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Der Fall Stibor Chrezzel

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Stibarius Chrezzel (Kreßl) war eine in Wien viel beneidete Persönlichkeit, hatte er es doch zum »Kuchlmeister« Herzog Albrechts II. (reg. 1330–1358) gebracht. Als er eines Abends seinem Herrn, dessen fröhlichem Bruder Herzog Otto und ihren Frauen, den Herzoginnen Johanna von Pfirt und Elisabeth von Niederbayern, ein Fischgericht (?) vorsetzte, konnte er die Folgen nicht ahnen. Die reizende junge Elisabeth starb qualvoll, Albrecht geriet in Lebensgefahr und auch Otto fühlte sich sterbenselend. Nur Johanna, die nicht davon gegessen hatte, blieb gesund. Der ganze Hof, die ganze Stadt war überzeugt, dass Gift im Spiel war und natürlich war der Kuchlmeister verdächtig. Albrecht ließ ihn sofort in den Kerker werfen und ihn ohne weitere Anhörung zum Tod verurteilen, denn er war restlos von seiner Schuld überzeugt. Das hatte ein Feind des Kuchlmeisters, »ain pfaff von Swaben zewegen bracht mit falschen priefen«.


Christus als Richter, Detail vom Riesentor St. Stephan

Wie durch ein Wunder stellte sich knapp vor der Hinrichtung die Unschuld Chrezzels heraus. Ein Kind soll die Verleumdung entdeckt haben. Nun geschah dem Brieffälscher das, was sonst Chrezzel erlitten hätte. Auf dem Hohen Markt stellte man auf eine hohe Säule eine Art Vogelhaus, dort »setzte man den armen Sünder hinein und darin lag er wol vierzehn tag«, dann nahm man ihn heraus und »vermauerte ihn in datz Sand Stepfan auf dem Freithof. Do starb er auch kurczleich darnach in einem stokch.« Zum Dank für seine Errettung stiftete Chrezzel die rechte Chorkapelle der Michaelerkirche. Bis zum heutigen Tag aber ist nicht bekannt, ob es ein Anschlag und wer dafür verantwortlich war. Vielleicht die Herzogin Johanna? Der Volksmund bemächtigte sich des Stoffes, aus dem eine Wiener Sage entstand.

Hexen, Mörder, Henker

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