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Milo und ich erfuhren am nächsten Morgen von den Geschehnissen in Chinatown.

»Jetzt hat Mulroney nur noch ein Geschoss – und ich bin überzeugt davon, dass er es einsetzen wird«, äußerte ich in der morgendlichen Besprechung im Büro unseres Chefs. »Leider wissen wir bislang weder, wer das dritte Opfer sein wird, noch, wo sich Mulroney aufhält.«

»Noch ist nicht hundertprozentig sicher, dass es Mulroney war!«, gab Milo zu bedenken. »Es könnten auch die Italiener dahinter stecken. Alex und Leon Imperioli müssen sich profilieren, wenn sie an die Spitze wollen – und was wäre da eindrucksvoller als die Beseitigung der Konkurrenz?«

»Die Fahndung nach Mulroney läuft jedenfalls«, erklärte Mr. McKee. »Phantombilder sind an die Medien gegeben worden.«

Unsere Kollegen vom Innendienst hatten Überstunden gemacht und die Nacht durchgearbeitet – nicht zum ersten Mal.

Das gesamte Field Office wartete noch immer darauf, dass sich irgendetwas im Hinblick auf die große Konferenz des Imperioli-Clans tat.

Später saß ich zusammen mit Milo in unserem gemeinsamen Dienstzimmer und versuchte mehr darüber herauszufinden, was mit Mulroney los war. Dabei telefonierte ich längere Zeit mit Dr. Susan Minchenheimer vom John Doe Memorial Asylum, nachdem ich ihr hatte sagen können, dass sie nun auch offiziell durch einen richterlichen Beschluss von ihrer Schweigepflicht entbunden war. Allerdings wurde sie erst gesprächig, als dieser Beschluss zu ihr hinüber gefaxt wurde. Nach Dr. Minchenheimers Angaben hatte Mulroney während seiner Therapie ausführlich über seine Erlebnisse in der Gefangenschaft des Vietcong berichtet. Über die Folterungen und Demütigungen, die er hatte erleiden müssen.

»Hat er jemals die Namen Brian Imperioli oder Raymond Wou erwähnt?«, fragte ich.

»Nein. Jedenfalls nicht während der letzten sieben Jahre. Aber in den Aufzeichnungen und Notizen, die ich von meinen Vorgängern übernommen habe, ist auch nichts über Personen dieses Namens zu finden, da bin ich mir sicher, denn das wäre mir sofort aufgefallen.«

»Ich danke Ihnen.«

»Offenbar hat Mulroney nicht einmal seinen Therapeuten das Herz wirklich vollständig ausgeschüttet«, kommentierte Milo das Gespräch. Ich hatte den Apparat so eingestellt, dass er mithören konnte.

Ich nickte.

»Und genau um diese fehlenden Teile geht es jetzt wohl.«

Es war früher Nachmittag, als die Ergebnisse aus dem Genlabor eintrafen. Offenbar hatte dort jemand mächtig Dampf gemacht. Die Haarproben aus dem Militärdepot bei Newark und aus dem leerstehenden Bürogebäude in der Nähe des Firmengeländes von Matthews & Partners waren identisch, das hieß, sie stammten von ein und derselben Katze.

Durch meine Computerermittlungen und ein Dutzend Telefongespräche hatte ich schließlich ein klareres Bild über Mulroneys Militärzeit in Vietnam. Er war in Saigon stationiert gewesen. Ursprünglich hatte er bei der Eliteeinheit Green Berets gedient, bevor eine Verletzung ihn zwang, zur Militärpolizei zu wechseln.

Irgendwie bekam ich das Puzzle einfach noch nicht zusammen. In den offiziellen Unterlagen, die mir zugänglich waren, fand ich keinen Anhaltspunkt, der mir weiterhelfen konnte.

Milo war erfolgreicher.

Über die Stadtverwaltung von New York bekam er heraus, dass Mulroney eine Tochter hatte. Sie stammte aus seiner vor Jahrzehnten geschiedenen Ehe und war längst erwachsen.

»Wäre doch möglich, dass Mulroney Kontakt zu ihr aufgenommen hat«, meinte Milo. »Sie wohnt erst seit einem Jahr hier in New York. Ist aus San Francisco hierhergezogen.«

Da flog die Tür zu unserem Dienstzimmer auf.

Clive Caravaggio erschien im Rahmen.

»Milo! Jesse! Bei den Imperiolis tut sich was!«

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