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Kopf ab!

Alfred Bekker


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Vor drei Tagen hatte der Raumkreuzer den etwas abgelegenen Planeten Kaldos angeflogen - eine erdähnliche Welt, die von einer Rasse blauhäutiger, humanoider Wesen bewohnt wurde. Diese Wesen machten zunächst einen überaus friedfertigen Eindruck. Weder Krieg noch Verbrechen schien es in ihrer Kultur zu geben und die irdischen Raumfahrer hatten schon fast das Gefühl, eine Art Paradies gefunden zu haben.

Bis zu jenem dritten Tag.

"Was geschieht hier?" fragte Marsten, der Kommandant des Raumschiffs fassungslos, als sein Blick über die vielen abgeschlagenen Köpfe glitt, die die Ebene bedeckten. Es mußten Tausende sein. Tausende von Köpfen, die man so auf den Boden gelegt hatte, daß es aussah, als ob man sie bei lebendigem Leib bis zum Hals eingegraben hätte. Ihre Augen waren geschlossen.

Vance, der Biologe, stand etwas abseits. Er zuckte die Achseln.

"Wir wissen noch nicht, was es genau bedeutet", sagte er. "Scheint eine Art religiöse Opferung zu sein. Die Kaldosianer gehen in Scharen in das große Gebäude dort drüben - offenbar eine Art Tempel oder dergleichen - und lassen sich dort köpfen!"

"Freiwillig?" Marston hob die Augenbrauen.

"Jedenfalls leisten sie keinen Widerstand, wenn Sie das meinen, Captain.

Aber Sie können es sich gerne selbst ansehen. Die Kaldosianer scheinen nichts dagegen zu haben, wenn man ihren Tempel betritt. Ich habe mir alles angesehen..."

Sie beobachteten wie einige der Kaldosianer aus dem Tempel kamen. Auf einer Lade trugen sie mehrere Dutzend abgeschlagener Köpfe, die sie übereinandergeschichtet hatten. Sie suchten eine freie Stelle auf dem Boden und begannen dann, die Köpfe sorgfältig und in einem etwa gleichen Abstand voneinander niederzulegen.

"Welch grausame Sitten!" knirschte Marsten zwischen den Zähnen hindurch. Er ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. "Warum tun sie das?"

Vance zuckte die Achseln. "Keine Ahnung. Unser Computer hat ihre Sprache noch immer nicht entschlüsselt... Dann wüßten wir vielleicht mehr!"

Sie gingen zum Schiff zurück, das sie hinter einer nahen Hügelkette gelandet hatten. Marsten nahm einen Kaffee und lief dann unruhig auf der Brücke herum.

Vance ahnte, was in dem anderen vorging und meinte: "Besser, Sie machen sich nicht zu viele Gedanken, über das, was da draußen passiert. Es geht uns nichts an. Wir sind nur Beobachter, aber es ist uns untersagt uns einzumischen!"

"Ich weiß", nickte Marsten. "Aber in diesem Fall bin ich dafür, daß wir uns über die Bestimmungen hinwegsetzen. Was da draußen geschieht ist eine Massenhinrichtung! Das können wir nicht einfach so hinnehmen!"

"Es ist eine fremde Kultur!" gab Vance zu bedenken. "Das müssen wir respektieren!"

"Pah!" machte Marsten aufgebracht. "Es ist Mord! Nichts anderes! Und keine Kultur, keine Religion kann das rechtfertigen!"

"Und? Was wollen Sie dagegen tun, Captain?"

Marsten fuhr herum und hielt Vance den Zeigefinger unter die Nase. "Wir könnten sie mit unseren Bordgeschützen dazu zwingen aufzuhören!"

Vance lachte trocken. "Solange wir ihre Sprache nicht entschlüsselt haben, könnten wir Ihnen noch nicht einmal klarmachen, was wir von ihnen wollen!"

versetzte er gallig. "Außerdem würde es Sie Ihren Job kosten, wenn Sie sich da einmischen, Captain! Das wissen Sie!"

Marsten knurrte etwas unverständliches vor sich hin.

Er wußte, daß Vance recht hatte. Aber es ging ihm gegen den Strich, sich eine solch barbarische Schlächterei mitansehen zu müssen und nichts dagegen tun zu können.

*


Auch an den nächsten Tagen ging das Köpfen unter den Kaldosianern weiter.

Immer neue Kolonnen gingen wie Schafe in den Tempel und ließen sich das Haupt abschlagen. Für die Erdmenschen war dieser Anblick kaum erträglich, aber ihnen waren die Hände gebunden. Stück für Stück wurde indessen die Sprache der Kaldosianer entschlüsselt, aber das führte nicht zu mehr Verständnis, sondern gab nur neue Rätsel auf.

Die Tage gingen dahin. Einer wie der andere. Und das Köpfen nahm kein Ende.

Nach einer Woche geschah dann etwas Erstaunliches. Es war Vance, der Biologe, der es als erster gesehen hatte. "Kommen Sie, Captain", sagte er zu Marsten. "Sehen Sie es sich an. Es erklärt alles!"

Wenig später standen sie zusammen mit nahezu der ganzen Mannschaft auf einem Hügel und sahen zu, wie die Köpfe der hingerichteten Kaldosianer einer nach dem anderen die Augen öffneten. Vom Tempel her kamen blauhäutige Helfer mit Grabwerkzeugen in immer größerer Zahl. Sie, die zuvor ihre Artgenossen geköpft hatten, gruben jetzt lebendige, unversehrte, sehr jugendlich wirkende Körper aus.

"Begreifen Sie jetzt, Captain?" sagte Vance. "Es war kein Mord, was hier geschah, sondern das genaue Gegenteil davon!"

Marsten schien nicht zu verstehen. "Was?" murmelte er.

"Sie kennen eine Mohrrübe, Captain. Wenn man sie ausgräbt kann man die eigentliche Pflanze von der Mohrrübe trennen. Steckt man die Pflanze in die Erde, wächst eine neue Mohrrübe." Er deutete auf die Kaldosianer. "Das hier scheint nach demselben Prinzip abzulaufen. Biologisch gesehen stammen diese Wesen trotz ihrer menschenähnlichen Erscheinung nämlich von Planzen ab."

Heiter und unterhaltsam in die Weihnachtszeit: 2 Romane und 66 Kurzgeschichten

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