Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 67

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Ein Jeep brachte mich wenig später zur Residenz der KINDER VON PTAMBU, die aus einem großen Haupt- und mehreren Nebengebäuden bestand.

Überall liefen weißgewandete Männer und Frauen herum. Auf ihren Gesichtern stand ein seltsamer, verklärter Gesichtsausdruck.

Sie schienen recht schweigsam zu sein. Jedenfalls hörte ich keine Unterhaltungen und kein Lachen. Nur das Nötigste schienen sie miteinander zu sprechen.

Kinder sah ich nicht und das beruhigte mich auf gewisse Art und Weise. Wenn es schon ein Verbrechen war, erwachsene Menschen derart zu beeinflussen, dass sie zu willenlosen Rädchen in einer Sekte wurden, dann galt das um so mehr, wenn Kinder betroffen waren.

Ich wurde in einen großen Raum geführt, dessen Wände mit Teppichen und bunten Tüchern behängt waren. Der Boden war weich und flauschig. Die einzigen Einrichtungsgegenstände waren große Kissen und Matratzen.

Im Hintergrund lief eine eintönige, meditative Musik.

Irgendein schwerer Geruch hing in der Luft, den ich nicht zuzuordnen wusste.

"Seien Sie willkommen, Miss Vanhelsing", begrüßte mich ein weißgewandeter Mann mit langen Haaren und Vollbart. Er trug ein orangefarbenes Holzamulett um den Hals.

Er kam auf mich zu und reichte mir die Hand.

"Sie sind Ray Allison?", vergewisserte ich mich.

"Ja, der bin ich. Aber die Menschen hier nennen mich den Botschafter."

"Botschafter?", echote ich etwas verständnislos.

Sein verklärtes Lächeln erschien mir wie eine undurchdringliche Maske.

"Ich überbringe die Botschaften von Ptambu, einem mächtigen Wesen, das in einer fremden Dimension beheimatet ist. Aber setzen Sie sich doch!"

"Ich würde gerne ein Foto machen und unser Gespräch aufnehmen!"

"Ich habe nichts dagegen, Miss Vanhelsing!"

Ich nahm Jims Fotoapparat, machte ein paar Bilder von Allison und ließ mich dann auf einem der Kissen nieder.

Allison setzte sich ebenfalls. Ich schaltete mein Diktiergerät ein und fragte dann: "Sie sind also gewissermaßen der Nachfolger von James Craig, dem Gründer Ihrer Sekte?"

"Kirche", verbesserte Allison mich sofort. "Das Wort Sekte mag ich nicht. Und was James Craig, unseren Gründer angeht, wird niemals irgend jemand die Nachfolge von ihm antreten können. Er ist nicht zu ersetzen, wenn Sie verstehen, was ich meine."

"Aber Tatsache ist doch, dass Craig seit zwanzig Jahren verschwunden ist!"

"Er ist nicht verschwunden, Miss Vanhelsing, auch wenn es Ihnen und Ihresgleichen so erscheinen mag. Craig ist in Ptambus Welt eingegangen, gemeinsam mit einigen Auserwählten. Doch gelegentlich kehrt sein Geist von dort zurück und hinterlässt uns Botschaften..."

"Sie meinen diese Spukgeschichten, die man sich über das alte Domizil Ihrer Vereinigung erzählt..."

Sein Lächeln war jetzt fast nachsichtig.

"Dieses Haus ist für uns ein heiliger Ort, Miss Vanhelsing. Ein Ort, der tabu ist, weil er ein Tor zu Ptambus Welt darstellt."

"Und alle, die sich dort umsehen..."

"...sind Frevler!", rief er erregt aus. Es war das erste Mal, dass seine künstliche Sanftheit von ihm abfiel und er mir ein anderes Gesicht zeigte. In seinen Augen blitzte es gefährlich.

"Vor kurzem war ein TV-Team in dem alten Haus", fuhr ich dann in der Hoffnung fort, dass das irgend etwas in ihm auslösen würde. Meine Intuition sollte mich nicht im Stich lassen...

