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Unverschämte Nachbarn

Alfred Bekker


"Furchtbar, dieses Gedudel!" brummte ich, als ich mich ziemlich erschöpft in den Gartensessel auf der Terrasse fallenließ.

Meine Frau zuckte die Schultern.

"Das geht schon den ganzen Nachmittag so!"

"Woher kommt das denn?"

"Na, von Maier natürlich, gleich nebenan."

Die Grenze zwischen unserem Grundstück und dem von Maiers wurde durch eine hohe Holzpergola sowie eine Reihe inzwischen recht großgewachsener Omorika-Tannen markiert.

Das bot für beide Seiten zwar einen fast vollkommenen Sichtschutz, so daß man ungeniert sonnenbaden, sich in der Nase bohren oder am Hintern kratzen konnte, aber gegen akustische Belästigung war dieser Grenzwall völlig unwirksam.

Ich konnte es mir so richtig vorstellen. Es war schönes Wetter und unsere Nachbarn sonnten sich auf ihrer Terrasse und ließen sich dabei von ihrer Lieblingsmusik berieseln.

Und wir waren gezwungen mitzuhören.

Irgendein Schlagersternchen trällerte etwas von Liebe und Sehnsucht und meine Frau seufzte. "Die könnten ihr Radio wirklich etwas leiser machen. Du könntest mal rübergehen und dich beschweren!"

"Ich weiß nicht... Vielleicht hört es ja gleich auf."

Es hörte nicht auf.

Ich nahm einen Schluck aus der Mineralwasserflasche und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Unser Sohn kam indessen vom Sandkasten her angelaufen.

"Was ist los?" fragte meine Frau. "Hast du keine Lust mehr zu spielen?"

"Mama, da ist irgendwo Musik! Gehen wir auch zur Kirmes?"

"Das ist keine Kirmes", sagte meine Frau.

"Aber - was dann?"

"Menschen, die sehr rücksichtslos sind und ihre Musik so laut anstellen, daß man sie überall hört!"

"Hm."

Der Kleine schien nicht so recht überzeugt davon zu sein, daß da tatsächlich keine Kirmes war. Er ging dennoch wieder zum Sandkasten zurück, wobei er aufmerksam lauschte.

Eine Viertelstunde verging, eine halbe Stunde...

"Jetzt mußt du dich doch wohl mal beschweren", meinte meine Frau.

"Ich glaube nicht, daß das etwas bringt. Du kennst Maiers. Das sind komplizierte, rechthaberische Leute. Ich glaube nicht, daß der ganze Ärger lohnt. Wenn ich mit dem Radiolärm ankomme, werden sie uns das Kindergeschrei vorhalten!"

In den Augen meiner Frau blitzte es angriffslustig. "Dann könnten wir mit dem Rasenmäher kontern, den die Sonntags morgens in aller Frühe losknattern lassen."

"Naja..."

"Nicht zu vergessen, daß sie im Winter ihre alten Spanplatten, die noch vom Bau übriggeblieben sind, einfach in den Kamin geben und die ganze Gegend damit vollräuchern!"

Eigentlich hatte sie recht. Und so nickte ich und stand auf. Ich ging über den Rasen. Am hinteren Ende unseres Grundstücks gab es eine Stelle, von der aus man auf die andere Seite schauen konnte. Die Musik wurde zunächst lauter, schien aber dann leiser zu werden.

Ich stutzte. An die plötzlich erwachte Rücksicht unserer Nachbarn mochte ich nicht so recht glauben. Und dann erfüllte mich ein schrecklicher Verdacht. Ich drehte mich herum und machte ein paar schnelle Schritte. Die Musik schwoll an. Ich folgte ihr bis zu dem Gemüsegarten, den ich an diesem Nachmittag umgegraben hatte. Und dann sah sich es! Auf dem Dach des Geräteschuppens stand das alte Kofferradio, daß ich mit hinausgenommen hatte, um bei der Arbeit die Liveschaltungen von der Fußball-Bundesliga mithören zu können. Ich hatte es einfach vergessen.

Heiter und unterhaltsam in die Weihnachtszeit: 2 Romane und 66 Kurzgeschichten

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