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Die Durchsuchungen, die unsere Kollegen in der Villa von Francesca Imperioli durchführten, blieben ohne Ergebnis. Vielleicht hatte der Große Alte seine Söhne schlicht und ergreifend unterschätzt. Jedenfalls waren sie clever genug, kein belastendes Beweismaterial im Haus ihrer Mutter aufzubewahren. Die Privaträume der beiden waren so steril und unpersönlich – man konnte kaum glauben, dass sie sich hier tatsächlich überwiegend aufhielten.

Mr. McKee ordnete eine Überwachung der Imperioli-Brüder an. Denn eins stand fest: Sie mussten in nächster Zeit aktiv werden, wenn sie die Nachfolge ihres Vaters antreten wollten.

Am nächsten Tag warteten im Büro unseres Chefs neue Ergebnisse der Labors und der Fahndungsabteilung auf uns, die uns Agent Max Carter erläuterte. Danach stammte die Bazooka, mit der Brian Imperioli ermordet worden war, höchstwahrscheinlich aus einem Einbruch, der in ein Militärdepot bei Newark verübt worden war.

»Woher wissen Sie das so genau?«, hakte Mr. McKee nach, der schließlich früher selbst in der Army gedient hatte. »Schließlich haben wir es nicht mit einer Gewehrkugel zu tun, die so individuell ist wie ein Gencode!«

Mr. McKee hatte natürlich Recht. Nach der Explosion blieben von der abgeschossenen Granate nur Bruchstücke übrig, die lange nicht so aussagekräftig waren wie ein gewöhnliches Bleiprojektil, das durch die von Waffe zu Waffe unterschiedlichen kleinsten Unregelmäßigkeiten im Lauf einen regelrechten ID-Code erhielt, der es möglich machte, jedes abgeschossene Projektil der dazugehörigen Waffe eindeutig zuzuordnen.

»Vielleicht werde ich Ihnen das besser erklären«, meldete sich unser Chefballistiker Dave Oaktree zu Wort. »In dem Depot bei Newark lagerten Bazookas mit relativ alten Munitionsbeständen. Wir haben das recherchiert. Vor fünf Jahren kam es zu einem Herstellerwechsel. Die Granaten unterscheiden sich durch den unterschiedlichen Anteil an Wolfram. Der Täter stahl damals übrigens nur eine einzige Bazooka mit insgesamt vier dazugehörigen Geschossen.«

»Drei Schuss hat er verbraucht. Das heißt, er wird nur noch einmal aktiv«, glaubte Milo.

Aber Dave Oaktree schüttelte den Kopf. »Das würde voraussetzen, dass die bei dem Anschlag auf das Pirates Inn verwendete Munition aus demselben Bestand stammt. Das tut sie aber nicht.«

»Ganz sicher?«, fragte Mr. McKee.

»Hundertprozentig. Für den Angriff auf das Pirates Inn muss jemand anderes verantwortlich sein.«

»Dann hat unser unbekannter Killer noch zwei Schuss!«, stellte Mr. McKee fest.

»Offenbar hat er sich bei dem Einbruch wirklich nur das genommen, was er braucht«, erklärte Clive. »Daher müssen wir wohl davon ausgehen, dass der Täter für die restlichen beiden Geschosse auch noch Verwendung hat.«

Mr. McKee wandte sich an Milo und mich. »Fahren Sie nach Newark, besorgen Sie von der dortigen Polizei und gegebenenfalls von der Militärpolizei sämtliche Beweismittel, die in dem Fall gesichert worden sind.«

»Ja, Sir«, sagte ich. Milo verdrehte die Augen, so als wollte er mir damit sagen: Was für ein aufregender Auftrag!

Anschließend trug unser Computerspezialist vor, dass sich auf dem Rechner von Alan Reilly Baupläne für Modellflugzeuge befanden, die sich der Bronx Commander offenbar aus dem Internet heruntergeladen hatte.

»Das bedeutet, die Bronx Pirates stecken dahinter!«, entfuhr es Blacky.

»Aber meines Wissens wurden in Alan Reillys Wohnung keinerlei Bauteile oder dergleichen gefunden!«, stellte Milo klar.

»Bevor wir in dieser Sache zuschlagen können, müssen wir erst mehr wissen und uns hundertprozentig sicher sein«, bestimmte unser Chef. Mr. McKee wandte sich an unsere Kollegen Jay und Leslie. »Fahren Sie nach Rikers Island und fragen Sie bei Mike Vanderill danach. Er müsste vernehmungsfähig sein und wissen, ob der Bronx Commander vielleicht sogar schon so ein Ding gebaut hatte und seine Erben es einfach nur einzusetzen brauchten.«

»Ja, Sir.«

Eines der vielen Telefone auf Mr. McKees Schreibtisch schrillte. Unser Chef ging hin und nahm ab.

Zwei Mal kurz hintereinander sagte er »Ja«, dann legte er wieder auf und warf einen angewiderten Blick auf den Becher mit kaltem Kaffee, den er auf dem Schreibtisch hatte stehen lassen. Seine Sekretärin Mandy war im Urlaub und die Automatenbrühe, mit der wir uns momentan zufrieden geben mussten, konnte einem Vergleich mit ihrem Gebräu einfach nicht standhalten.

Mr. McKees Gesicht hatte sich verändert. Er wirkte sehr ernst.

»Auf Coney Island wurden zwei Tote entdeckt, in Plastik verpackt auf einer Müllhalde. Angestellte der Deponie haben sie gefunden. Es handelt sich um Kevin LaCoste und Daniel Montago, die beiden Bronx Pirates, die Milo und Jesse im Pirates Inn vorübergehend wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz festgenommen hatten.«

»Scheint, als würde jetzt ein regelrechter Krieg zwischen der Imperioli-Familie und den Bronx Pirates herrschen«, äußerte Jay. »Aber es könnte genauso gut sein, dass die Gang die beiden Ermordeten für Verräter hielt.«

»Wir können nur hoffen, dass Mike Vanderill nicht völlig verstummt, wenn er das erfährt!«, ergänzte Leslie. »Und er wird es erfahren, da gehe ich jede Wette ein.«

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