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Wir hatten noch keine Neuigkeiten vom Erkennungsdienst und der kriminaltechnischen Untersuchung, kurz KTU, wie man das eigentlich nennt. Aber solche Bezeichnungen ändern sich auch alle paar Jahre und wenn man ein bisschen länger dabei ist, verliert man die Lust darauf, sich jedes Mal sprachlich anzupassen. Ist sowieso meistens alter Wein in neuen Schläuchen.

Manche Dinge brauchen Zeit.

DNA-Abgleiche, ballistische Tests und so weiter. Es gibt Fälle, die sind wie Gras. Und Gras wächst ja auch bekanntlich nicht schneller, nur weil man dran zieht.

Möglich, dass irgendeine Erkenntnis, die sich dabei ergab, der ganzen Sache einen völlig neuen Dreh gab.

Jedenfalls hatten wir so die Gelegenheit, der Devid-Dresel-Spur noch etwas tiefergehend nachzuspüren. Wir fuhren zunächst mal zu seiner Adresse. Ein Durchsuchungsbeschluss war uns elektronisch zugegangen. Rudi hatte ihn mit dem Mobildrucker seines Laptops ausgedruckt.

“Dort, wo dieser Dresel wohnt, ist nur ein gewisser Ferdinand von Bleicher gemeldet”, sagte Rudi während der Fahrt. “Ist wohl so eine Art Herrensitz.”

“Und Dresel?”

“Na, der wohnt da ... irgendwo. Ich habe mir das auf einem Satellitenbild im Netz mal angesehen.”

“Und?”

“Großflächiges Gelände. Wenn uns dieser Herr von Bleicher nicht behilflich ist, können wir lange suchen.”

“Vielleicht sollten wir mal etwas mehr Personal für diesen Einsatz anfordern.”

“Ich denke, man geht in Berlin davon aus, dass uns die lokale Polizei unterstützt, Harry. Aber im Moment würde ich nicht mal der Polizei in Dresden oder dem Landeskriminalamt trauen.”

“Du sagst es.”

“Mal wieder ein Film mit dem Titel ‘Allein für das Recht’.”

“Kennen wir doch, Rudi.”

“Gut finden muss ich es trotzdem nicht, oder.”

“Nee.”

“Übrigens gibt es über diesen Ferdinand von Bleicher einiges Interessante im Internet zu lesen. Erstens ist er der Kämmerer der Gemeinde. Und zweitens ....”

“So, wie du jetzt Luft holst, hört sich das an, als wäre zweitens etwas länger als erstens, Rudi.”

“Also Ferdinand von Bleicher ist der Enkel eines gleichnamigen Wehrmachtsoffiziers, der zum erweiterten Kreis des 20. Juli gehörte und den Widerstand gegen Hitler unterstützte. Der jetzige Träger dieses Namens ist politisch allerdings ganz anders eingestellt. Er hängt den sogenannten Reichsbürgern an, wurde wegen Holocaust-Verleugnung verurteilt, darf nicht mehr als Anwalt praktizieren und hat ein Buch darüber geschrieben, welche Schande sein Großvater angeblich über die Familie gebracht habe, weil er sich dem Widerstand gegen Hitler anschloss.”

“Ach so einer ist das”, meinte ich.

“Sein Buch über den gleichnamigen Großvater heißt ‘Der Volksverräter’ und ist in einem obskuren rechtsorientierten Verlag erschienen, der ansonsten vor allem Bücher über Verschwörungstheorien, Kritik an Israel und Kriegsverbrechen der Alliierten publiziert.”

“Ich dachte immer, Adeligen sei Harmonie in der Familie immer sehr wichtig, Rudi.”

Rudi zuckte mit den Schultern.

“Harmonie herrschte in dieser Familie offenbar nicht.”

“Und was hat dieser Herr von Bleicher jetzt mit Devid Dresel zu tun?”, hakte ich nach.

“Tja, wie wär’s, wenn wir ihn gleich mal selbst fragen.”

“Wenn dieser Ferdinand von Bleicher auf diese Weise in der rechten Szene aktiv ist, dann gibt es vielleicht Berichte des Verfassungsschutzes oder dergleichen mehr.”

Rudi verzog das Gesicht.

“Hier in Sachsen? Da ist man doch auf dem rechten Auge eher blind. Dieser Herr von Bleicher ist außer wegen Holocaust-Verleugnung auch noch mehrfach wegen Verstößen gegen die Waffengesetze verurteilt worden. Das scheint aber auch niemanden alarmiert zu haben.”

“Unser Kollege Max kann doch mal sehen, ob es da nicht doch was gibt.”

“Ich habe ihm schon eine Mail geschrieben.”

“Du befürchtest nur, dass nichts dabei herauskommt?”

“Sollte ich mich da wirklich so irren, Harry?”

“Du kennst mich doch.”

“So?”

“Ich bin grundsätzlich Optimist, Rudi.”

“Na, dann.”

Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten

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