer Thomas gebaut hatte, und dem Hospital der Quinze-vingt gelegen, welches Ludwig IX. bei seiner Rückkehr aus Egypten als Asyl für die dreihundert, oder, wie man damals sagte, fünfzehnmal zwanzig Ritter errichtet hatte, denen von den Saracenen die Augen ausgestochen worden waren.
Die Erbauerin des Hotels, die Marquise Rambouillet, war im Jahre 1588 geboren, das heißt in dem Jahre, in welchem der Herzog von Guise und sein Bruder auf Befehl Heinrichs III.bei den Ständen von Blois ermordet wurden. Sie war die Tochter des Johann von Bivonne, Marquis von Pisani und der Julia Savelli, einer römischen Dame aus der glorreichen Familie der Savelli, welche der Christenheit zwei Päpste schenkte, Honorius III. und Honorius IV. und eine Heilige der Kirche, die heilige Lucine. In ihrem zwölften Jahre ward sie mit dem Marquis von Rambouillet, aus dem Hause Angennes, verheiratet, einem berühmten Hause, welchem der Kardinal von Rambouillet entstammte, sowie jener Marquis von Rambouillet, welcher in Erwartung der Ankunft Heinrichs III. Vizekönig von Polen war.
I« Jahre 1606, d. h. sechs Jahre nach der Hochzeit, war der Marquis von Rambouillet in einem Augenblicke der Verlegenheit gezwungen gewesen, das Hotel Pisani an Pierre Forget Dufresne zu verkaufen. Der Kaufcontract bestimmte die Summe von 34.500 Livres Tournois; der Käufer seinerseits verkaufte es wieder im Jahre 1624 an den Kardinalminister um den Preis von 30.000 Talern, der es niederreißen und in der Zeit, zu welcher wir gelangt sind, auf demselben Platze den Kardinalspalast erbauen ließ. Bis dieser Palast, von dem man sich Wunderdinge erzählte, bezogen werden konnte, wohnte der Kardinal entweder in einem seiner beiden Landhäuser zu Chaillot und Reuil, oder in seinem Stadthaus auf der Place Royal, welches an das von Marion Delorme bewohnte Haus anstieß.
Seit dreißig Jahren vergrößerte und verschönerte sich Paris mit jedem Tage Heinrich IV. hat so zu sagen zu dem modernen Paris den Grund gelegt; unter ihm bedeckte sich eine Menge von Garten-, Sumpf- und brachliegendem Lande mit Gebäuden; man baute die Rue Dauphine und den Place Royale; die Vorstädte St. Antoine, Montmartre, St. Martin, St. Denis, St. Honoré fingen an sich zu erheben, und der Faubourg St. Germain bildete ein siebzehntes Stadtviertel. —
Im Jahre 1604 wurde der Pont-Neuf, dessen Grundstein Heinrich III. im Jahre 1518 gelegt hatte, vollendet im Jahre 1605 fügte man den letzten Stein in das Stadthaus, welches man 1533 unter Franz I. zu bauen angefangen hatte. Von l 614 – 1616 beschäftigte man sich damit, die Brücken und Häuser der Insel St. Louis zu errichten, auf den Pont-neuf wurde die Reiterstatue Heinrich IV. gesetzt, und man legte den Grund zum Palais Luxemburg. Maria von Medicis ließ die Höfe mit Anlagen versehen, welche den Namen die Höfe der Königin erhielten.
Noch sichtbarer wurde die Vergrößerung von Paris in den Jahren 1624 – 1628. Die neuen Umfassungsmauern beginnen in dieser Epoche am Ufer der Seine bei der um westlichen Ende des Tuileriengartens gelegenen Porte de la Confereme, verlängern sich bis an die Rue St. Honoré, wo das Thor gleichen Namens steht, ziehen sich zur Porte Gaillo, dann zur Rue Richelieu, wo eben das Thor Richelieu gebaut wird, passieren die Rue Montmartre und enden längs der alten Einschließungsmauern an der neuen Rue St. Denis.