"Das hätten diese Leute nicht tun sollen", erklärte Allison. Seine Stimme klang dabei wie klirrendes Eis. Die ganze Weichheit, die er zuvor auszustrahlen bemüht war, schien auf einmal von ihm abgefallen zu sein.

"Was meinen Sie damit, Mr. Allison?", hakte ich sofort nach.

"Genau, das, was ich gesagt habe. Es gibt Orte, an denen man sich besser nicht aufhält."

"Haben Sie oder Ihre Kirche, wie Sie es nennen, etwas mit dem Verschwinden des Fernsehteams zu tun?"

Als er mich ansah, hatte sein Gesicht jene Maskenhafte Gelassenheit zurückgewonnen, die es unmöglich machte, auch nur einen winzigen Blick hinter diese Fassade zu werfen.

Allison schwieg einige Momente lang, während sich sein Blick auf mein Gesicht konzentrierte. Aber ich hielt ihm stand und fragte mich dabei, ob mein Gegenüber das Gespräch jetzt wohl abbrechen würde.

"Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?", wich er mir dann aus, aber ich hatte nicht die Absicht, diesen Fisch jetzt von der Angel zu lassen. Selbst wenn es dazu führte, dass Allison mir nachträglich verbot, das Interview auf die Seiten der News zu bringen.

Das Risiko musste ich eingehen.

"Warum geben Sie mir nicht eine klare Antwort, Mr. Allison? Haben Sie etwas mit dem Verschwinden dieser Leute zu tun oder nicht?"

"Nein. Für uns ist das alte Haus normalerweise tabu. Dort sind ungeheure Kräfte am Werk, von denen sich ein Normalsterblicher keine Vorstellung macht. Wer den Frevel begeht, dort herumzustöbern, hat sich alles, was ihm dann zustößt selbst zuzuschreiben."

"Und warum ist nur den Fernsehleuten etwas zugestoßen und nicht den Polizisten, die alles durchsucht haben?"

"Ich weiß es nicht."

"Und dieses Wesen, von dem Sie Ihre Befehle erhalten Ptambu? Hat das Ihrer Meinung nach etwas damit zu tun?"

"Schalten Sie bitte das Gerät aus, Miss Vanhelsing."

"Ist das eine Antwort?"

"Ich sagte: Schalten Sie das Gerät aus! Das Gespräch ist hiermit beendet! Einer unserer Leute wird Sie zurück in Ihr Hotel bringen, wenn Sie es wünschen."

Ich schaltete das Diktiergerät ab und erhob mich. Allison erhob sich auch. Er war etwa einen Kopf größer als ich und sah auf mich herab.

"Ich möchte Ihnen gerne noch eine Frage stellen. Meinetwegen ohne, dass Ihre Antwort aufgezeichnet wird", versuchte ich es noch einmal. Ich wartete seine Zustimmung nicht ab, sondern fuhr fort: "Es gab vor einigen Jahren eine Mordserie, mit der Ihre Vereinigung zunächst in Verbindung gebracht wurde und..."

"Das ist gerichtlich längst geklärt, Miss Vanhelsing", unterbrach mich Allison ärgerlich. "Es steht außer Frage, dass die KINDER VON PTAMBU nichts damit zu tun hatten, sondern dies die Taten eines verwirrten Einzelgängers waren..."

"...der allerdings eines Ihrer ehemaligen Mitglieder war!"

"Wollen Sie daraus irgend eine Art von Mitverantwortung ableiten, Miss Vanhelsing? Ich glaube, dass wäre wohl wirklich zu weit hergeholt!"

"Ich wollte Sie eigentlich nur fragen, was Sie zu der Tatsache sagen, dass jemand diesem Mann zur Flucht aus der geschlossenen Abteilung einer Heilanstalt verholfen hat!"

Allison atmete tief durch.

Sein Gesicht entspannte sich zusehends und bekam wieder jenen verklärten Ausdruck, der zu Anfang so charakteristisch für ihn gewesen war.

"Ich sage gar nichts dazu, Miss Vanhelsing. Mag der Segen der kosmischen Mächte mit Ihnen sein! Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich möchte mich jetzt zur Meditation zurückziehen."

Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer

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