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Der Hostienfrevel von Enns und die Wiener Geserah

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Kurz nach Ostern 1419 fiel den Geistlichen der etwas abgelegenen Pfarrkirche St. Laurentius in Enns das Fehlen einiger Hostien auf. Bald richtete sich der Verdacht gegen die Frau des »Türhüters« (Mesners). Sie wurde nach Wien gebracht, auf der Folter befragt und sie bekannte, die »Heiligkeit« gestohlen und dem reichen Juden Israel verkauft zu haben, damit er sie zerteilen und die Teile an in- und ausländische Juden zum Verspotten senden konnte. Die Juden leugneten jede Schuld, worauf der Herzog alle Juden in seinem Herrschaftsgebiet gleichzeitig festnehmen und ihre Güter konfiszieren ließ. Die »Gemeinen«, Mann, Frau und Kind, wurden vertrieben oder auf kleinen Schiffen ohne Ruder und Nahrung auf der Donau ausgesetzt, wobei viele ertranken. Die »Geachteten« wurden zurückgehalten und nach Wien gebracht, viele zogen den Freitod vor.

Am Verschwinden der Hostien bestand kein Zweifel, jedenfalls nicht für Herzog Albrecht V., und es ist anzunehmen, dass die Mesnerin sie tatsächlich gestohlen hatte, um sie als magische Mittel zu verwenden, was damals gang und gäbe war. Dass sie bei ihrer Befragung auf der Folter dann den Juden Israel beschuldigte, kann verschieden erklärt werden: vielleicht war sie bei ihm verschuldet und wollte sich rächen. Oder – wahrscheinlicher – es wurde ihr die Beschuldigung vom Untersuchungsrichter in den Mund gelegt, eventuell versprach er ihr dafür ein milderes Urteil, vielleicht hatte er ein persönliches Interesse daran, den Juden zu schaden. Dem Herzog wurde ihr Geständnis vorgelegt und er sah keinen Grund, den Richtern zu misstrauen. Als die Juden dann ebenso peinlich befragt wurden, bekannten sich schließlich doch viele schuldig. Herzog Albrecht, der sich für einen gerechten Herrscher hielt, hegte jedenfalls keinen Zweifel an ihrem »Verbrechen« und folgte damit der öffentlichen Meinung, die zu dieser Zeit entschieden judenfeindlich war. Er gab als Beweis seiner »Milde« den gefangenen Juden die Möglichkeit, ihr Verbrechen durch die Taufe zu sühnen und ließ ihre Kinder und die Jugendlichen zwangstaufen, um deren Leben zu retten. Er beauftragte seinen Vertrauten Nikolaus von Dinkelsbühl, Professor und Dekan an der Wiener Universität, vor den Gefangenen zu predigen, um sie zum »wahren Glauben« zu bekehren und gab im Falle der Bekehrung den »Neuchristen« ihr Vermögen zurück. Die Uneinsichtigen aber ließ er in einem hölzernen Haus auf der Gänseweide am 12. März 1421 verbrennen, Frauen und Männer, deren Zahl die Überlieferung unterschiedlich mit 110, 240 und 400 angibt. Nach ihrem Tode durchwühlten Wiener Bürger und Studenten die menschlichen Überreste und die Asche, da sie glaubten, die Juden hätten Gold und Wertsachen verschluckt. Die Mesnerin wurde am 16. April 1421 verurteilt und verbrannt.


Pranger von Retz mit »Schwertarm« als Zeichen der Blutgerichtsbarkeit

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