Auch die Marquise Rambouillet stellte ihr Contigent zu der Verschönerung von Paris. Nach dem Verkaufe des Hotels Pisani sah sie sich auf das in der Rue Thomas du Louvre gelegene Haus ihres Vaters angewiesen, welches sich für sie, ihre sechs Kinder und ihre zahlreiche Dienerschaft als viel zu beschränkt herausstellte. Da entschloss sie sich, jenes Hotel Rambouillet erbauen zu lassen, das in der Folge einen solchen Ruf erringen sollte. Aber unzufrieden mit den Plänen, welche ihr die Architekten vorlegten, die ihrerseits wieder durch das winklige und schwer zu verwendende Terrain gehindert waren, beschloss sie, selbst einen Plan zu entwerfen.
Lange Zeit dachte sie vergebens über diesen Plan nach, aber eines Tages rief sie mit Archimedes: »Gefunden!« Sie ließ sich Feder und Papier bringen und zeichnete sofort die inneren und äußeren Conturen des Palastes und das mit einem solchen Geschmack, dass Maria von Medicis, damals Regentin und mit der Erbauung des Luxemburg beschäftigt, (obwohl sie in ihrer Jugend in Florenz die schönsten Paläste gesehen, und aus diesem neuen Athen die berühmtesten Architekten jener Zeit hatte kommen lassen), dennoch zur Marquise von Rambouillet schickte, um sich bei derselben Rats zu erholen, und an dem Baue ihres Hotels ein Beispiel zu nehmen.
Das älteste der Kinder der Marquise war die schöne Julie Lucine d'Angennes, welche noch bei weitem mehr von sich reden machte, als ihre Mutter. Seit jener viel genannten Gattin des Menelaus, die einen blutigen und langwierigen Krieg entzündete, hat es wohl kein weibliches Wesen gegeben, dessen Schönheit in so vielen Liedern besungen worden wäre, als diese Dame. Keiner der Männer, deren Herz sie erobert hatte, kam jemals wieder in den Besitz des verloren Gutes zurück. Die Wunden, die sie schlug, waren, wenn nicht tödtlich, so doch unheilbar. Wenn Ninon de l'Enclos ihre Märtyrer hatte, so hatte Julie d'Angennes ihre Sterbenden, welche – wie die alten Gladiatoren – sie auf dem Wege zum Tode grüßten.
Im Jahre 1600 geboren, war sie zur Zeit, in welcher unsere Geschichte beginnt, 28 Jahre alt; wenn auch nicht mehr in der Blüte ihrer Jugend, so stand sie doch im vollen Glanze ihrer Schönheit.
Die Marquise von Rambouillet hatte noch vier andere Töchter, welche jedoch von ihrer ältesten Schwester verdunkelt wurden, und ziemlich unbekannt blieben. Drei Derselben traten übrigens in den geistlichen Stand ein; Frau v. Hyéres, Frau v. Saint-Etienne und Frau von Pisani; die vierte endlich, Clara Angelica von Angennes, wurde die erste Frau des Herrn von Grignan.
Im ersten Capitel unserer Erzählung machten wir die Bekanntschaft des ältesten Sohnes der Marquise, des Marquis Pisani; sie hatte noch einen Sohn gehabt, welcher aber schon in seinem achten Lebensjahre starb; seine Gouvernante besuchte nämlich einen Pestkranken und beging die Unbesonnenheit, bei ihrer Rückkehr aus dem Hospital das arme Kind zu küssen. Dieses und sie selbst starben zwei Tage darauf an der Pest.
Eine eigentliche Specialität erhielt das Hotel Rambouillet einerseits durch die Leidenschaft, welche die schöne Julie jedem Manne einflößte, der sich ihr näherte, und andererseits durch die sprichwörtliche Ergebenheit, welche die Diener des Hauses an ihre Herrschaft fesselte. Da war zuerst Chavaroche. der Hofmeister des Marquis Pisani; er war einst der Gegner Voiture's in einem der vier Duelle, welche wir von ihm erwähnten, der sich mit ihm bei Fackellicht schlug und ihm einen Stich in den Schenkel versetzte; – Chavaroche war einer von den Sterbenden der schönen Julie, war es stets gewesen und sollte es stets bleiben. Als dieselbe sich später in einem Alter von 39 Jahren entschloss, die Liebesseufzer des Herrn von Montausier zu erhören, und dessen Gattin wurde, hatte sie eine äußerst schwere Entbindung zu bestehen. Man beauftragte Chavaroche – denn seine Ergebenheit für Julie war bekannt – den Gürtel der heiligen Margarethe zu holen, welchen man für eine die Entbindungen erleichternde Reliquie hielt, und der in der Abtei St. Germain aufbewahrt wurde.
