Читать книгу Der Mörder ist falsch verbunden: 8 Krimis - Alfred Bekker - Страница 25
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ОглавлениеEs war bereits dunkel, als Jay McIntosh das Sanatorium verließ. Die Besuche bei seiner Frau deprimierten ihn immer sehr. Wehmütig dachte er dann an früher, als noch alles in Ordnung gewesen war.
Aber diese Zeit würde nicht zurückkehren.
Eigentlich hatten wir von Anfang an keine Chance, durchfuhr es Jay McIntosh bitter. Vor allem Jane nicht. Die Schuld, die sie auf sich geladen hatte, zerfraß sie innerlich wie ein Krebsgeschwür!
Dr. Guthrie war tot. Eigentlich hatte Jay geglaubt, dass sich dadurch etwas änderte – sowohl für ihn Jane, als auch für ihn selbst. Aber das war nicht der Fall. Der zentnerschwere Stein, der Jays Seele belastete, war noch immer da. Dieses Gefühl, kaum atmen zu können.
Einen Augenblick lang stand Jay McIntosh da und überlegte, ob in den Wagen steigen und nach Hause fahren oder erst noch etwas anderes tun sollte. Etwas, von dem er das Gefühl hatte, dass es schon seit langem überfällig war.
Ein Ruck ging durch seinen Körper.
Jay wandte sich nicht in Richtung des Parkplatzes, sondern ging stattdessen auf die Kirche an der Ecke zu.
Sie war offen. Er trat ein. Innen herrschte gedämpftes Licht. Jay bekreuzigte sich. Er hatte sich vor Jahren von der katholischen Kirche losgesagt, da er deren Vertreter für Weichlinge hielt, die zu sehr mit dem Zeitgeist schwammen und nicht konsequent genug für ihre Ziele eintraten. Vor allem predigten sie nur den Einsatz friedlicher Mittel. Aber Jay McIntosh war der Auffassung, dass man durchaus zu sehr viel drastischere Maßnahmen greifen musste, um etwas zu verändern.
So war er zu einem glühenden Anhänger von Moses Garrison und seiner Organisation geworden.
Hatte nicht auch Jesus die Geldwechsler grob aus dem Tempel gejagt? Bei Abtreibungsärzten war es Jays Ansicht nach nicht angebracht, mehr Rücksicht zu nehmen. Auge um Auge, Zahn um Zahn!, dachte Jay. Und Leben für Leben!
Trotzdem kehrte er jetzt hier her zurück und folgte damit einer spontanen Regung – und einem Bedürfnis, sich zu offenbaren.
Ich muss es jemandem erzählen, sonst werde ich verrückt!, dachte er.
Er trat bis vor den Altar und betete mit geschlossenen Augen. Dabei war er so sehr in sich und seine Gedankenwelt versunken, dass er die Schritte hinter sich nicht hörte.
Eine wohlbekannte Stimme begann plötzlich zu sprechen. Ihr Klang hallte in dem hohen Kirchengewölbe wider.
„Es ist schön, dich wieder zu sehen, Jay.“
Jay McIntosh öffnete die Augen und drehte sich ruckartig herum. Ein Priester stand vor ihm. Sein Name war Paul Kavanaugh. Ein grauhaariger Mann in den späten Sechzigern. Jay kannte ihn seit der Kindheit.
Er schluckte.
„Ich…“
„Ja, mein Sohn?“
„Ich möchte die Beichte ablegen. Bitte!“