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In meinem Job bin ich kurze Nächte gewöhnt. Aber diese war besonders kurz.

Es war mein Smartphone, das mich weckte. Ich verwünschte den Klingelton, den ich im Moment programmiert hatte. Es war das Beam-Geräusch aus >Raumschiff Enterprise<.

“Ja, hier Kubinke. Was ist los? Wer gönnt mir keinen Schlaf?”

“Ich bin‘s.”

“Wer ist ich?”

“Max Vandersteen, BKA-Innendienst, Berlin. Siehst du das nicht auf deinem Display? Sag bloß, du hast mich gar nicht einprogrammiert. Mann, Harry, was ist das für eine Dienstauffassung. Weiß Kriminaldirektor Bock davon?”

“Um das Display sehen zu können müsste ich erst ein Streichholz finden, dass ich unter eines meiner Augenlider klemmen könnte, Max.”

“Was ist los? Ihr hattet doch eine gemütliche Fahrt und eine Nacht in einem schönen Hotel.”

Inzwischen war auch Rudi im Begriff, wach zu werden. Aber ich sah nicht ein, dass ich auf ihn Rücksicht nehmen sollte. Und wenn der Kollege Max Vandersteen uns irgendetwas mitzuteilen hatte, dann war es ja schließlich auch wichtig, dass Rudi das mitbekam.

“Ich schalte mein Smartphone mal eben auf laut”, kündigte ich Max gegenüber also an. “Der Rudi soll dich auch hören.”

“Was ist los?”, knurrte der schlaftrunken.

“Ist das Rudi oder irgendeine Schnapsleiche, die du freundlicherweise in dein Zimmer gelassen hast?”, fragte Max Vandersteen, der aus irgendeinem Grund ganz gegen seine sonstige Art zu Scherzen aufgelegt zu sein schien.

“Sehr witzig”, knurrte Rudi.

“Jetzt schieß schon los, Max”, verlangte ich. “Und ich kann nur hoffen, dass du uns nicht umsonst geweckt hast. Oder aus nichtigem Anlass!”

“Sowas würde ich nie tun”, versicherte Max.

Ich seufzte. “Na, dann ...”

“Also, es geht darum, dass es in den vergangenen zwölf Monaten zahlreiche Anfragen des BAMF zur Aufenthaltsfeststellung von Flüchtlingen gab. Unter anderem zum Abgleich von Doppelmeldungen.”

Das BAMF - eine der schönen Abkürzungen, die man sich in Deutschland zur Bezeichnung von Behörden so ausgedacht hat. BAMF heißt eigentlich Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Das klingt etwas weniger nach dem Namen für einen Verwandten des Krümelmonsters als BAMF, oder?

“Okay, und was haben sich da für Auffälligkeiten ergeben?”

“Bei keinem Einzigen der nachgefragten Personen konnte schließlich bestätigt werden, dass der Betreffende sich tatsächlich in eurem beschaulichen sächsischen Provinznest aufhielt.”

“Und was ist daran ungewöhnlich? Ich dachte, im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise sei es massenhaft zu Doppelmeldungen gekommen.”

“Richtig. Aber auffällig ist, dass in diesem Fall keine einzige der nachgefragten Personen auch dort war, wo sie hätte sein sollen. Das ist mehr als nur irgendein statistischer Ausreißer.”

“Dann sollte man dem vielleicht weiter nachgehen”, meinte ich. Und Rudi nickte dazu.

“Auch meine Meinung”, sagte er.

Das war wohl sein ultimatives Signal dafür, dass er inzwischen auch wach genug war, um an dieser frühmorgendlichen Telefonkonferenz geistig teilnehmen zu können. Mein Kollege unterdrückte dann allerdings vergeblich ein Gähnen, das auf jeden Fall laut genug ausfiel, dass unser Innendienstler Max Vandersteen das mitbekommen haben musste.

Allerdings war Max taktvoll genug, es einfach zu überhören, anstatt noch einen weiteren Witz auf Rudis Kosten daraus zu machen.

“Es gibt noch ein paar weitere Seltsamkeiten, was das Stichwort Flüchtlinge in eurem sächsischen Kleinstadtnest angeht”, berichtete Max anschließend.

“Noch mehr?”, fragte ich.

“Die Person, die dieses Flüchtlingsheim angeblich leitet heißt Annemarie Högel.”

“Wir haben vergeblich versucht, sie zu erreichen oder uns mit ihr zu treffen”, stellte ich klar.

“Das ist auch kein Wunder”, gab Max zurück. “Jüngsten Informationen nach wohnt diese Frau Högel schon seit geraumer Zeit dauerhaft auf Mallorca.”

“Das ist interessant.”

Rudi warf ein: “Scheint ein nicht so anspruchsvoller Job zu sein, wenn man den von Mallorca aus erledigen kann.”

“Vorausgesetzt, es hat diesen Job und dieses Flüchtlingsheim je gegeben”, meinte ich. “In dem Haus, wo es sich angeblich befinden soll, ist es jedenfalls nicht. Und wahrscheinlich haben dort auch nie Flüchtlinge gelebt, wie wir gestern feststellen konnten.”

Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten

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