Chavaroche lief in die Abtei, aber da es erst drei Uhr Morgens war, befanden sich die Mönche noch alle in ihren Betten. und er war trotz der Ungeduld, die ihn vermehrte, gezwungen, eine halbe Stunde zu warten.
»O,« rief er, »bei meiner Treu, das sind mir saubere Mönche, welche schlafen, während Frau von Montansier nicht entbinden kann!«
Und seit jener Zeit war er auf die Mönche der Abtei St. Germain äußerst schlecht zu sprechen.
Nach Chavaroche, und wenn man auf der Leiter der Bedienten fernerhin um eine Stufe tiefer stieg, begegnete man Ludwig von Neuf-Germain, einem Manne mit einem äußerst langen Stoßdegen und einem äußerst großen Vollbarte, einem Manne, der nebenbei eine Schwäche für den Reim hatte, und sogar schon als Nebenbuhler Voiture's aufgetreten war. Dieser Mann hatte eine Geliebte in der Rue Gravillier, der letzten Gasse in Paris, wo ein Mensch von Geschmack ein Liebesverhältnis suchen konnte. Irgend einem Spitzbuben, der auf sein älteres Recht der Dame pochte, war es durchaus nicht angenehm, dass Neuf-Germain sich dort blicken ließ: sie zankten sich in dem Gässchen, der Spitzbube packte Neuf-Germain bei seinem Vollbart und hielt ihn so fest, dass der ganze schöne Bart ihm in der Hand blieb. Neuf-Germain, welcher stets seinen langen Degen an der Seite trug und dem Marquis von Pisani die Anfangsgründe im Fechten beigebracht hatte, hieb seinen Gegner so über die Hand, dass dieser endlich seine Beute fahren lassen musste, so dass der ganze Bartbüschel in der Straße liegen blieb. Der verwundete Spitzbube suchte das Weite und wurde von der Hälfte der Zuschauer mit Hohn und Spott verfolgt, während die andere Hälfte zurückblieb und sich in Lobeserhebungen gegen Neuf-Germain erging, welcher noch immer in der Luft umher hieb. Nachdem auch Neuf-Germain den Schauplatz verlassen hatte, gewahrte ein Schuhflicker, welcher wusste, dass der Sieger in das Hotel Rambouillet gehörte, dessen Ruf bis in die untersten Schichten des Volkes gedrungen war, jenes ehrwürdige Bartbüschel, das, dem Kinne seines Eigentümers entrissen, aus dem Schlachtfelde zurückblieb. Er hob es sorgfältig bis auf das letzte Haar auf, wickelte es sauber in ein weißes Papier und machte sich damit auf den Weg nach dem Hotel Rambouillet.
Mau war daselbst eben beim Speisen, als an das Thor gepocht wurde, und man dem Marquis zu sagen kam, dass ihn ein Schuhflicker aus der Rue Gravillier zu sprechen wünsche.
Die Nachricht war so unerwartet, dass in dem Marquis die Neugierde erwachte, sofort zu wissen, was dieser Schuhflicker von ihm wolle.
»Man lasse ihn eintreten!« befahl er.
Der Befehl ward vollzogen; der Schuhflicker tritt ein, macht seinen Kratzfuß und nähert sich dem Marquis.
»Herr Marquis,« sagte er, »ich habe die Ehre, Euch den Bart des Herrn Neuf-Germain zurückzubringen, den derselbe vor meiner Tür zu verlieren das Unglück hatte.«
Ohne sonderlich zu wissen, was das Alles heißen sollte, zog Herr von Rambouillet einen neuen Taler mit dem Bildnisse Ludwigs XIII. aus der Tasche und gab ihn dem Schuhflicker, welcher sich zurückzog, äußerst glückselig, nicht weniger über den erhaltenen Taler, als darüber, dass er den Marquis mit seiner Familie bei Tische gesehen hatte, wie sie aßen und tranken, gerade so wie andere Menschenkinder.
