Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 76
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Francine führte uns in einen Nebenraum und deutete auf den Boden. "Dort ist eine Holzplatte. Ich war einmal mit einem unserer Brüder hier unten, um Mikrofone zu installieren..."
Jim beugte sich nieder und hatte die Platte schnell zur Seite geschoben. Darunter befand sich ein dunkler Schlund. Jim leuchtete hinein. An Metallsprossen ging es mehrere Meter tief hinab. Unten am Fuß dieses Lochs musste dann der geheimnisvolle Tunnel beginnen...
"Also los", meinte Jim.
"Kommen Sie!", sagte ich zu Francine und zog sie mit mir.
Ich fasste sie bei der Hand, um kein Risiko einzugehen. Dabei spürte ich ihren schnellen Puls. Ihr Atem ging wie rasend.
Sie musste Todesängste ausstehen - und ich tat es auch. Jim kam als letzter die Sprossen herunter. Zuvor hatte er noch den Eingang zum Tunnel wieder mit der Holzplatte bedeckt. Es war kein wirkliches Hindernis und ich begann mich zu fragen, weshalb man bei der polizeilichen Untersuchung den Tunneleingang offenbar übersehen hatte...
Ich hatte keine Erklärung dafür.
Vor uns erstreckte sich nun ein finsterer Tunnel, der geradewegs ins Nichts zu führen schien. Jim ließ den Lichtkegel seiner Taschenlampe hin und her schweifen und ging vorsichtig voran.
Es war kalt hier unten und ich fröstelte.
Eine Gänsehaut hatte meine Unterarme und meinen Rücken überzogen, doch das war nicht nur eine Frage der Temperatur.
Mein Alptraum hatte sich jetzt vollends erfüllt und ich fragte mich, was uns noch bevorstehen würde...
"Ich hoffe nur, dass die uns nicht einfach hier her nachsteigen", befürchtete Jim.
"Das glaube ich nicht", erwiderte ich. "Schließlich ist dieser Tunnel für sie doch das Tor in eine andere Dimension und damit tabu."
Vorsichtig tasteten wir uns vorwärts.
Eine Weile gingen wir schweigend durch die Dunkelheit.
Dieser Tunnel schien wirklich kein Ende zu nehmen und ich dachte mit Entsetzen daran, wie genau das, was wir jetzt erlebten, mit den Beschreibungen übereinstimmte, die das Fernsehteam noch an seinen Sender hatte übermitteln können.
Die Luft schien etwas feuchter zu werden.
Der Geruch von Moder stieg mir in die Nase. Genau wie in meinem Traum.
"Warum wollen diese Leute Sie eigentlich umbringen?", fragte ich in die Stille hinein an Francine gewandt. Einerseits interessierte mich ihre Antwort, aber der zweite Grund für meine Frage war, dass ich mich etwas von meinen düsteren Gedanken ablenken wollte.
"Erst war alles ganz toll", begann Francine zu erzählen. Es schien sie zu erleichtern, darüber sprechen zu können. "Soviel Gemeinschaft und Frieden... Und dann war da dieses geheimnisvolle Wesen aus einer anderen Welt. Ptambu..."
Mit welcher Inbrunst sie noch immer diesen verfluchten Namen ausspricht, ging es mir durch den Kopf. Sie schien noch immer daran zu glauben.
"Was ist geschehen?", fragte ich. "Irgend etwas muss sich verändert haben, sonst wären Sie nicht davongelaufen..."
Sie fasste meine Hand und wirkte dabei auf mich beinahe wie ein Kind. "Einer meiner Mitbrüder, Patrick hieß er, vertraute sich mir an. Er hätte etwas Furchtbares herausgefunden..."
"Und was?"
"Dass James Craig, unser erster Botschafter zum Reich von Ptambu nicht transformierte, sondern zusammen mit ein paar Getreuen von Ray Allison ermordet wurde! Allison hätte die Macht über unsere Gemeinschaft an sich reißen wollen und Craig deswegen aus dem Weg geräumt."
Das ergab einen Sinn. "Haben Sie diesem Patrick geglaubt, Francine?"
"Nein", erwiderte sie. "Aber dann beobachtete ich eines Nachts, wie Allison und einige seiner Vertrauten zu Patricks Zimmer gingen. Am nächsten Morgen war Patrick nicht mehr am Leben. Sie haben ihn umgebracht und seinen toten Körper mit magischen Zeichen beschrieben."
"Damit es so aussieht, als ob dieser wahnsinnige Donovan ihn umgebracht hat", murmelte ich.
"Dann waren es Allison und seine Leute, die Donovan befreit haben!", schloss Jim.
"Hat man Patrick schon gefunden?", fragte Francine. "Sie haben ihn irgendwo abgelegt..."
"Nein", sagte ich. Aber das konnte dann wohl nur noch eine Frage der Zeit sein. "Und weswegen sollten Sie sterben, Francine?"
"Wie gesagt, erst habe ich Patrick nicht geglaubt. Aber nachdem er tot war, schöpfte ich Verdacht. Ich wollte Gewissheit. Und so schlich ich mich eines Nachts dorthin, wo angeblich die Leichen verscharrt waren und begann zu graben. Es ist hier in der Nähe des alten Hauses..."
"Haben Sie etwas gefunden?", fragte ich vorsichtig.
"Nein. Jemand hatte mich beobachtet. Allisons Leute nahmen mich gefangen und ich wurde eingesperrt. Weil ein Wächter nicht richtig aufpasste, konnte ich fliehen... Ich bin einfach davongelaufen. Zwischendurch war ich mal auf einer Farm. Aber..."
Sie stockte.
"Aber was?", fragte ich.
"Ich traue niemandem hier in der Gegend. Auch wenn die Leute so tun, als wollten Sie mit der Vereinigung nichts zu tun haben - ihr Arm reicht weiter, als man sich das in den schlimmsten Alpträumen ausmalen mag!"
Der Lichtkegel von Jims Lampe wirbelte auf einmal herum.
Jim ächzte und schien zu straucheln. Einen Augenblick später hatte er sich wieder gefangen.
"Da liegt irgend etwas auf dem Boden!", schimpfte er. Er suchte mit dem Lichtstrahl nach dem Gegenstand, über den er gestolpert war.
Es dauerte nicht lange, bis er ihn gefunden hatte.
Es war eine Fernsehkamera.
"Sie sind also tatsächlich hier gewesen", hörte ich Jims Stimme wie aus der Ferne.
"Ja", murmelte ich gedankenverloren. Kaltes Entsetzen hatte mich erfasst und wenn Jim das auch nie zugegeben hätte: Ihm ging es nicht anders.