Читать книгу Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten - Alfred Bekker - Страница 55
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Martin Keller saß am Steuer seines Wagens. Schneeregen hatte eingesetzt. Die Scheibenwischer schafften es kaum, eine freie Sicht zu gewährleisten.
Sein Handy klingelte.
“So‘n Mist aber auch”, murmelte der Bürgermeister vor sich hin.
Er griff nach dem Apparat.
Sollte man eigentlich nicht machen, wusste er.
War nicht erlaubt. Aber erstens war die Wahrscheinlichkeit recht gering, dass ihn auf dieser Straße ein Polizist erwischte. Und noch unwahrscheinlicher war, dass dieser Polizist ihn dann auch für sein Vergehen zur Kasse bat, wie es eigentlich hätte sein müssen. Dass Jürgen Dahlheim oder einer seiner Kollegen tatsächlich den Bürgermeister anhielten, weil er während der Fahrt verbotenerweise sein Handy benutzte - undenkbar!
Hier galten eben ein paar andere Regeln.
Alle waren gleich, aber es gab ein paar, die gleicher waren. Normalerweise fiel Martin Keller das gar nicht auf. Aber ab und zu, wenn er in die Kreisstadt oder gar nach Dresden fahren musste und ihn unterwegs die Polizei anhielt, weil er während der Fahrt mit dem Handy telefoniert hatte, dann wurde der Unterschied umso offensichtlicher.
Sobald er nämlich den engeren Umkreis um seine Gemeinde verlassen hatte, galten die Privilegien nicht mehr, die hier für ihn selbstverständlich waren.
Was diesen speziellen Fall anging, waren die Grenzen seiner privilegierten Existenz mit den Grenzen des Zuständigkeitsbereichs der örtlichen Polizeidirektion identisch.
“Jetzt mach dir nicht ins Hemd”, sagte Keller in sein Handy, während er mit der anderen Hand am Lenkrad klebte. Und diese andere Hand hatte im nächsten Moment auch eine Menge zu tun. Mit einer ruckartigen Bewegung musste er einem Traktor ausweichen, der mehr von der Fahrbahnbreite einnahm, als ihm zugestanden hätte.
Es ging gerade noch einmal gut.
“Idiot”, murmelte Keller, nur um sich im nächsten Moment bereits zu korrigieren: “Nein, nicht du, Ferdi!”, beeilte er sich.
Dann hörte er eine Weile zu, während der Schneeregen heftiger wurde. Das matschige graue Etwas, verwandelte sich mehr und mehr in richtige weiße Flocken. Die Umgebung wirkte wie gepudert. “Ich habe mit den BKA-Leuten gesprochen ... Ja, auch wenn die sich nicht reinreden lassen, eins ist aber wohl auch klar: Richtige Beweise haben die nicht. Ja, wenn ich’s doch sag! Die stehen mit leeren Händen da. Ganz bestimmt!”