Читать книгу Heiter und unterhaltsam in die Weihnachtszeit: 2 Romane und 66 Kurzgeschichten - Alfred Bekker - Страница 36
ОглавлениеDer Geist von Laika
Alfred Bekker
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Die Salnuali waren ein sehr wißbegieriges und geduldiges Volk, dessen Raumschiffe seit unvorstellbar langer Zeit die Galaxis durchstreiften, um sie nach intelligenten Lebensformen abzusuchen. Bislang allerdings ohne Erfolg und man dachte schon daran, die Suche aufzugeben. Die Anhänger jener wissen-schaftlichen Lehrmeinung, die die Auffassung vertrat, daß die Salnuali die einzigen intelligenten Lebewesen waren, die das Universum je hervorgebracht hatte, gewannen nach langer Zeit mehr und mehr an Einfluß. Bis eines der unzähligen Raumschiffe der Salnuali-Flotte einen blauen Planeten entdeckte, der der dritte Planet seiner Sonne war und Anlaß zur Hoffnung gab. Eigentlich war diese Welt nichts besonderes. Schon die Tatsache, daß die Atmosphäre überwiegend aus Sauerstoff be-stand, hätte ein Grund sein können, um gleich weiterzuflie-gen. Schließlich war Sauerstoff für viele - vor allem einfachere - Lebensformen das reinste Gift. Wie sollte sich unter solchen Bedingungen Intelligenz entwickeln können? Die Wahr-scheinlichkeit war sehr gering.
Die Hoffnung lag nicht auf dem Planeten selbst, sondern in dem, was sich in einem einigermaßen stabilen Orbit um ihn herum bewegte: ein Raumschiff. Und wer immer im Stande war, ein Raumschiff zu bauen, mußte intelligent sein.
"Unsere Sensoren tasten das fremde Raumschiff ab!" meldete der wissenschaftliche Leiter des Salnuali-Schiffes und wandte sich an den Kommandanten. "Das Schiff ist bemannt. Mit einem Individuum!"
"Höchst interessant!" meinte der Kommandant.
"Offenbar ein Sauerstoffatmer - so erstaunlich das auch klingen mag."
"Das bedeutet, daß er von diesem blauen Planeten kommen könnte!" schloß der Kommandant.
"Sollen wir versuchen, mit den Sensoren den Planeten abzutasten und vielleicht sogar Kontakt aufzunehmen?" fragte der Kommunikationsoffizier.
Aber der Kommandant war anderer Ansicht.
"Nein. Das kann unübersehbare Folgen für diese fremde Zivilisation haben. Und für uns ebenfalls, denn diese Fremden könnten unsere Signale falsch interpretieren. Im schlimmsten Fall käme es zu einem Sternenkrieg..."
"Und was ist Ihr Vorschlag, Kommandant?"
"Wir werden den Raumfahrer scannen und sämtliche Daten über ihn in unseren Computer einspeisen. Erst wenn wir genau wissen, wie die Fremden kommunizieren, werden wir ihnen unsere Signale schicken."
*
Die Logik jener Wesen, die mit einem primitiven Raumschiff gerade bis in das Orbit ihres blauen Planeten gelangt waren, war weitaus fremdartiger, als zunächst vermutet und so beschäftigten sich die besten Salnuali-Wissenschaftler mit der Entschlüsselung ihrer Kommunikation. Sie schien keinem logischen Muster zu folgen, aber andererseits mußte sie logisch sein, denn wie hätten diese Wesen es sonst schaffen können, ein Schiff zu konstruieren, das sie in den Weltraum tragen konnte? Doch schließlich knackten die Salnuali diese Nuß. Eine Expedition wurde ausgerüstet und kehrte zum blauen Planeten zurück. Ein Signal wurde gesendet, aber - es gab keine Antwort.
Die Salnuali warteten und warteten. Sie hofften sehnsüchtig auf ein Zeichen, ein Signal, irgend etwas, daß deutlich ge-macht hätte, daß die Fremden verstanden hatten.
Aber es kam nichts...
*
"Hey, was soll das! Schalte das ab, Joe, das ist ja nicht zum Aushalten!"
Joe verzog das Gesicht. "Das kommt nunmal aus dem Äther!"
meinte er und grinste dabei.
Sein Gegenüber hieß Wesley, hatte zwei Doktortitel vor dem Namen und war eine schon deutlich ergraute wissenschaftliche Kapazität. "Schalt es trotzdem ab, Joe!" Wesley seufzte. "Da muß sich jemand einen dummen Scherz mit uns erlaubt haben!"
Joe schüttelte den Kopf und lachte schallend.
"Dreißig Jahre gibt es dieses Institut nun schon!" meinte er schließlich, als er sich gefaßt hatte. "Dreißig Jahre, in denen wir erfolglos in das Universum hineinhorchten, immer in der Hoffnung, Signale von außerirdischen Intelligenzen aufzufangen! Und nun das! Hundegebell! Vielleicht ist es ja der Geist von Laika, dieser Weltraumhündin, die die Russen vor einer Ewigkeit ins All geschossen haben!"
Wesley zuckte die Achseln und blieb nüchtern.
"Ich tippe eher auf einen CB-Funker."
Joe verzog das Gesicht. "Das sollte ein Witz sein!"
"Mir geht das Gebelle zu sehr auf die Nerven, als daß ich darüber lachen könnte!" knurrte Wesley. "Nun schalte doch endlich ab!"
Joe betätigte einen Schalter und das Hundegebell aus den Tiefen des Alls verstummte.