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In knappen Worten fasste ich ihr unseren Stand der Erkenntnisse zusammen.

Blanche hörte entsetzt zu.

»Haben Sie Beweise für diese Geschichte?«, fragte sie.

Ich deutete auf ihre Katze. »Ihr Vater hinterließ höchstwahrscheinlich Haare Ihrer Katze am Tatort. Durch einen Gentest ließe sich das zweifelsfrei feststellen.«

»Ein solcher Test würde gleichzeitig beweisen, dass Ihr Vater vor noch nicht allzu langer Zeit hier gewesen sein muss«, ergänzte Milo.

Blanche atmete tief durch. Sie setzte die Katze auf den Boden und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie haben Recht«, sagte sie. »Er war hier. Seit fast einem Jahr besucht er mich regelmäßig.«

»Wann zuletzt?«, fragte ich.

»Das ist vielleicht eine Woche her. Als er letztes Jahr vor meiner Tür stand, traf ich meinen Vater zum ersten Mal bewusst, denn als meine Mutter ihn mit mir verließ, war ich noch zu klein, um mich erinnern zu können.« Blanche sah mich direkt an. »Er hat mir viel erzählt, Agent Trevellian. Von dem, was Sie mir berichtet haben, hatte ich keine Ahnung … Und ich weiß nicht einmal, ob ich Ihnen seinen Aufenthaltsort nennen würde, wenn ich ihn wüsste.«

»Ihr Vater ist krank – gleichgültig, was seine Therapeuten auch sagen mögen«, stellte ich fest. »Ich denke, Sie wollen auch, dass ihm geholfen wird – und dass nicht noch jemand stirbt!«

»Ich kann verstehen, weshalb er Raymond Wou und Brian Imperioli umgebracht hat«, sagte sie. »Vielleicht hätte ich es an seiner Stelle auch getan.«

»Was hat er Ihnen erzählt?«, wollte ich wissen.

»Dad war Militärpolizist in Vietnam. Er kam einem mafiösen Ring von Schiebern auf die Spur, die Militärgüter abzweigten und in Saigon auf dem Schwarzmarkt verkauften. Chef dieser Connection war ein amerikanischer Versorgungsoffizier namens Brian Imperioli, der auf diese Weise das Startkapital für seine spätere Mafiakarriere erwirtschaftet hat. Mit von der Partie war auch ein franko-chinesischer Handelsmogul namens Raymond Wou aus Saigon.«

»Welchen Rang hatte Ihr Vater damals in der Militärpolizei?«

»Er war Captain. Bevor er die Sache zur Anklage bringen konnte, haben Imperioli und Wou gehandelt. Sie sorgten dafür, dass Dad betäubt und in den Dschungel gebracht wurde. Gefesselt ließ man ihn in einem Gebiet zurück, in dem der Vietcong operierte. Dad verbrachte Jahre in Gefangenschaft. Als er zurückkehrte, war er nicht mehr derselbe. Meine Mutter verließ ihn schließlich, weil sie nicht damit zurechtkam, wie er sich verändert hatte. Die Tatsache, dass ich erst nach Dads Rückkehr aus Vietnam gezeugt wurde, spricht immerhin dafür, dass Mum es ernsthaft mit ihm versucht hat. Sie zog mit mir nach Kalifornien, änderte ihren Namen. Im Nachhinein denke ich, dass ihm das den Rest gegeben hat und dafür sorgte, dass er innerlich zusammenbrach.«

»Er hat Jahre im John Doe Memorial Asylum verbracht.«

»Ja, ich weiß. Aber er sagte mir, er sei nun gesund.«

»Ein Fehlurteil.«

»Mag sein.«

»Hat er nicht versucht, Imperioli anzuklagen, nachdem er zurückkehrte?«, meldete sich nun Milo zu Wort.

Blanche schüttelte den Kopf. »Da war auf der einen Seite der ehrenwerte Geschäftsmann Brian Imperioli mit einem Stall voller Anwälte – und auf der anderen Seite ein traumatisierter Vietnam-Rückkehrer, der kaum noch seinen Namen wusste. Es hat ihm niemand geglaubt, obwohl er den Fall den offiziellen Stellen vorgetragen hat. Vielleicht war Imperiolis Arm einfach auch zu lang.« Sie hob die Augenbrauen und fuhr fort: »Es tut mir Leid, aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«

»Abwarten«, murmelte ich.

»Auf jeden Fall brauchen wir ein paar Haare Ihrer Katze«, ergänzte Milo. »Wenn Sie so freundlich sein würden … Ich glaube nicht, dass sie sich das von einem Fremden gefallen ließe!«

»Worauf Sie Gift nehmen können«, erwiderte Blanche.

Wenig später fragte ich: »Hat Ihr Dad außer Imperioli und Wou noch irgendjemand anderen namentlich erwähnt? Versuchen Sie sich zu erinnern. Bitte!«

»Ja, hat er …«

»Wen?«

»Da war einer in Imperiolis Einheit – seine rechte Hand. Dad sagte, er sei später Priester geworden, weil er wohl mit der Schuld nicht leben konnte.«

»Name!«, forderte ich.

»Nielsson, glaube ich. Charles Nielsson.«

»Wir brauchen sicher einen halben Tag Recherche, um herauszufinden, wo sich dieser Charles Nielsson heute befindet«, meinte Milo resignierend.

»In der St. Johns Church!«, sagte Blanche.

Ich sah sie erstaunt an. »Wie kommen Sie darauf?«

»Dad hat es gesagt: Heute liest er als frommer Priester in der St. Johns Church die Messe!«

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