Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 73

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Wir betraten das Geisterhaus wie bei unserem letzten Besuch durch den Hintereingang, der nach wie vor offenstand.

Drinnen war es ziemlich dunkel, aber diesmal hatten wir gute Taschenlampen dabei.

Durch die Fenster erhellten in unregelmäßigen Abständen grelle Blitze das Innere des Hauses. Die Dämmerung hatte längst eingesetzt und zusammen mit dem herannahenden Unwetter sorgte sie dafür, dass draußen bereits finstere Nacht zu herrschen schien.

Der Schein meiner Lampe fiel auf eine der Fensterbänke und ich sah eine dicke Staubschicht, die sich darauf abgesetzt hatte.

"Was sollen wir uns zuerst vornehmen?", fragte Jim. "Den Keller?"

"Meinetwegen."

Schließlich war auch das Fernsehteam dort hinabgestiegen, bevor es dann spurlos verschwand. Und wenn das ganze nicht tatsächlich ein riesengroßer Schwindel war, wie Sheriff Arrows behauptet hatte, dann war dort unten irgend etwas mit ihnen geschehen.

Etwas, das sich keiner von uns im Moment auch nur vorzustellen wagte...

Wir gingen einen langen, hohen Flur entlang und kamen dann durch einen weitläufigen Raum, fast ohne Mobiliar. Unsere Schritte hallten deswegen ziemlich laut wider.

Ein Blitz ließ für den Bruchteil einer Sekunde diese finstere Unwetternacht zum Tag werden. Der Donnerschlag, der ihm auf dem Fuß folgte ging uns durch Mark und Bein.

Das Gewitter war jetzt ganz nahe.

"Dort entlang", meinte Jim und ging mit seiner Lampe voran.

"Bist du dir sicher?", fragte ich mit leisem Zweifel in der Stimme. Als wir das letzte Mal hier waren, war es wesentlich heller gewesen.

"Komm!", forderte Jim.

Ich folgte ihm und dachte dabei an die Fernsehjournalisten, die vor uns hier herumgestöbert hatten. Auch sie waren in den Keller vorgedrungen. Und es war ihr Verderben gewesen...

Es war nicht die Furcht, die mich etwas lähmte, sondern eine düstere Ahnung. Für einen Moment schloss ich die Augen und erschrak, als ich die Bilder jenes Alptraums vor mir sah, der mich bereits in London seit einiger Zeit gepeinigt hatte...

"Verdammt!", hörte ich Jim schimpfen, der mir bereits einige Schritte voraus war. Jim strauchelte, konnte sich aber an einem Türrahmen festhalten und blieb auf den Beinen.

"Was ist los?", fragte ich und war einen Augenblick später bei ihm.

"Mein Fuß hat sich hier in irgend etwas verfangen!", meinte Jim. Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe über den Boden schweifen und dann sahen wir es beide.

Es waren feine Kabel, die über den Boden verlegt worden waren und dann am Türrahmen emporgingen. "Ich bin kein Elektriker, aber wie Stromkabel sieht mir das nicht aus", meinte Jim.

Er tastete den Türrahmen entlang. Ich folgte seiner Hand mit dem Strahl der Lampe. "Ich hab' was!", rief er dann triumphierend.

Ich blickte erstaunt in seine Richtung.

Einen Augenblick später hielt er mir einen zylinderförmigen Gegenstand entgegen.

"Was ist das?", fragte ich.

Jim grinste. "Ein Mikrofon. Es scheint, als hätte hier jemand eine Abhöranlage installiert, so merkwürdig das auch klingen mag..."

Und dann schwieg er auf einmal. Wenn es stimmte, was Jim da sagte, dann wurde natürlich auch das abgehört, was wir in diesem Moment sprachen.

Wir sprachen in den nächsten Minuten kein Wort mehr. Mit fieberhafter Eile tasteten wir die feinen Kabel entlang, die von einem Raum zum anderen führten. Zumeist waren sie sehr geschickt verlegt worden, so dass man sie auf den ersten Blick gar nicht sehen konnte.

Wir entdeckten noch einige Mikrofone und nach und nach wurde klar, dass sie im gesamten Haus versteckt waren.

Ich hoffte nur, dass es keine direkte Leitung nach draußen gab, etwa zur Residenz der Sekte. In dem Fall würden wir es rasch merken und nicht mehr lang allein bleiben...