Noch war Herr von Rambouillet in Betrachtung dieses rätselhaften Bartfragmentes versunken, als Neuf-Germain mit,seinem gerupften Kinne eintrat, sein Abenteuer erzählte und ganz erstaunt darüber war, dass, so sehr er sich auch beeilt hatte, ins Hotel zurückzukommen, sein Bart dennoch früher daselbst angelangt war.
Ein Stockwerk tiefer traf man auf den Stallmeister Silesie, einen Narren anderer Art, denn, wie es scheint, hatte Jedermann im Hotel Rambouillet seine eigene Narrheit. Frau von Rambouillet pflegte Neuf-Germain ihren internen und Silesie ihren externen Narren zu nennen, weil Letzterer mit seiner Frau und seinen Kindern außerhalb des Hotels wohnte, wenn auch nur wenige Schritte von demselben entfernt.
Eines Morgens kamen alle Leute, welche mit Silesie dasselbe Haus bewohnten, um sich bei dem Marquis über seinen Stallmeister zu beklagen. Man könne, sagten sie, seit dem Beginn der warmen Jahreszeit keine Nacht mit Silesie unter einem Dache schlafen.
Herr von Rambouillet ließ ihn sogleich rufen.
»Was für einen Hexensabbat führst Du denn eigentlich auf,« fragte er ihn, »dass alle Deine Nachbarn sich beklagen, sie könnten Deinetwegen kein Auge schließen.«
»Halten zu Gnaden, Herr Marquis,« sagte Silesie, »ich schlage meine Flöhe todt.«
»Und wie kommt es, dass Du dabei einen so großen, Lärm machst?«
»Weil ich sie mit dem Hammer todtschlage.«
»Mit dem Hammer? Erkläre Dich deutlicher, wenn's beliebt.«
»Der Herr Marquis müssen schon die Beobachtung gemacht haben, dass kein Tier ein so zähes Leben hat, als der Floh.«
»Das ist freilich wahr.«
»Nun wohl, ich nehme die meinigen, und aus Furcht, dass sie sich in mein Zimmer flüchten, trage ich sie auf die Stiege und zerschmettere sie daselbst unter den Schlägen meines Hammers.«
Und was ihm auch der Marquis sagen mochte, Silesie fuhr fort, seine Flöhe auf die von ihm erfundene Manier zu tödten, bis er eines Nachts, wo er vermutlich etwas verschlafen war, die oberste Stufe verfehlte und über die ganze Treppe hinabstürzte.
Als die herbeigeeilten Nachbarn ihn aufhoben, sahen sie, dass er das Genick gebrochen hatte.
Nach Silesie ist Meister Claude, der Silberbeschließer, zu erwähnen, ein Fanatiker für Exekutionen und Hinrichtungen aller Art, welcher, so viele Vorstellungen man ihm auch über die Grausamkeit solch blutiger Schauspiele machte, doch bei keinem derselben fehlte.
Da vergingen einmal drei oder vier solche Gelegenheiten, ohne dass Meister Claude sie benützt hätte; er rührte sich nicht aus dem Hause.
Dieser Umstand fiel der geistreichen Marquise auf; sie ließ ihn kommen und befragte ihn um die Ursache seiner Gleichgültigkeit.
»Ach, Frau Marquise,« sagte Claude, melancholisch den Kopf hängen lassend, »das Rädern macht mir nicht das geringste Vergnügen mehr.«
»Und warum denn?« fragte ihn die Gebieterin.
»Denkt Euch, Frau Marquise, seit dem Anfang dieses Jahres erwürgen diese Spitzbuben von Henkersknechten die Verurteilten, bevor sie sie auf das Rad flechten. – Ich hoffe, dass man sie eines Tages selbst rädern wird, diese Hunde, und ich erwarte diesen Tag, um wieder auf den Gréveplatz zu gehen!«
Eines Tages, oder vielmehr eines Abends, ging er aus, um sich das Feuerwerk anzusehen, welches man bei Gelegenheit der St. Johannisfeier abbrannte, aber da er in dem Augenblicke, als man die erste Rakete in die Luft warf, hinter einem andern Zuschauer stand, der ihn um Kopflänge überragte und ihm die gute Aussicht benahm, hatte er die Idee, auf den Montmartre-Hügel zu gehen, um durch Niemanden geniert zu werden. Als er ganz atemlos auf der Höhe desselben ankam und sich das glänzende Schauspiel nun gemächlich besehen wollte, war das Feuerwerk bereits bis auf den letzten Funken abgebrannt, so dass Meister Claude au diesem Abende statt schlecht zu sehen, gar nichts gesehen hatte.
