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Wir blieben an diesem Abend länger in unserem Dienstzimmer.

Per Email kamen die Daten, die vom Kollegen Ontario sichergestellt worden waren. Es handelte sich um einfache Textfiles, in denen Jay McIntosh darüber nachsann, ob Miles Guthrie den Tod verdient hatte. Außerdem machte er sich intensiv Gedanken darüber, ob er seine Frau Jane vorher ins Vertrauen ziehen sollte. Mit einem Nebensatz vermerkte er den Erwerb eine Waffe. Der Plan, den er sich überlegt hatte, war nicht besonders ausgefeilt gewesen. McIntosh wollte einfach an der Ausfahrtsrampe des Brandon Tower warten und auf Guthrie schießen, wenn dieser in seinem Wagen das Parkhaus verließ.

„Wer so viele Skrupel hat, dem traue ich zwar zu, dass er einen Mord plant – aber nicht, dass er ihn auch durchführt“, sagte ich an Milo gerichtet. „Davon abgesehen haben wir ja noch mindestens einen Mord, der danach mit derselben Waffe durchgeführt wurde.“

„Der an McIntosh!“

„Genau!“

„Er könnte seinem Mörder die Waffe übergeben haben, damit dieser sie verschwinden lässt!“, machte Milo einen Erklärungsversuch.

„Zu weit hergeholt, Milo. Nein. Es muss einen anderen Dreh bei der Sache geben.“

„Und welchen?“

„McIntosh spielte mit dem Gedanken, Guthrie umzubringen, wozu er aus seiner subjektiven Sicht auch allen Grund hatte. Er beobachtete ihn auf Schritt und Tritt. Vielleicht wartete er sogar draußen an der Ausfahrt auf ihn und konnte sich nicht dazu durchringen, wirklich abzudrücken.“

„Worauf willst du hinaus?“

„Dass er vielleicht den tatsächlichen Täter beobachtet hat. Deshalb musste er sterben.“

„Das heißt, die eigentliche Opferliste besteht aus Guthrie, Linneck und Maxwell“, stellte Milo fest. „Und der Mord an McIntosh war nur eine Art Schadensbegrenzung.“

„Wir sollten versuchen herauszufinden, was die drei außer der Tatsache, dass sie zur Zielscheibe der Lebensschützer wurden, gemeinsam hatten“, schlug ich vor.

Wir wurden auf der Website der Columbia University fündig. Sowohl Guthrie als auch Linneck und Maxwell gehörten zum selben Abschlussjahrgang der medizinischen Fakultät.

„Vielleicht kann uns Mrs Guthrie Näheres darüber sagen, was die drei verbindet“, glaubte Milo.

In diesem Moment kam Max Carter zu uns ins Büro.

Er hatte offenbar denselben Gedanken gehabt wie wir und nach Gemeinsamkeiten unter den drei Ärzten gesucht.

„Ich bin auf etwas sehr Interessantes gestoßen. Ob es tatsächlich mit dem Fall etwas zu tun hat, weiß ich nicht, aber da wir im Moment ja wohl ohnehin in einer Sackgasse stecken, dachte ich mir, ich zeige euch das mal!“

„Worum geht es?“, fragte ich.

„Um einen Fall, der sich vor genau dreißig Jahren ereignete.“

„Das war das Abschlussjahr von Guthrie, Linneck und Maxwell an der Columbia“, stellte ich fest.

„Ich habe die Akte auf euren Rechner überspielt, Jesse“, sagte Max. „Es ging um das Verschwinden einer Medizinstudentin namens Sara Darryl. Alle drei wurde damals als Zeugen vernommen. Der Fall konnte nie aufgeklärt werden.“

Ich öffnete die Datei und begann zu lesen.

„Nur ein Teil der damaligen Ermittlungsprotokolle wurde digitalisiert“, hörte ich Max Carters Stimme aus dem Hintergrund. „Und das wohl auch nur deshalb, weil man beim zuständigen Polizeirevier die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, eines Tages doch noch etwas mehr darüber zu erfahren, was mit Sara Darryl geschah.“

Sara Darryl war eine junge Medizinstudentin aus dem zweiten Semester gewesen – und Eric Maxwells Freundin. An dem Abend ihres Verschwindens hatte eine ausschweifende Party in der Wohnung eines gewissen Glen Torrance stattgefunden. Torrance war ebenfalls Student der Medizin gewesen.

Eric Maxwell hatte angegeben, dass er und Sara kurz zuvor einen heftigen Streit hatten, sodass sie allein auf die Party gegangen war.

Offenbar hatte sie sich gut amüsiert, denn sie war dem Bericht nach als eine der letzten gegangen. Nur Linneck und Guthrie waren noch länger in Torrance’ Wohnung geblieben.

Sie waren die Letzten gewesen, die Sara Darryl gesehen hatten.

Ich lehnte mich zurück. „Viel ist das nicht, was hier steht.“

„Aber vielleicht ein Anfang“, erwiderte Max.

„Wir bräuchten jemanden, der mehr über die damaligen Ereignisse sagen kann!“ Ich überflog den Bericht noch einmal kurz. „Was ist mit Glen Torrance?“

„Den habe ich schon überprüft. Er starb vor wenigen Monaten an Krebs. Seine Witwe wohnt in der Upper West Side.“

„Also für uns quasi auf dem Heimweg!“ Ich blickte in Milos Richtung. „Was meinst du?“

„Hat das nicht bis morgen Zeit, Jesse?“

„Wollen wir warten, bis der Killer vielleicht noch einmal zuschlägt?“

Milo lächelte mild. „Wenn die Dame uns um diese Zeit noch empfängt, bin ich dabei!“

Der Mörder ist falsch verbunden: 8 Krimis

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