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Scheiterhaufen überall

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»Lamparten waere selten riche –

Hiet si den Herrn von Osterriche –

Der die Ketzer sieden kann. –

Er vand ain schoene geriht daran –

Er will nieht, daz der valant –

zebreche sin zende sehant –

swenner si ezze, davon heizzet er –

Si siden unde braten er.«5

Herzog Leopold VI. von Österreich (reg. 1198–1230), später der »Glorreiche« genannt, entschloss sich als erster österreichischer Herrscher scharf gegen »Ketzer«6 vorzugehen, da er sich dafür vom Papst die Erhebung Wiens zum Bistum erhoffte. Die Ketzer »beleidigten« die Majestät Gottes und »verfälschten« das Wort des Herrn, daher sollten sie wie Majestätsverbrecher und Fälscher behandelt werden und ihre Vergehen im Feuer sühnen. Bei den Ketzern handelte es sich um »Waldenser«, eine christliche Laienbruderschaft, die der französische Kaufmann Petrus Waldes um 1170 in Lyon gegründet hatte. Sie hielten sich streng an das Evangelium, führten nach dem Vorbild Jesu ein Leben in Armut und predigten als Laien das Evangelium. Kaiser Friedrich I. Barbarossa (reg. 1155–1190) und Papst Lucius III. (der Zisterzienser Ubaldo Allucingoli, reg. 1181–1185) beschlossen 1184 ein gemeinsames Vorgehen gegen alle Ketzer und legten mit der Bulle »Ab olendam« den Grundstein für die spätere Inquisition. Ketzer waren nun automatisch exkommuniziert und wurden auf eigenen »Ketzerkreuzzügen« massenweise getötet. Petrus Waldes selbst soll nach Böhmen geflohen sein, wo er zwischen 1184 und 1218 starb. Überlebende Anhänger mischten sich mit Resten der ebenfalls verfolgten Sekten der »Humiliaten« und »Katharer«, nach der Stadt Albi auch »Albigenser« genannt, und verbreiteten ihre Lehre über ganz Europa bis nach Österreich, wo 1210 Herzog Leopold VI. zahlreiche Ketzer in einer ersten Verfolgungswelle verbrennen ließ. Die Wirkung der Verfolgung war jedoch nicht groß: zwanzig Jahre später werden Ketzergemeinden in Wien und Wiener Neustadt erwähnt; nach dem Tod des letzten Babenbergerherzogs Friedrich II. (gest. 1246) sollen nicht weniger als vierzig Ketzergemeinden, waldensische »Leonisten«, aber auch »Ortlieber«, »Runcarier«, »Siegfrieder«, »Geißler« und »Brüder vom freien Geist« im heutigen Nieder- und Oberösterreich existiert haben.

König Ottokar II. von Böhmen ging als Herzog von Österreich ebenso erfolglos gegen die Ketzer vor, nachdem sie den Pfarrer von Nöchling erschlagen hatten. Da er sich im Grunde bewusst war, dass die »Abtrünnigen« in mancher Hinsicht Recht hatten und es in der Amtskirche zahlreiche Missstände gab, setzte er verbrecherische Geistliche ab, wie etwa 1250 den Pfarrer Leopold von Wien. Diesem wurden der gleichzeitige Besitz zweier Pfründen, Totschlag, Ehebruch, Simonie, Meineid und Ketzerei vorgeworfen. Zum neuen Pfarrer ernannte der König seinen Vertrauten Gerhard, einen gebildeten Mann von untadeliger Lebensführung und großer Energie. Die Provinzialsynode von Wien 1267 sollte eigentlich Übelstände in der Kirche beseitigen, um den Zulauf der Menschen zu den Ketzern zu verhindern. Etliche ihrer Bestimmungen richteten sich stattdessen jedoch gegen die Juden. Nun wurde diesen eine eigene Kleidung vorgeschrieben und der Besuch der Gast- und Badehäuser verboten. Die Christen sollten in Zukunft ihren Hochzeiten fernbleiben und sie nicht zu Tisch laden. Wurde hingegen das Sakrament an jüdischen Häusern vorbeigetragen, so mussten deren Besitzer Fenster und Türen schließen. Während der christlichen Fasttage durften die Juden kein Fleisch über die Gasse schaffen, sie durften mit Christen weder über den Glauben disputieren noch kranke Christen besuchen oder gar kurieren. Den Pfarrern, in deren Gemeinde sie wohnten, hatten sie den »Zehnten« zu zahlen. Und sie sollten weder den Mauten vorstehen noch überhaupt ein Amt bekleiden.

Hexen, Mörder, Henker

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