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Wir brauchten auf Grund des dichten Verkehrs fast eine ganze Stunde, bis wir den McGuinnes Boulevard Brooklyn erreicht hatten. Den Sportwagen stellten wir in einer Nebenstraße ab und liefen die letzten zweihundert Yards zu Fuß.

Captain Doherty von der Homicide Squad I des zuständigen Reviers wartete vor der Wohnung auf uns.

„Tut mir leid, dass wir nicht früher kommen konnten“, entschuldigte ich mich und zeigte meinen Ausweis. „Mein Name ist Trevellian, dies ist mein Kollege Milo Tucker.“

„Sinclair Doherty, Homicide Squad I, 56. Revier“, antwortete unser Gegenüber. „Sie wollen sich den Tatort ansehen? Dann folgen Sie mir.“

Er brach das Siegel und wir betraten die Wohnung.

Sie war für New Yorker Verhältnisse geräumig, allerdings ähnelte sie eher einem Computerlager als einem Ort, an dem jemand wohnte.

„Der Tote hieß James Edwin Galdo“, berichtete Doherty. „Er war ein sogenannter Hacker und ist wohl bis über beide Ohren in illegale Geschäfte verwickelt gewesen. Seine Spezialität waren gefälschte Chip-Karten. Gleichgültig, ob es sich um Rabattkarten von Kaufhäusern, Mitgliedskarten von Krankernversicherungen oder die Karten von elektronischen Schlössern handelte. Galdo hat sie hier in seiner Wohnung angefertigt und mit den entsprechenden Daten versehen.“

„Das muss ein einträgliches Geschäft gewesen sein“, vermutete ich.

Doherty war derselben Ansicht. „Galdo besaß ein beachtliches Bankkonto.“

Doherty führte uns in eine Art Computerzentrale. Galdo war offenbar auf dem neuesten Stand der Technik gewesen.

„Galdo saß hier an seinem Computertisch. Die Waffe lag auf dem Boden, wies aber Fingerabdrücke des Toten auf. Der Schuss war an der Schläfe aufgesetzt. Aber es kann kein Selbstmord gewesen sein.“

„So?“

„Zumindest sagt das der vorläufige Bericht unserer Kollegen von der SRD. Die Verteilung der Blutspritzer stimmte einfach nicht mit einem möglichen Selbstmord überein. Es hätten sich auf jeden Fall zumindest feinste, für das Auge nicht sichtbare Blutstropfen auf der Innenseite des rechten Arms befinden müssen. Da war aber nichts – und das ist nur dadurch erklärlich, dass dieser Arm zum Zeitpunkt des Schusses hinunter hing. Die Pistole muss jemand anderes gehalten haben, der später die Waffe noch einmal in die Hand des Getöteten drückte, damit Fingerspuren hinterlassen wurden. Auch da gibt es im Übrigen kleinere Abweichungen, die nur einen Sinn ergeben, wenn man annimmt, dass das Opfer wie bei einer Hinrichtung die Mündung der Waffe an den Kopf gesetzt bekam.“

„Ein Selbstmord sollte also vorgetäuscht werden“, fasste ich zusammen.

„Die Festplatte des Rechners wurde übrigens ausgetauscht“, ergänzte Doherty noch.

„Der Mörder muss befürchtet haben, dass sich dort Daten befinden, die ihn kompromittieren könnten.“

„Richtig. Aber er hat nicht mit Galdos Cleverness gerechnet. Galdo hat nämlich auf einem ausländischen Server einen Speicherplatz angemietet, auf dem er ein komplettes Backup geparkt hat. Schließlich musste er ja immer mit Polizei-Razzien rechnen, wollte in so einem Fall aber seinen wertvollen Datenbestand nicht durch Löschung oder Zerstörung des Datenträgers unwiederbringlich verlieren. Die Kollegen der SRD werden wohl noch ein bisschen Zeit investieren müssen, um an die Files heran zu kommen, aber im Prinzip ist das kein unüberwindliches Problem.“

„Was hat der Mörder sich nur dabei gedacht, eine leere Festplatte zu installieren?“, murmelte Milo. „So etwas fällt doch auf.“

„Die eingesetzte Festplatte war nicht leer!“, widersprach Doherty.

Wir sahen ihn erstaunt an. „Die Überraschungen nehmen in diesem Fall kein Ende!“, meinte Milo.

„Spannen Sie uns nicht so auf die Folter!“, forderte ich.

Doherty grinste. „Na denken Sie doch mal an Ihren Fall! Auf der Festplatte waren lauter Downloads von Websites, die von radikalen Lebensschützern und Abtreibungsgegnern betrieben werden. Es gab außerdem einen nichts sagenden, auf dem Rechner geschriebenen Abschiedsbrief. Ohne Unterschrift.“

„Dann sollten Galdo die Morde in die Schuhe geschoben werden“, zog ich die naheliegendste Konsequenz.

Milo hatte schon das Handy am Ohr, um mit dem Field Office Kontakt aufzunehmen. Wir brauchten jetzt so schnell wie möglich einen Haftbefehl.

Der Mörder ist falsch verbunden: 8 Krimis

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