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Wir fuhren zu der Adresse, wo Abdul Abu Khalil, der Mann, den der Kollege Schmitten gesucht hatte, gemeldet gewesen war und fanden ein altes Haus. Früher mal eine Villa, dann das Lagerhaus einer landwirtschaftlichen Genossenschaft und jetzt ...

Ein Flüchtlingsheim.

Ich stellte den Wagen ab und wir stiegen aus.

“Sieht aus wie ...”

“... ein Geisterhaus?”, erriet ich Rudis Gedanken.

“Sieht ein bisschen so aus.”

“Ja, es gibt wirklich trostlose Ecken hier in der DDR ...”

“Na, die Zeiten haben sich aber inzwischen ein bisschen geändert, Rudi.”

“Was soll ich sonst sagen? Fünf neue Bundesländer?”

“Neu sind die nicht mehr.”

“Mein Vater sagte immer Ostzone.”

“Jetzt mal im Ernst, Rudi: Hier soll ein Flüchtlingsheim sein und offensichtlich wohnt hier niemand.”

Rudi Meier atmete tief durch und zog sich die Hose hoch. Das ist nämlich der Nachteil, wenn man eine schwere Dienstwaffe trägt. Die zieht einem nach und nach die Hose runter, wenn sie im Holster steckt.

“Jetzt wundert es mich auch gar nicht mehr, dass wir nie jemanden erreicht haben, der für die Betreuung der Flüchtlinge zuständig ist”, meinte er.

“Sehen wir uns mal um”, schlug ich vor.

Rudi hob die Augenbrauen. “Denkst du, die sind alle nur auf Urlaub oder was?”

“Ja, kann doch sein. Was weiß ich. Ich will mich einfach mal umsehen.”

Das Haus glich einer Ruine. Teilweise fehlten die Fenster. Manche waren eingeschlagen, andere hatte man ausgebaut. Die Tür stand offen. Der Wind bewegte sie etwas und ließ sie dann herumschlagen.

Vor dem Hintergrund der hereinbrechenden Dämmerung mit dazugehörigen dramatischen Wolkengemälde sah das wirklich so aus wie ein Geisterhaus aus einem Horror-Film der Sechziger und Siebziger. Irgendein B-Movie von Roger Corman oder etwas in der Art.

Ich betrat das Gebäude.

Rudi folgte mir.

“Sieht nicht so aus, als hätte hier in den letzten Jahren überhaupt mal jemand gewohnt”, meinte ich.

“Vielleicht doch”, widersprach mir Rudi und wies mich auf die Reste einer Feuerstelle hin, die sich mitten in einem großen, möbellosen Raum befunden haben musste. Und zwar vor noch gar nicht so langer Zeit.

“Vielleicht hat es sich hier ein Obdachloser gemütlich gemacht”, meinte ich.

Rudi betätigte einen Lichtschalter.

Ohne Reaktion.

“Ohne Strom und Heizung - was bleibt einem da anderes, als es sich bei einem Lagerfeuer gemütlich zu machen”, meinte er.

“Ein Flüchtlingsheim ist das jedenfalls nicht”, stellte ich fest.

“Harry! So weit waren wir schon”, meinte Rudi mit tadelndem Unterton.

“Wir sollten uns mal erkundigen, wo die alle geblieben sind.”

“Wer?”

“Na, die hier angeblich sein sollen! Die Flüchtlinge, die Betreuer ... Alle!” Rudi griff zum Smartphone. Wenig später hatte er den Kollegen Max Vandersteen am Apparat, einen Innendienstler in unserer Zentrale in Berlin. “Hallo, Max! Schön, dass du noch im Büro bist ... Was? Überstunden darfst du im Moment nicht abfeiern wegen Terrorgefahr und so? Ja, was sollen wir sagen? Kurz vor Weihnachten in einem Rattenloch in Sachsen ... Hör mal, es ist wichtig. Du musst was für uns überprüfen ...”

Ich hörte nur mit halbem Ohr hin, wie sich Rudi mit unserem Kollegen Max Vandersteen unterhielt, denn jetzt waren von draußen Geräusche zu hören.

Motorengeräusche.

Ich ging zu einem der glaslosen Fenster. Ein paar Scherben steckten noch im Kitt.

Draußen brausten ein halbes Dutzend Fahrzeuge heran.

Männer stiegen aus. Stimmen waren zu hören. Ich sah Bomberjacken, Baseballschläger, grimmige Gesichter und sogar ein paar Gewehre.

“Rudi! Wir kriegen Besuch.”

“Einen Moment.”

“Rudi, das wird unangenehm.”

Rudi trat neben mich, nachdem er das Gespräch mit Max Vandersteen beendet hatte. “Uff”, meinte er.

“Ein wahres Wort.”

“Soll ich Verstärkung rufen?”

“Und wer würde da schnell genug kommen? Unsere Kollegen aus Berlin vielleicht.”

“Na ja ...”

“Bei den Kollegen hier im Ort bin ich mir nicht so sicher, auf welcher Seite die stehen würden.”

“Auch wieder wahr.”

Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten

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