Einem der Kabel folgten wir ins Obergeschoss. Die Räume hier waren nicht so hoch wie in der unteren Etage. Durch eines der Fenster warf ich einen kurzen Blick hinaus. Draußen tobte noch immer das Unwetter mit unverminderter Wut. Wind war aufgekommen und bog die Sträucher in seiner Richtung. Für Bruchteile von Sekunden tauchten dicht aufeinanderfolgende Blitze die gesamte Umgebung in ein fahles Licht.

Für einen kurzen Moment glaubte ich, dort draußen etwas gesehen zu haben. Eine Gestalt oder ein Schatten. Ich blickte hinaus in die Dunkelheit, sah aber einen Augenaufschlag später nichts mehr davon.

Du hast dich getäuscht, Patti, sagte ich zu mir selbst.

Offenbar spielten meine Nerven mir inzwischen schon Streiche.

"Patti! Was starrst du so aus dem Fenster? Komm lieber mal her, ich habe etwas entdeckt!", riss Jims Stimme mich aus meinen Gedanken.

Er befand sich auf der anderen Seite des Raums und kniete vor einer Holzkiste. Jim hatte sie geöffnet und leuchtete mit der Lampe hinein.

"Hier das Aufnahmegerät", erklärte er. "Und wie mir scheint, ein sehr Gutes! Du kannst ruhig wieder laut sprechen. Soweit ich hier sehen kann, gibt es keine Vorrichtung zur Übertragung nach außen."

Ich sah in die Kiste und nickte leicht. In dem Recorder befand sich eine Kassette, die sich noch immer drehte. Ich schaltete sie aus und spulte ein Stück zurück.

"Das muss man sich mal vorstellen", meinte Jim. "Da installiert jemand eine so aufwendige Aufnahmeanlage in einem Haus, das leersteht. Ich frage mich, was hier aufgenommen werden sollte!"

"Vielleicht habe ich eine Erklärung dafür", sagte ich und erntete dafür von Jim einen ungläubigen Blick.

"Ach ja? Da bin ich aber gespannt."

"Ist dies nicht ein Geisterhaus?"

"So sagt man, ja."

"Es ist unter Okkultisten eine gängige Praxis, die Stimmen von Totengeistern mit hochempfindlichen Tonbändern aufzunehmen. Entweder man beschwört einen Geist oder man installiert das Mikrofon an einem Ort, von dem man vermutet, dass dort Geister umgehen... In der Regel hört man nichts weiter als das Bandrauschen, das dann verstärkt wird."

"Und aus dem Rauschen kann man dann alles mögliche hören, wenn man will!", schloss Jim. "Auch Stimmen..."

"So ist es. Vermutlich haben Allison und seine Leute diese Anlage installiert, um Botschaften von James Craig aufzeichnen zu können, der hier ja als Geist herumspuken soll..."

Jim hob die Augenbrauen.

"Dann bin ich mal gespannt, was auf dieser Kassette zu hören ist - außer unseren eigenen Stimmen natürlich."

Ich schaltete den Recorder ein. Eine sonore Männerstimme war zu hören, bei deren Klang sich mir die Nackenhaare aufstellten.

"Ich weiß nicht, wer mich jetzt hört. Ich spreche zu euch über den Abgrund der Dimensionen, aus dem Reich von Ptambu, dessen Botschafter ich bin... Hört mich, meine Worte!"

"Das ist die Stimme von James Craig!", stellte ich fest. "Da bin ich mir hundertprozentig sicher! Auf den alten Fernsehaufzeichnungen, die wir uns angesehen haben, klang er genauso!"

Jim nickte nur und lauschte angestrengt der Stimme des verschollenen Magiers. Ich war mir sicher, dass er es war.

Dann klirrte plötzlich irgendwo im Erdgeschoss eine Scheibe und kurz danach grollte ein dunkel klingender Donner. Wir erstarrten beide für eine Sekunde, dann griff ich zum Recorder und stellte die Stimme des Magiers aus.

Einige Augenblicke lang verhielten wir uns völlig ruhig.

Nur die Geräusche des Gewitters waren von draußen zu hören.

Und dann...

Schritte.

Wir waren nicht allein in diesem Geisterhaus.

Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer

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