Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 75
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Wir schlichen durch die Dunkelheit. Jim ging voran. Er hatte die Lampe ausgeschaltet, um uns nicht zu verraten. Ich nahm Francine Jackson bei der Hand und zog sie mit mir.
Wir erreichten den Eingang zum Keller und stiegen die Treppe hinab.
Kalte Steinwände umgaben uns. Jim hatte die Taschenlampe wieder eingeschaltet, denn ansonsten hätten wir uns nur noch tastend fortbewegen können. Die Tatsache, dass die Szenerie, in der ich mich befand, immer mehr jener aus meinem Alptraum entsprach verursachte ein Gefühl der Beklemmung in mir.
Über uns hörten wir Schritte und Stimmen.
"Früher oder später werden die sicher auch hier unten nachsehen", war Jim überzeugt und ich fürchtete, dass er in diesem Punkt recht behalten würde. Um das vorherzusagen brauchte man nicht einmal so etwas wie eine seherische Gabe zu besitzen.
Wir gingen weiter. Der Keller erschien mir wie ein einziges, finsteres Labyrinth. Aber das würde er auch für unsere Verfolger sein und so blieb uns vielleicht eine Chance.
Wir gingen einen Flur entlang und durchforschten dann einige Räume, in denen allerlei Plunder herumlag, der vermutlich noch aus jener Zeit stammte, als James Craig und seine Getreuen hier residiert hatten.
"Irgendwo muss hier ein... Tunnel sein", erklärte ich.
Jim sah mich an.
"Du denkst an das, was diese Fernsehleute zuletzt an ihren Sender gefunkt haben... Aber vielleicht haben die sich einfach vertan..."
Oder sie waren Schwindler, vollendete ich in Gedanken. Das hatte Jim auf der Zunge gelegen. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass ihm genau dieser Gedanke im Kopf herumspukte.
Aber ich war anderer Ansicht.
"Ich bin mir sicher, dass es diesen Tunnel gibt", sagte ich.
"Und weshalb?", fragte Jim mit skeptischem Unterton.
Ich zuckte die Achseln.
"Ich weiß es einfach..."
Es hatte keinen Sinn, jetzt mit Jim eine Diskussion darüber anzufangen, ob meine Träume Ausdruck einer zumindest leichten seherischen Gabe waren oder nicht. Dafür hatten wir jetzt einfach keine Zeit.
Wir erreichten den hintersten Kellerraum.
"Endstation", meinte Jim etwas sarkastisch.
Ich nahm ihm die Taschenlampe aus der Hand und suchte verzweifelt die Wände ab. Irgendwo musste es hier einen Eingang oder etwas Ähnliches geben. Mit den Fingern tastete ich über den kalten Stein. Die Wände sahen sehr massiv aus.
Schließlich wandte ich mich an Francine, die in einer Ecke kauerte und auf ihren Fingernägeln herumkaute.
Die Angst war ihr noch immer überdeutlich ins Gesicht geschrieben.
"Wissen Sie etwas von diesem Tunnel?", fragte ich sie. Ich erhielt keine Antwort und sah nur eine schwache Bewegung ihres Kopfes. "Sie gehörten doch zu den KINDERN VON PTAMBU. Hat Ihnen nie jemand etwas davon erzählt?"
"Doch", sagte sie dann. "Ich weiß nur, dass dieser Ort tabu ist, weil hier der Geist unseres ersten Botschafters James Craig ab und zu weilt... Es gibt Tonbänder mit seiner Stimme, die hier aufgenommen wurden."
"Ich weiß", erwiderte ich.
Immerhin schien die junge Frau mittlerweile wieder in der Lage zu sein, in ganzen Sätzen zu sprechen. Ihre Furcht hatte sie jetzt offenbar einigermaßen unter Kontrolle.
"Sagen Sie uns, wie wir in diesen Tunnel kommen", beschwor ich Francine.
Aber sie schüttelte den Kopf.
"Das darf ich nicht..."
"Wer hindert Sie, Francine? Ich dachte, die da oben wollen Sie umbringen! Das haben Sie uns doch vorhin gesagt!"
Sie atmete heftiger und ich fürchtete schon, dass sie vielleicht wieder in Hysterie verfallen könnte. Langsam schüttelte sie den Kopf.
"Man hat uns gesagt, dass dieser Tunnel in Ptambus Reich führt", flüsterte sie dann.
"Ich glaube, dass man Ihnen ein Märchen erzählt hat", erklärte Jim ziemlich undiplomatisch. Von meinem tadelnden Blick konnte er auf Grund der Lichtverhältnisse vermutlich kaum etwas sehen.
"Und was ist mit den Fernsehleuten?", erwiderte sie dann.
"Was wissen Sie darüber?", hakte ich nach, obwohl jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.
Francine schluckte.
"Ich war hier", sagte sie dann. "Ich bin geflohen und durch die Gegend geirrt. Ich wusste doch nicht wohin... Eine Weile habe ich mich hier versteckt gehalten, weil ich wusste, dass dieser Ort tabu ist..."
"Und dann?"
"Dann kamen Leute mit einer Kamera. Die haben hier herumgestöbert. Und sie sind auch hier hinabgestiegen..."
Francine stockte. Sie rang nach Luft, bevor sie weitersprach.
"Sie sind nicht zurückgekehrt. Dann kamen noch mehr Menschen, Polizei, der Sheriff... Ich bin weggerannt."
"Wieso haben Sie sich denen nicht anvertraut", mischte sich Jim ein.
"Nein!"
Es war fast ein Schrei.
"Warum nicht?", fragte Jim noch einmal, aber sie schüttelte nur stumm den Kopf. Sie war nahe daran, wieder die Fassung zu verlieren...
Ich beugte mich zu ihr und fasste sie bei den Schultern.
"Francine, zeigen Sie uns den Eingang in den Tunnel."
"Nein." Es war ein schwaches Flüstern, was da über ihre Lippen kam. Nicht mehr. Sie schluckte.
Und dann hörten wir Schritte aus der Dunkelheit. Schritte und Stimmen. Jemand rief nach einer Lampe und fluchte lauthals, weil er wohl falsch auf eine Stufe gekommen war.
Sie würden eine Weile brauchen, um diesen weitläufigen, labyrinthartigen Keller zu durchsuchen. Aber wir konnten nicht einfach länger herumstehen und warten, wenn wir ihnen nicht über kurz oder lang direkt in Arme fallen sollten.
"Diese Leute wollen Sie töten", beschwor ich sie. Ich hoffte, dass die Angst vor ihren Verfolgern größer war als die vor dem Tunnel...
Einen Augenblick lang geschah gar nichts, dann nickte sie.
"Also gut", sagte sie. "Ich zeige Ihnen den Eingang."