In Ermanglung des Feuerwerks besah er sich mit großem Interesse und in allen Details, die Schatzkammer von St. Denis.
Als er nach Hause kam, sagt er zur Marquise:
»Ach, gnädige Frau, was haben doch diese feisten Domherren für köstliche Sachen.«
Und er fing an, die edelsteinbesetzten Kreuze, die gestickten Gewänder, die goldenen Reliquienkästchen zu beschreiben, die er gesehen hatte.
»Das Wichtigste, Madame, hätte ich bald vergessen.«
»Was nennst Du das Wichtigste, Meister Claudes«
»Nun, Frau Marquise, was Anderes, als den Arm unseres Nachbars?«
»Von welchem Nachbar sprichst Du?« sagte die Marquise von Rambouillet, die sich vergebens fragte, welcher ihrer Nachbarn wohl so unklug gewesen sein mochte, seinen Arm in die Schatzkammer von St. Denis zu deponiren.
»Nun, bei Gott, ich meine den Arm des heiligen Thomas, der doch gewiss unser Nachbar ist, da unser Hotel an seine Kirche stößt.
Es gab da im Hotel Rambouillet noch ein paar andere Diener, die der ganzen Sammlung keine Schande machten, einen Sekretär Namens Adriani und einen gewissen Dubois. Der Erste hatte einen Band Gedichte geschrieben und sie Herrn von Schomberg gewidmet. Der Andere bildete sich plötzlich ein, sein Beruf treibe ihn zum geistlichen Stande und wurde Kapuziner. Aber dieser innere Beruf scheint nicht lange angehalten zu haben, denn noch vor Beendigung des Noviziates verließ er das Kloster, und da er sich schämte, bei der Frau Marquise wieder um seinen im Stiche gelassenen Posten zu bitten, so verdingte er sich als Portier bei den Schauspielern im Hotel Burgund, um, wie er sagte, doch dann und wann die Ehre haben zu können, die Frau Marquise von Rombouillet zu sehen, wenn die Laune sie anwandelte, ins Theater zu gehen.
In der Tat wurden der Marquis und die Marquise von ihrer Dienerschaft angebetet. Eines Abends speiste der Advocat Patru (derselbe, welcher den Gebrauch der Dankreden in der Akademie eingeführt hatte), im Hotel Nemours mit dem Abbé von St. Spire. Zufällig sprach der Eine von ihnen den Namen der Marquise von Rambouillet aus. Der Oberkellner, welcher durch das Zimmer ging, nachdem er einigen ihm untergeordneten Gehilfen Befehle in Bezug aus den Wein gegeben hatte, der den Gästen vorgesetzt werden sollte, blieb, als er diesen Namen hörte, stehen. Als die Gäste weiter von der Marquise sprachen, verabschiedete er die Diener.
»Was zum Teufel macht Ihr da, Audry?« fragte Patru.
»O, meine Herren,« sagte Audry, »ich war zwölf Jahre im Dienste der Frau von Montausier, der Tochter der Marquise, und da ich soeben erfahre, dass Ihr zu den Freunden der Frau Marquise zählet, soll Euch Niemand außer mir bedienen.«
Und seine Würde hintansetzend, nahm er die Serviette aus den Händen der Diener und wartete beim Souper selbst auf.
Und nun, da wir mit der Herrschaft und der Dienerschaft des Hotels Rambouillet Bekanntschaft gemacht haben, wollen wir unseren Lesern noch einige Persönlichkeiten vorführen, welche wir unter den berühmten Männern und Frauen auswählen, die diese Werkstätte des Geistes des sechzehnten Jahrhunderts häufig besuchten.